Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen
den
Megaresorts grenzt an Wunder, die der Hotelgast als selbstverständlich
hinnimmt. Oder haben Sie sich etwa schon einmal Gedanken gemacht, wo die
Angestellten Ihres Urlaubshotels die Autos parken? Die grob 24.000
Beschäftigten des Venetian und Palazzo werden in Reisebussen zur Arbeit
gefahren, die Tag und Nacht zwischen dem Resort und Großparkplätzen am
Stadtrand pendeln. Käme jeder Hotelangestellte am Strip mit dem eigenen Wagen
zum Dienst, versänke die Stadt im Chaos.
Für den
hartgesottenen Touristen hat die Spielerstadt so einiges zu bieten. Las Vegas
kennt keine Sperrstunde. Hier kann man selbst um fünf Uhr morgens noch auf
Schwarz oder Rot setzen und dabei einen Cocktail schlürfen. Und wer zum
Frühstück statt Rührei mit Speck lieber ein Filetsteak mit Garnelen mag wird
keinerlei Probleme haben, dieses auch serviert zu bekommen. Viele Menschen
reisen deshalb auch aus kulinarischem Grund nach Las Vegas. Die weltberühmten
Buffet-Restaurants der Hotels sind, was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht,
einfach unschlagbar. Das wissen auch die gut genährten Amerikaner aus dem
mittleren Westen, die an den Wochenenden in Scharen kommen. Viele von ihnen
sind so gut genährt, dass sie sich nur noch auf Elektrostühlen fortbewegen
können, die heutzutage jedes Kasinohotel seinen besonders fetten Gästen
kostenlos zur Verfügung stellt. Nirgendwo in den USA sieht man so viel
Übergewicht wie in dieser Stadt. Doch auch die Jungen und die Schönen lieben
Las Vegas. Hollywood ist mit dem Privatjet lediglich einen Katzensprung
entfernt und die Nachtclubs am großen Boulevard sind mindestens ebenso heiß,
wie der Wüstensand im Sommer. Stars wie Britney Spears und Paris Hilton kommen
regelmäßig ins LAX im Luxor Hotel oder in den Tao Club im Venetian, um dort
ihre Geburtstage, ihren Reichtum oder ganz einfach ihre frisch rasierten Beine
zu feiern. Wer im Tao Club einen Tisch für sich beansprucht, geht damit die
Verpflichtung für einen Mindestverzehr von 3.000 Dollar ein. Für diese Menge
Geld, so sollte man meinen, kann sich dann eine komplette Fußballmannschaft
sinnlos betrinken. Ganz so ist es nicht. Schlappe zwei Flaschen Wein werden
serviert, alles andere geht extra. Paris und Co. müssen sich über die horrenden
Preise aber keinesfalls graue Haare wachsen lassen. Die Starlets werden aus
Dankbarkeit für ihr bloßes Erscheinen in den Clubs mit Gratisgetränken versorgt
oder kassieren gar ein Honorar, wenn sie sich erbarmen, zwei oder drei Stunden
auf Teufel komm raus zu feiern. Tanzen sie dann noch ohne Höschen und lassen
sich dabei am besten auch noch knipsen, ist den Betreibern eine Werbung
garantiert, die mit Geld nicht zu bezahlen wäre. Das Innendesign des LAX und
des Tao Clubs stammt übrigens aus deutscher Hand von Thomas Schoos, der auch
schon so manches Promi-Restaurant in Los Angeles gestaltet und eingerichtet
hat. Und wo geht man hin, will man am Eingang weder zwei Stunden Schlange
stehen, noch 3.000 Dollar für einen Mindestverzehr investieren? Die Voodoo Bar
im Rio Hotel ist eine gute Alternative. Hier zahlt man als Nicht-Hotelgast
schlimmstenfalls zwanzig Dollar Eintrittsgeld, möchte man die nette Lounge
besuchen. Zwar liegt das Rio etwas abseits des Strips auf der Flamingo Road,
aber der sensationelle Blick von der Außenterrasse der Bar auf die Lichter der
Stadt entschädigt voll für diese kleine Unannehmlichkeit.
Der
Durchschnittsbesucher verbringt 3,7 Tage pro Aufenthalt in Las Vegas. Grund
genug für viele meiner Gäste, sich ausgiebig zu beklagen, dass je nach
Reiseroute bei einer Bustour nur eine oder maximal zwei Übernachtungen
eingeplant sind.
„Ja, aber wir
könnten doch noch ein paar Stündchen...“ höre ich sie am Morgen der Abreise
wieder einmal betteln.
„Nein, nein
und noch Mal nein!“, ist meine Antwort.
Wie eine
Mutter, die ihren Kindern das Lieblingsspielzeug wegnehmen will, fühle ich mich
dann.
„Ja, aber Las
Vegas ist doch sooo faszinierend.“
„NEEIIIN!“
Ja, aber sind
zwei Worte, ohne die der deutsche Tourist nicht leben kann. Sie sind fester
Bestandteil des Folterwerkzeugs eines jeden Reisenden, und nur zu gern holt er
es aus dem Utensilienkoffer, um den Reiseleiter damit zu quälen. Ja aber ist das Biest, dem man nicht entkommen kann. Ja aber ist die pure Hölle.
Ich sage: „Wir
fahren jetzt zwei Stunden bis zum nächsten Fotostopp.“
Der Gast sagt:
„Ja, aber können wir denn zwischendurch nicht anhalten?“
Ich sage:
„Nein, sonst
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