Hoppe
echte Königin das schönste Opernhaus der Welt eröffnet.« (Gemeint ist das
Sydney Opera House
, das nach zahlreichen Schwierigkeiten und sechzehn Jahren Bauzeit schließlich am 20 . Oktober 1973 offiziell von Königin Elisabeth II ., dem formellen Staatsoberhaupt Australiens, seiner Bestimmung übergeben wurde. Das Opernhaus, mehrheitlich aus Geldern einer eigens dafür eingerichteten Lotterie finanziert, für die sich Virginia, obwohl sie jedwede Form des Glücksspiels hasste, jahrelang eingesetzt hatte (sie hatte zu diesem Zweck bereits in den frühen sechziger Jahren einen eigenen kleinen Verein gegründet), sah Felicitas allerdings erst zwanzig Jahre später von innen, auf einer Schiffsreise von Hamburg nach Hamburg, die sie unternommen hatte, um die Welt mit eigenen Augen zu sehen./fh)
Wie schwierig auch immer sich das Verhältnis der Blytons zu ihrer Ziehtochter entwickelte, die Beziehung zwischen Felicitas und Jonathan blieb davon auf erstaunliche Weise unberührt, weil sie sich weniger aus Musik oder Kirchgängen und Wochenendausflügen speiste, sondern, neben einer Vielzahl kleinerer (und einem etwas größeren) Geheimnis daraus, dass Felicitas, schon kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten, anfing, Joey (zusammen mit Virginia, die sich niemals nehmen ließ, dabei zu sein) zu seinen Cricketspielen zu begleiten, ein Spiel, das Joey, ein hochbegabter Bowler, der seit seiner frühen Schulzeit davon träumte, eines Tages Australiens größter Wicket Keeper aller Zeiten zu werden, mit größter Leidenschaft betrieb. Wie groß der Schock seiner unerwarteten (und so rasch voranschreitenden wie irreversiblen) Erblindung im Alter von zwölf Jahren war, muss nicht betont werden.
Fest steht, dass Quentin und Virginia alles dafür taten, um Joey (und damit sich selbst) über diesen Verlust hinwegzutrösten, und dass sie umgehend begannen, sich in Adelaide nach einer Mannschaft für Blind Cricket umzusehen, in der sich Joey, wider Erwarten, innerhalb kürzester Zeit an die Spitze spielte, wobei er Felicitas gegenüber immer wieder gern betonte, wie unabkömmlich er dort sei, weil es, den Regeln von Blind Cricket folgend, unter elf Mannschaftsmitgliedern mindestens vier geben müsse, die vollblind seien.
Felicitas, von jener raschen Auffassungsgabe, die sie bereits in ihren kanadischen Kinderjahren zeigte, lernte die (für Uneingeweihte alles andere als leicht eingängigen) Regeln des Cricketspiels im Handumdrehen. Nicht etwa, weil sie eine geübte Eishockeyspielerin war, eine Tatsache, die sie den Blytons genauso nachdrücklich verschwieg wie die Tatsache, dass sie gelegentlich schrieb (für die Blytons musste der Eindruck entstanden sein, sie habe ihre kanadischen Jahre fast ausschließlich am Klavier verbracht), sondern weil sie einen stark ausgeprägten Sinn für Spiele, Zeremonien und Regelwerke aller Art hatte. Sie war, wie bereits oben gezeigt, von Rollenspielen und Mannschaftsaufstellungen fasziniert, und sie liebte die Bühne, die jederzeit durch ein Stadion ersetzt werden konnte.
Übrigens lernte sie alles, was sie über Spiele wusste, was den Sport wie die Musik gleichermaßen betraf, ausschließlich durchs Hin- und Zuschauen. Sogenannte Brett- und Gesellschaftsspiele erfasste sie in kürzester Zeit durch einfaches Mitspielen, auch wenn sie diese Art Spiele, wie sie ausdrücklich betonte, nie besonders mochte (»da ist mir das Spielfeld einfach zu klein«), obwohl sie nicht nur eine exzellente Schachspielerin war (das einzige Spiel, das Karl ihr bereits während ihrer ersten großen Reise beigebracht hatte), sondern auch zahlreiche Kartenspiele beherrschte, allem voran (und nicht schlecht) das Skatspiel und Poker, die sie beide von Kramer und Small auf der
Adelheid
gelernt hatte.
»Durch Schaun zum Tun«, lautete die zu ihren persönlichen Wahlspruch erhobene Devise, die sie später kühn durch »Im Tun zum Tun« ersetzte und während ihrer musikalischen Ausbildung gern als Alibi für ihre eigene Ungeduld aufrufen sollte, die ihr den nicht unberechtigten Vorwurf ihrer späteren Lehrer einbrachte, sie widme dem einsamen und konzentrierten Studium von Noten und Partitur bei weitem nicht genug Aufmerksamkeit (obwohl oder womöglich weil die Notenschrift, die erste Schrift ihres Lebens war, die ihr Maria lange vor ihrer Schulzeit beigebracht hatte), sondern ziehe es vor, ihre Vorlage erst im Spiel zu begreifen, was keine Methode, sondern nichts als reine Faulheit sei. (Eine Faulheit übrigens, die
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