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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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    »Ich habe hier Korporal Greenwoods Aussage, Sir«, sagte er und wies auf das Dokument, das vor ihm auf dem Tisch lag.
    Dann fuhr er fort: »Beide Wachen sind im Augenblick ohnehin an Deck, das wäre die beste Gelegenheit, die Mannschaft zu unterrichten.« Als Buckland immer noch schwieg, fragte er ihn fast flehend: »Alle Mann achteraus, Sir?«
    »Ja«, sagte Buckland endlich und stürzte sich damit verzweifelt in das große Abenteuer.
    Wahrscheinlich gab es unter der Besatzung so manchen, der mit gemischten Gefühlen von dem Wechsel im Kommando Kenntnis nahm, aber das war die geringere Sorge. Viel bedrückender war der Gedanke an den Geheimbefehl, der immer noch im Schreibtisch des Kommandanten ruhte. Sollte er ihn kurzerhand öffnen und ausführen? Oder sollte er das Schiff einfach zu Admiral Blickertons Geschwader nach Antigua bringen und alles Weitere dem Geschwaderchef überlassen?
    Dieses Entweder-Oder lastete auf Buckland wie ein Alptraum, den er nicht abschütteln konnte.
    Später am Tage wurden alle Mitglieder der Offiziersmesse einzeln in die Kajüte geführt, damit sie sich mit eigenen Augen von dem jammervollen Zustand des Kommandanten überzeugen konnten. Das Gesicht des schwerverletzten Mannes war fas ganz mit Binden bedeckt, man sah, daß sich die Finger der einen Hand ein bißchen bewegten, die andere lag verborgen in einer Schlinge. Der Arme bot wirklich einen bemitleidenswerten Anblick.
    Als Clive am nächsten Morgen seine gebrochene Nase zu behandeln versuchte, geriet er völlig außer Rand und Band, schrie wie am Spieß und warf sich so heftig in seiner Koje herum, daß man ihn zur Schonung seiner anderen Knochenbrüche in eine Art Zwangsjacke aus Segeltuch schnüren mußte. Laudanum und ein kräftiger Aderlaß raubten ihm das Bewußtsein. Als er nach geraumer Zeit wieder zu sich kam, besuchte ihn Bush und fand statt eines Mannes einen armen elenden Wicht, der wie ein Kind vor sich hinweinte und angsterfüllt vor jedem Menschen sein Gesicht verbarg.
    »Es kommt oft vor«, dozierte Clive - je länger der Zustand des Kommandanten währte, desto offener sprach er sich darüber aus -, »daß eine Verletzung, ein Sturz, eine Verbrennung oder ein Knochenbruch einen geistig an sich schon etwas labilen Menschen vollends aus dem Gleichgewicht bringt.«
    Während in der Einsamkeit der Kajüte ein kranker Mann seinem Schicksal entgegenging, hielt in den Decks der Renown ein neuer Geist seinen Einzug. In dem veränderten Ton, der jetzt in der Offiziersmesse herrschte, gab sich dieser Wandel am deutlichsten kund.
    »Jetzt können wir unsere Männer endlich zu guten Seeleuten erziehen«, meinte Carberry, der Obersteuermann bei Tisch, und die Genugtuung, die aus seinen Worten klang, fand bei allen Offizieren lebhaften Widerhall.
    »Wir haben nur nicht mehr viel Zeit dazu«, meinte Hornblower. »Wenn die Besatzung gegessen hat, will ich gleich mit meinen Geschützbedienungen in der Unterbatterie noch ein wenig exerzieren.«
    Als Bush das hörte, ertappte er sich wieder einmal dabei, da er zu dem um so viel Jüngeren mit Achtung, ja mit Bewunderung aufsah, statt wohlwollend auf ihn herabzublicken, wie es sich nach der Überlieferung in der Navy für den Älteren gehörte. War er womöglich auch schon von jener üblen Mode der Gleichmacherei angesteckt, die sich von Frankreich aus über die ganze Welt zu verbreiten schien? Bei diesem Gedanken stieg Bush die Hitze zu Kopf, er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum, aber es wollte ihm nicht gelingen, Ordnung in seine Gefühle zu bringen.

6. Kapitel
    Die Geschütze der Unterbatterie waren wieder festgezurrt, und ihre schwitzenden Bedienungen strömten an Deck. Die Renown hatte inzwischen 30° Nordbreite erreicht, da war es in der Unterbatterie schon recht warm, auch wenn die Geschützpforten zum Exerzieren geöffnet waren. Das Ein- und Ausrennen der schweren Kanonen brachte die Männer um so rascher in Schweiß. Hornblower hatte seine Geschützmannschaften scharf herangenommen, es waren an die hundertachtzig Mann, die jetzt nach getaner Arbeit den Sonnenschein und die frische Luft des Passats genossen und die gutmütigen Sticheleien ihrer Kameraden zu hören bekamen, die keinen so harten Dienst gemacht hatten, wohl aber wußten, daß auch sie bald an der Reihe waren.
    Die Geschützbedienungen wischten sich den Schweiß von den dampfenden Stirnen und zahlten den Spöttern mit Witzworten heim, die genauso rauh und ungehobelt waren wie das

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