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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
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gehöre leider nicht zu den
Klugen meiner Gattung, sonst hätte ich das dämliche Summen ganz einfach
ignoriert und mein wohlverdientes Nickerchen gehalten. Wozu gibt es schließlich
Ohropax? Stattdessen klagte ich mein Leid dem ohnehin schon gestressten
Empfangschef George.
    „Es muss ganz
einfach am Klimaschacht liegen“, erklärte ich und zeigte dabei mit dem Finger
in die Luft.
    Nach kurzer
Überlegung schlug er mir als Alternative einen Umzug in das Nachbarzimmer vor.
Dankbar nahm ich an, verschwand wieder auf die fünfte Etage und schleppte meine
sieben Sachen in das Zimmer nebenan. Nachdem ich die Klimaanlage auch dort
ausgeschaltet hatte und mich gerade auf das Bett legen wollte, ging es wieder
los mit dem Summen. Mir kamen fast die Tränen. Wer glaubt, ich übertreibe, muss
sich vor Augen halten, dass wir Reiseleiter in den USA Tag und Nacht bis zu
sechs Wochen am Stück und ohne freien Tag arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt war ich
bereits knapp fünf Wochen unterwegs. Mein Nervenkostüm war porös. Ich konnte
jedoch unmöglich noch einmal an die Rezeption gehen. Die würden denken, ich
hätte einen an der Pfanne.
    Ehe ich mich
jedoch versah, stand ich wieder am Empfang und beschrieb mein Problem erneut:
    „Es summt ganz
monoton und es ist einfach nicht auszuhalten. Vielleicht ist die ganze rechte
Seite der fünften Etage davon betroffen.“
    George war
offensichtlich nicht in der Laune, mit einem hysterischen Reiseleiter über die
Wunder der Technik zu debattieren und gab mir anstandslos ein neues Zimmer auf
der gegenüberliegenden Seite des Gangs. Erneut brachte ich mein Gepäck von A
nach B, schaltete die Klimaanlage ab und hielt den Atem an. Und siehe da, es
summte wieder. Ich musste einfach Recht haben. Da war irgendetwas mit dem
Klimaschacht nicht in Ordnung.
    „Ich werde
darauf bestehen, dass ein Techniker in mein Zimmer kommt und sich von meinen
Aussagen überzeugt“, beschloss ich und begab mich zum dritten Mal an die
Rezeption, um mein Leid erneut zu klagen.
    „Die gesamte
fünfte Etage ist betroffen!“, gab ich kund. „Sie müssen sofort jemanden da hoch
schicken. Schließlich haben Sie auch Gäste aus meiner Gruppe dort
untergebracht. Ich darf gar nicht daran denken, was hier los ist, wenn die das
Summen mitten in der Nacht hören und plötzlich alle ihre Zimmer wechseln
wollen.“
    Ich bat den
ungläubigen George diesmal um ein Zimmer in einem anderen Stockwerk. Der
Empfangschef zeigte sich abermals gnädig und gab mir eine Schlüsselkarte für
die dritte Etage. Ich atmete auf. Endlich sollte der Spuk ein Ende haben. Der
Hausmeister würde umgehend die von mir reklamierten Zimmer überprüfen, wurde
mir freundlichst zugesichert. Natürlich war es inzwischen zu spät, um an
Wellness oder auch nur an einen Hauch von Entspannung zu denken. Um sicher zu
gehen, dass der erneute Umzug nicht wieder in einer Pleite enden würde, wollte
ich die dritte Etage erst einmal inspizieren. Ich war fest entschlossen, in
meinem momentanen Zimmer zu bleiben, sollte es im dritten Stock ebenfalls
seltsame Geräusche geben. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Da das Getöse der
Klimaanlage jedes eventuell vorhandene Summen übertöne, schaltete ich diese
sogleich ab. Wenige Sekunden später war es totenstill. Kein Summen. Kein
einziges auffälliges Geräusch, das einer erholsamen Nacht im Wege stehen
konnte. Ich liebe Amerika! Man kann sich in diesem Land so lange beschweren und
so oft umziehen, bis alles in Ordnung ist. In einem deutschen Hotel hätte man
mich wahrscheinlich längst auf die Straße befördert und mir ein lebenslanges
Hausverbot erteilt. Erleichtert und guten Mutes und machte ich mich nun auf,
ein letztes Mal mein Zimmer zu tauschen. Unterwegs begegnete ich dem
Hausmeister, der bereits auf dem Weg in meine ehemalige Unterkunft war. Ich wusste,
alles wird gut! Angekommen im neuen Zimmer auf der neuen Etage, ließ ich meinen
Koffer zu Boden sinken. Ich begab mich umgehend ins Bad, um mich für den
Abendausflug noch etwas frisch zu machen. Plötzlich war es wieder da! Ganz
deutlich konnte ich es hören, als ich den Wasserhahn abgedreht hatte: das
Summen des Grauens! Diesmal schien das Geräusch allerdings nicht von der
Zimmerdecke zu kommen, sondern eher vom Fußboden. Ich kniete nieder und hielt
mein Ohr an den Teppich.
    „Es kommt von
der Fenstergegend“, flüsterte ich mir selbst zu.
    Gezielt
rutschte ich auf allen Vieren Richtung Außenwand. Da war es. Ganz nah. Aber
nicht nah genug, um den

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