Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen
es dann von allen Seiten.
Die
zukünftigen Gatten stehen daneben und verlagern wartend das Gewicht von einem
Bein aufs andere. Von weitem sehen sie dabei aus wie ein Schwarm Pinguine, die
sich in der Wüstenhitze ziemlich verloren fühlen. Das klassische Brautkleid und
der Smoking sind jedoch keinesfalls Pflicht in der Lichterstadt. Schließlich
sind die USA das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und dazu gehört auch die
freie Auswahl der Garderobe für den wichtigsten Tag des Lebens. Wer möchte,
kann als Tarzan und Jane im Lendenschurz vor den Altar treten oder als Captain
Kirk und Officer Uhura im Star Treck-Outfit. Die einzelnen Themenhotels in Las
Vegas bieten ihren Gästen Hochzeitspauschalen, die an Kreativität wohl kaum zu
überbieten sind. Im Cesars Palace beispielsweise, war es viele Jahre „in“, sich
als Cesar und Cleopatra zu verkleiden. Das Excalibur Hotel warb schon bei
seiner Eröffnung mit der Möglichkeit, als Ritter und Burgfräulein den Gang zum
Altar zu beschreiten. Wobei der Bräutigam in seiner schweren Rüstung dabei ganz
klar den Kürzeren zog. Doch auch mit einer Trauung im Raumfahrtanzug, in
Dessous oder gar im Adamskostüm fällt man an diesem Ort keinesfalls aus dem
Rahmen. Je exotischer desto besser. Ganz allein die Vorstellungskraft des
Einzelnen setzt die Grenzen. Nicht nur die Kreativen kommen hier so richtig auf
ihre Kosten, auch die Faulen haben die Möglichkeit, so ganz nach ihrem
Geschmack zu heiraten. In der wohl berühmtesten Hochzeitskapelle der Stadt, A
Little White Chapel , muss man nicht einmal sein heißgeliebtes Auto
verlassen, um im Hafen der Ehe zu landen. Drive Through Wedding heißt
der Spaß, bei dem man dem Trauungsbeamten das Eheversprechen aus dem
Wagenfenster zuruft. Hamburger und Fritten werden allerdings nicht gereicht.
Dafür muss der Tunnel of Love verlassen und ein paar Häuser weiter zu
McDonalds gefahren werden.
Dass in Las
Vegas spannendere Hochzeitszeremonien veranstaltet werden als in Pusemuckel,
wissen auch die Deutschen längst. Ebenso wie die Amerikaner darf auch der
ausländische Tourist in Nevada durchaus ohne größeren bürokratischen Aufwand
heiraten. Nach der Trauung muss lediglich die Heiratsurkunde beglaubigt werden.
Mit dem entsprechenden Dokument wird die Ehe dann in der Heimat als
rechtsgültig anerkannt. Besonders beliebt bei den Deutschen sind die Zeremonien
im Harley Davidson Cafe und im Hofbräuhaus. Warum ein Deutscher aber
ausgerechnet nach Las Vegas reist, um sich dort auf bayerisch trauen zu lassen,
ist mir allerdings ein Rätsel. Auf meinen Rundreisen sind Hochzeiten aufgrund
des ewigen Zeitmangels eher selten. Dennoch gibt es hin und wieder mutige
Paare, die sich entschließen, in Las Vegas nicht durch die Spielkasinos,
sondern vor den Traualtar zu ziehen. Meist sind diese Hochzeiten schon vor der
Anreise gebucht und organisiert. Ein junges Paar aus Walsrode traf die
Entscheidung, den Bund fürs Leben einzugehen, dagegen sehr spontan. Brit und
Hans passten überhaupt nicht in das Raster der typischen Bustouristen. Sie
waren beide Ende zwanzig und von Kopf bis Fuß mit Tätowierungen übersät. Zudem
hatte Brit ein recht auffälliges und großes Zungenpiercing, das ständig gegen
ihre Zähne klapperte. Hans hingegen bestach mit einem gelben Irokesenschnitt.
Eine Haarpracht wie seine war mir seit meiner Jugendzeit nicht mehr
untergekommen. Brit hatte ausgerechnet auf der Flugzeugtoilette über Grönland
einen Schwangerschaftstest gemacht. Allein diese Tatsache besagt schon, dass
die beiden nicht zur Gattung der Ottonormalverbraucher gehörten. Das
Testergebnis fiel positiv aus und Hans setzte es sich in den Kopf, seine
Freundin noch während des Urlaubs in den USA zu ehelichen. Ich konnte mich für
die Idee zunächst überhaupt nicht begeistern, denn für mich bedeuten solche
Hauruck-Aktionen in jedem Fall eine gehörige Portion Extra-Stress. Da ich aber
kein Spielverderber sein wollte, bot ich den Beiden meine Hilfe an. Für die
Planung blieben uns genau fünf Tage Zeit. So richtig verrückt sollte die
Hochzeit sein, mit Elvis-Imitator, Stretch-Limo und allem Drum und Dran. Das
Paar beauftragte mich, Preise einzuholen und Buchungen vorzunehmen. Lediglich
um die Garderobe wollten sie sich selber kümmern. Da mir zu jenem Zeitpunkt
noch die nötige Erfahrung in der Organisation von Hochzeiten fehlte,
telefonierte ich zwei Tage lang wie ein Besessener mit Hochzeitskapellen,
Lizenzbüros und Entertainern. Heute weiß ich: Ein
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