Hornblower 02 - Leutnant Hornblower
Flintgestein ihres Heimatbodens. Für die Offiziere war es eine Freude zu sehen, wie gut die allgemeine Stimmung war und wie willig die Männer ihren Dienst versahen. Die kurzen drei Tage, die seit dem Kommandowechsel vergangen waren, hatten schon genügt, den Geist der Besatzung zu heben. Argwohn und Furcht waren gebannt, für eine kurze Weile gab es noch verdrossene Gesichter, bald aber sah jeder ein, daß kräftige Bewegung und regelmäßiger Dienst die besten Mittel waren, den Mensche frisch und zufrieden zu machen.
Hornblower kam schweißüberströmt nach achtern und trat grüßend an Roberts heran, der die Wache hatte und sich an der Reling des Achterdecks eben mit Bush unterhielt. Hornblower sprach eine höchst ungewöhnliche Bitte aus, Roberts und Bush starrten ihn mit erstaunten Augen an. »Aber das Deck, Mr. Hornblower!« wandte Roberts ein. »Das kann man in zwei Minuten abschwabbern, Sir«, antwortete Hornblower, wischte sich den Schweiß vom Gesicht und blickte sehnsüchtig über die Reling in die blaue Flut hinunter, daß es jedem auffallen mußte.
»Ich habe noch fünfzehn Minuten Zeit, bis ich Sie ablösen muß, Sir - das ist reichlich genug.«
»Lassen Sie sich bitte nicht aufhalten, Mr. Hornblower.«
»Besten Dank, Sir«, sagte Hornblower und wandte sich mit einem zweiten kurzen Gruß in aller Eile zum Gehen. Roberts und Bush tauschten einen halb belustigten, halb verständnislosen Blick. Dann paßten sie auf, wie Hornblower seine Befehle gab.
»Bootsmann! Hören Sie, Bootsmann!«
»Sir!«
»Lassen Sie sofort die Deckwaschpumpe klarmachen.«
»Die Deckwaschpumpe klarmachen, Sir?«
»Jawohl. Vier Mann an die Schwengel, einen an den Schlauch. Beeilen Sie sich damit! Ich bin in zwei Minuten wieder hier.«
»Aye, aye, Sir.«
Nach einem Blick auf die davoneilende Gestalt machte sich der Bootsmann daran, den Befehl auszuführen. Hornblower hielt Wort. Nach zwei Minuten kam er wieder zum Vorschein, nur war er jetzt, mit Ausnahme eines flüchtig umgeschlungenen Handtuchs, splitternackt. Alles das kam den Zuschauern höchst seltsam vor.
»Pump weg!« befahl er den Leuten an den Schwengeln. Die wußten nicht recht, was sie von dieser Sache halten sollten, aber sie gehorchten dem Befehl. Paarweise drückten sie abwechselnd mit ihrem ganzen Gewicht auf die Schwengel, auf - ab, auf - ab, klick - klack. Der Matrose, der den Schlauch bediente, spürte, wie dieser in seinen Händen lebendig wurde, als ihn das Wasser von außenbords zu füllen begann, und schon im nächsten Augenblick zischte ein kräftiger Strahl aus seinem Mundstück.
»Halten Sie auf mich«, sagte Hornblower, warf sein Handtuch beiseite und stand nun nackt in der Sonne. Der Schlauchführer zögerte. »So komm endlich! Los dafür!«
Voller Bedenken tat der Mann, wie ihm befohlen war, und zielte mit dem Strahl auf seinen Vorgesetzten, der sich unter dem klatschenden Guß bald rechts, bald links herumdrehte. Eine Menge Leute drängte sich im Umkreis und genoß das lustige Schauspiel.
»Pumpt, ihr Seepferde!« rief Hornblower. Die Männer an den Schwengeln hatten jetzt bereits ein Grinsen aufgesetzt und warfen sich gehorsam mit ihrem ganzen Gewicht auf die Griffe.
Sie waren so begeistert bei der Sache, daß sie mit den Füßen vom Deck hochsprangen, so oft sie ihre Schwengel niederwuchteten. Der klare Wasserstrahl bekam dadurch erhebliche Kraft, und Hornblower wirbelte unter seinen peitschenden Schlägen mit schmerzverzücktem Gesicht im Kreis herum.
Buckland hatte tief in Gedanken allein an der Heckreling gestanden und ins Kielwasser gestarrt. Erst das Geklapper der Pumpe machte ihn aufmerksam, er schlenderte daher voraus und gesellte sich zu Roberts und Bush, um sich das seltsame Schauspiel anzusehen.
»Unser Hornblower hat merkwürdige Liebhabereien«, bemerkte er und verzog dabei den Mund zu einem Lächeln, das allerdings recht melancholisch ausfiel, denn sein Gesicht tru deutliche Spuren all der Sorgen und Ängste, die er durchzumachen hatte. »Es scheint ihm mächtig Spaß zu machen, Sir«, sagte Bush.
Beim Anblick Hornblowers, der sich unter dem blitzenden Wasserstrahl wand, befiel Bush in seinem dicken Uniformrock ein prickelndes Gefühl unter dem Hemd. Es konnte nicht so übel sein, dachte er, sich auf diese Weise abduschen zu lassen, obwohl man natürlich fürchten mußte, daß die Gesundheit dadurch Schaden litt.
»Fest pumpen!« brüllte Hornblower. »Fest pumpen da!«
Die Männer an den Pumpen stellten ihre Arbeit
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