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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
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Kirche, die sich nicht an die Gesetzte halten
und deren Männer Frauen sammeln wie andere Leute Briefmarken. Ganz nach dem
Motto „je mehr desto besser“ und „je oller je doller“. Da findet man durchaus
den einen oder anderen Mann, der mit zwanzig Frauen zusammenlebt. Das hat
gewiss seine Vor- und Nachteile. Ich persönlich stelle mir ein Leben mit einem
Haufen Weiber jedenfalls recht anstrengend vor. In so einem Haushalt bekommt
das Phänomen Zickenkrieg sicher ganz neue Dimensionen. Mal ganz zu schweigen
von den Wechseljahren.
     
    Unser
Tankstopp an der Mount Carmel Junction war pünktlich beendet und ich hatte den
Geburtstag von Fräulein Hagebutts Schwester bereits wieder verdrängt. Das
Nervige an kurzen Pausen ist immer das Ein- und Aussteigen. Wie bereits
erwähnt, verfügen amerikanische Reisebusse nur über eine Tür. Die Bewältigung
dieser Hürde erfordert von Seiten der Reiseteilnehmer ein gehöriges Maß an
Disziplin und Geduld. Da fällt schon mal ein böses Wort, wenn Frau Zabel auf
halbem Weg beim Aussteigen plötzlich feststellt, dass sie ihren Fotoapparat auf
der letzen Bank vergessen hat. Oder, wenn Frau Sutterhuhn ganz dringend aufs
Klo muss und versucht, sich vorzudrängeln. Fängt es während einer Pause an zu
regnen und es gibt draußen keine Möglichkeit zum Unterstellen, wird es ganz
schlimm. Dann will jeder als Erster wieder im Trockenen sitzen und niemand
scheut sich, von seinen Ellenbogen Gebrauch zu machen.
    Alle Gäste
saßen bereits wieder brav auf ihren Plätzen, als die Schwestern Hagebutt mit
zwei Tüten in der Hand über den Parkplatz geschlendert kamen. Stolz zeigten sie
beim Einsteigen der Gruppe ihre Beute.
    „Der
Reiseleiter wollte uns erzählen, hier gibt’s‘ keinen Alkohol“, rief die Ältere
der beiden laut durch den Bus und hielt doch tatsächlich eine Pikkoloflasche
Sekt in die Höhe.
    Ich traute
meinen Augen nicht.
    „Dem darf man
auch nicht alles glauben!“, fügte die andere hinzu und präsentierte ebenso
demonstrativ eine zweite Flasche.
    Es gibt für
einen Reiseleiter nichts Unangenehmeres, als vor der Gruppe bloßgestellt zu
werden. Das ist nicht nur peinlich, es nagt auch an seiner Integrität.
    „Wie lange
waren Sie denn schon nicht mehr in Utah?“, fragte ein Gast in der vorderen
Reihe spöttisch. „Hier hat sich in den letzten Wochen wohl eine Menge
verändert.“
    „Kann ich mir
auch nicht erklären“, gab ich zur Antwort und wollte nur im Boden versinken.
    Ich konnte
nicht begreifen, wie die Schwestern an den Sekt gekommen waren. An dieser
Tankstelle hatte ich in all den Jahren noch keinen Alkohol gesehen. Mir blieb
nur Eines. Ich musste meinen Fehler wohl zugeben. Die Mädchen hatten es sich in
ihren Sitzen bequem gemacht und der Bus kam wieder ins Rollen. Die Stimmung war
gut. Alle freuten sich auf das Highlight, den Besuch des Bryce Canyon. Ich
machte mich derweil an die Arbeit, meine Gäste etwas ausführlicher über das
Mormonentum zu informieren. Plötzlich hörte ich einen spitzen Schrei, gefolgt
von einem lauten „Igittigitt“. Was haben die Schwestern nun schon wieder
angestellt? In den hinteren Reihen wurde es zunächst hektisch, dann brach
lautes Gelächter aus. Ich machte mich auf den Weg.
    „Bah! Das ist
ja ekelhaft“, rief die Ältere und spuckte etwas undefinierbares in ihre
Handfläche. „Das ist ja gar kein Sekt. – Wasser! Hat jemand Wasser?“
    Ich griff nach
der Flasche in ihrer Hand und sah auf das Etikett. Auf den ersten Blick konnte
ich nichts Ungewöhnliches feststellen. Beim genaueren Hinsehen wurde mir jedoch
einiges klar. Auf dem Klebeschild stand: Bubbly Extra. Luxury
Bath and Shower Gel . Bei dem Inhalt der Flasche handelte es sich nicht um Sekt,
sondern um Duschgel, einfach nur originell verpackt. Und das hatte sich die
kleine Hagebutt in den Schlund gekippt. Eine schöne Bescherung. Auch das
Wasser, das sie hinterher kippte, besserte die Lage nicht. Im Gegenteil. Jetzt
entfaltete sich der Schaum in ihrem Mund erst richtig. Das Wort „bubbly“ kann
aber auch sehr leicht missverstanden werden, denn generell wird in der
amerikanischen Umgangssprache Schampus als „bubbly“ bezeichnet. Wörtlich
übersetzt bedeutet es: voller Blasen. Ein Schaumbad heißt: „bubble bath“. Daher
die doppeldeutige Wortwahl auf dem Etikett. Ich müsste lügen, sollte ich sagen,
ich hätte in diesem Moment keine Schadenfreude verspürt. Und, was mir besonders
wichtig war, ich hatte Recht gehabt. Jetzt war ich in den Augen der

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