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Hoppe

Hoppe

Titel: Hoppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Hoppe
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nachtragend wäre (sie trägt nie etwas nach), sondern weil sie die Dinge viel zu genau nimmt, sie nimmt alles beim Wort, nicht nur die Menschen, auch die Natur. Immer geht es um Leben und Tod, um ganz oder gar nicht, immer um jetzt (nie um gleich), um hier oder nirgends.
    Und da sitzt es nun, dieses herrliche, schreckliche Mädchen, das sich lieber hinrichten ließe, anstatt sich an einem Sonntag im Sommer neben Joey und mich ins Gras zu legen und auf Halmen zu blasen oder im Winter, wenn es endlich ein bisschen kühler wird, Briefmarken aus alten Briefen zu schneiden, sie in lauwarmem Wasser abzutauen, um sie danach in Alben zu legen und sich darüber auszutauschen, was denen widerfahren sein könnte, die diese Briefe geschrieben haben.
    Noch heute träume ich manchmal davon, wir säßen zusammen auf einer Terrasse, in zwei übriggebliebenen Schaukelstühlen, und hielten Briefmarken gegen das Abendlicht, nichts als ein alberner Traum natürlich, mit dem Felicitas nichts zu tun haben kann, weil sie immer in Eile ist, immer irgendwohin unterwegs, nie zu fassen (›Flüchtiger als ein Säckchen Helium‹, wie später ein deutscher Kritiker in einem ganz anderen Zusammenhang schreiben sollte./fh), weil sie so sehr mit dem reinen Dasein beschäftigt ist, dass sie sich dabei selbst zum Verschwinden bringt, ständig auf der Flucht, aber nicht vor etwas davon, sondern auf etwas hin, ein Ziel, das mir unbekannt ist.
    Was übrigens das betrifft, so ist sie für dieses Land wie geschaffen. Wäre sie hundert Jahre früher gekommen, hätte sie mit ihrem Rucksack zu Fuß und allein die Wüste durchquert, wie all diese schrecklichen Leichhardts und Stuarts (gemeint sind der oben bereits erwähnte Ludwig Leichhardt aus Hoppes
Buch L
und John McDouall Stuart, der als Erster den Kontinent von Süd nach Nord (von Adelaide nach Darwin) durchquerte/fh), und hätte unterwegs ihre Initialen ( FH ) in alle Bäume und Steine geritzt. Womöglich ist das ihr geheimer Wunsch: zu verschwinden, damit man sie suchen muss, Präsenz durch Abwesenheit.«
    Quentins Bemerkungen erinnern uns an die Ausführungen Tracy Normans über Hoppes Sommerangst und ihre Unfähigkeit zum Freizeitvergnügen. Mit dem alles entscheidenden Unterschied, dass Quentin Felicitas liebte und höchst ernsthafte Anstrengungen unternahm, ihrem Wesen auf die Spur zu kommen und zu begreifen, »wie es eigentlich kommt, dass sie tatsächlich nicht in der Lage ist, irgendetwas zum Spaß zu tun, und dass es ihr selbst dann, wenn sie versucht, lustig zu sein (und sie kann sehr lustig sein!/fh), immer ernst ist«.
    Was Quentin allerdings besonders beschäftigt, ist »die erstaunliche Tatsache, dass sie bei aller scheinbaren Besessenheit alles andere als perfektionistisch, womöglich pedantisch ist (hier bezieht er sich offenbar auch auf ihr Klavierspiel/fh), sondern großzügig bis zur Nachlässigkeit und Selbstaufgabe«. Eine Großzügigkeit, von der Quentin behauptet, sie trage manchmal Züge einer gewissen Gleichgültigkeit, weil es ihr offenbar »auf etwas ganz anderes ankam, das mit dem, womit sie scheinbar beschäftigt war, nur höchst oberflächlich in Verbindung stand. Dies und nichts anderes«, kommt Quentin zum Schluss, »ist auch der Grund, weshalb sie, bei allergrößter Begabung, später nie im Konzertsaal bestehen konnte, weil sie auf unerklärliche Weise ihre ganze Begabung verschenkte. Sie hatte einfach zu viel davon, so viel, dass sie niemals begriff, was es, im guten Sinn, heißt zu sparen, wie man sich einteilt. Weil sie aus einem seltsamen Überfluss schöpft, der sich auch dem wachsamsten Publikum nicht vermitteln lässt. Sie war, auf faszinierende Weise, die großzügigste und zugleich unbescheidenste Person, die ich je in meinem Leben getroffen habe, der Inbegriff der Superbia.« (Superbia, lat. Hochmut, eine der sieben Hauptsünden/fh)
    Bei aller Einseitigkeit ist Quentins »Analyse« an Schärfe, Genauigkeit und Zuneigung kaum zu übertreffen und macht vor allen Dingen deutlich, dass er, im Gegensatz zu Virginia, tatsächlich über eine Menschenkenntnis verfügte, die von seinen persönlichen Interessen und religiösen Anschauungen nur unmaßgeblich bestimmt war. Er war, bei allen inneren und äußeren Gebundenheiten, ein freier Mann, der sich allem voran die Freiheit nahm, alles in seinen Kräften Stehende zu tun, um zu fördern, was er für förderungswürdig hielt.
    Kein Zweifel also, dass es, nach Lucy Bell, der Organist und Chormeister Blyton war, der

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