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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
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Gäste
wieder vertrauenswürdig. Zumindest bis zum nächsten Patzer.
     
    Der Bryce
Canyon gehört zu den beliebtesten Naturwundern des amerikanischen Kontinents.
Die Kombination aus leuchtenden orange-roten Farben und bizarren
Sandsteinelementen, die sich in einem großen Kessel wie versteinerte Figuren
aneinander drängen, fasziniert jeden Betrachter. Von meinen Gästen wird der
Bryce Canyon stets mit lautem „Oh!“ oder „Ah!“ begrüßt. Eigentlich sollte man
meinen, dass sie in Anbetracht des Anblicks, der sich ihnen bietet erst einmal
sprachlos sind. Aber die Deutschen machen sich umgehend an die Arbeit und
diskutieren lauthals womit man den Canyon wohl am besten vergleichen kann.
Neben seinem unersättlichen Bedarf an Wetterberichten und Fußballergebnissen
hat der deutsche Urlauber stets das dringende Bedürfnis, Dinge miteinander zu
vergleichen. Sieht er etwas Unbekanntes, muss es umgehend mit etwas Vertrautem
gleichgesetzt werden.
    „Das sieht
hier aus wie in der Türkei“, ruft einer.
    „Blödsinn“,
kontert ein anderer, „die Dinger in der Türkei sind doch weiß. Die sehen doch
ganz anders aus. Das hier ist wie in der fränkischen Schweiz.“
    Ein Dritter
mischt sich ein: „Ach, hör' doch auf. Da gibt’s doch gar keinen roten
Sandstein. Aber in Neuseeland, da hab ich auch schon mal so etwas gesehen. Das
sah ganz genauso aus.“
    Den Namen
Bryce erhielt der Canyon von einem Mormonen namens Ebenezer Bryce, einem der
ersten weißen Siedler der Gegend. Sein Ausspruch, This is a hell of a place
to loose a cow in , wurde auf einer Bronzetafel an einem der Aussichtspunkte
im Nationalpark verewigt. Übersetzt heißt das: Dies ist verdammt kein guter
Ort, um eine Kuh zu verlieren. Und tatsächlich, wer einmal in die Tiefen des
Canyons gewandert ist, wird den Ausspruch des Mannes sehr leicht
nachvollziehen. Auch ich kann ein Lied davon singen. Zwar habe ich im Canyon
noch keine Kuh verloren, dafür hätte die Welt aber beinah einen Reiseleiter
samt Gefolge verloren. Für diese Episode muss ich etwas ausholen, da sie ihren
Ursprung in meiner eigenen Zeit als Tourist hat.
    Lange bevor
ich begann Rundreisen zu führen, unternahm ich selbst mal eine geführte
Abenteuerreise durch den Westen der USA. Auch der Bryce Canyon gehörte zu den
Ausflugszielen unserer kleinen Gruppe. Damals hatte die Reiseleiterin eine ganz
tolle Idee.
    „Warum stehen
wir morgen nicht um fünf Uhr in der Früh auf und machen eine Wanderung bei
Sonnenaufgang durch den Canyon?“, schlug sie vor.
    Wir stimmten
begeistert zu. Unser Nachtquartier befand sich in einem kleinen Ort namens
Tropic, unweit des flachen Endes des Bryce Canyon. Der Kleinbus, der uns als
Transportmittel diente, brachte die Gruppe nach einer kurzen Nacht vom Hotel
bis hinauf in den Nationalpark. Dort starteten wir eine etwa neunzigminütige
Wanderung durch den Canyon, die schließlich wieder am Hotel endete. So
zumindest hatte ich den Ausflug in Erinnerung. In der Regel sind wir heutzutage
mit unseren Gruppen nicht im Örtchen Tropic untergebracht, sondern unmittelbar
am Ausgang des Nationalparks in einer großen Hotelanlage. Leider passiert es ab
und zu, dass ein Hotel überbucht und die Gruppe aus diesem Grund in ein anderes
Haus ausweichen muss.
    In einem
besonders heißen Sommer betreute ich ausnahmsweise eine kleine Gruppe von nur
elf Leuten, mit denen ich knapp drei Wochen durch den Westen fuhr. Für mich war
diese Reise die erste im Auftrag eines neuen Veranstalters, mit dem ich, in
meiner bis dato sehr kurzen Karriere, noch nie zusammengearbeitet hatte. Das
ist prinzipiell schwierig, weil man als Reiseleiter nie so genau weiß, was die
Firma so alles von einem erwartet. Die kleine Gruppe setzte sich zusammen aus
zwei jungen deutschen Damen, einer Handvoll Schweizern und ein paar
Österreichern. Unter anderem war eine alleinreisende Dame von achtzig Jahren
dabei, die für ihr hohes Alter erstaunlich fit wirkte. Frau Leetzenheimer hatte
etwas von einer Bergziege. Von einer sehr netten Bergziege, sollte ich dazu
sagen. Sie musste alles genau erkunden, erklettern und hatte hier und da auch
was zu meckern. Die jungen Leute im Bus mochten sie nicht sonderlich. Ich
empfand die Dame jedoch als sehr sympathisch. Erwähnenswert ist auch ein junges
Ehepaar aus Wien, das sich auf Hochzeitsreise befand und generell von Anfang an
nicht ganz pflegeleicht war, um nicht zu sagen äußert schwierig. Ich nannte sie
böse die Sachertortenfresser.
    Nach
morgendlicher

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