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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ein, der Wasserstrahl schrumpfte zu einem dünnen Rinnsal, dann zu nichts.
    »Bootsmann! Pumpe bergen. Lassen Sie das Deck abschwabbern!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Hornblower griff nach seinem Handtuch und trabte über das Großdeck nach achtern. Strahlend vor Vergnügen und Wohlgefühl, warf er einen Blick nach den Offizieren auf dem Achterdeck.
    »Ich weiß nicht, ob solche Scherze der Disziplin sehr zuträglich sind«, bemerkte Roberts, als Hornblower verschwunden war. Aber er besann sich nachträglich eines Besseren und setzte hinzu: »Bei Licht besehen ist schließlich nicht viel dagegen zu sagen.«
    »Sehen Sie«, sagte Buckland, »das meine ich auch. Wir wollen nur hoffen, daß er sich kein Fieber holt. Es scheint mir immerhin bedenklich, den schwitzenden Körper so abzuschrecken.«
    »Er sah mir eigentlich nicht danach aus, Sir«, sagte Bush, dem immer noch Hornblowers strahlendes Gesicht vorschwebte.
    »Zehn Minuten vor acht Glasen, Sir«, meldete der Bootsmaa der Wache.
    »Danke«, sagte Roberts.
    Die nasse Stelle an Deck war schon fast trocken, dünner Dampf stieg von den Planken auf, weil die Sonne trotz der vorgerückten Nachmittagsstunde immer noch heiß darauf niederbrannte.
    »Pfeifen Sie die Wache«, befahl Roberts.
    Hornblower kam, den Kieker unter dem Arm, auf das Achterdeck gerannt, offenbar entwickelte er auch beim Anziehen jene methodische Fixigkeit, die für sein ganzes Tun so kennzeichnend war. Nach achtern gewandt, hob er grüßend die Hand an den Hut und stand dann klar, um Roberts abzulösen.
    »Hat Sie das Bad erfrischt?« fragte Buckland.
    »Jawohl, Sir, besten Dank.«
    Bush sah die beiden zusammenstehen, den ältlichen, von seinen Sorgen gezeichneten Ersten Offizier und den jungen fünften Leutnant, dessen Jugendfrische den Älteren wohl eben mit schmerzlichem Neid erfüllte. Der Anblick lehrte ihn wieder einmal etwas vom Unterschied der menschlichen Charaktere.
    Nicht, daß er imstande gewesen wäre, das Ergebnis solcher Beobachtungen in ein System zu bringen - so etwas wäre ihm nie eingefallen -, aber er konnte auch so schon eine Menge lernen, denn diese Erfahrungen und Beobachtungen gaben ihm im Verein mit seinem angeborenen gesunden Menschenverstand eine gute Grundlage für ein sicheres Urteil. In richtiger Selbsteinschätzung verstieg er sich keineswegs dazu, philosophische Betrachtungen über diese Dinge anzustellen, aber er hatte doch zum Beispiel richtig erkannt, daß man unter den Seeoffizieren (von Landratten wußte er so gut wie überhaupt nichts) ganz allgemein zwischen aktiven und passiven Naturen unterscheiden konnte - die einen drängten sich zu Taten und Verantwortung, die anderen waren es zufrieden, zu warten, bis sie unter dem Druck der Umstände handeln mußten. Frühe schon hatte er die einfachere Lehre gezogen, daß man die Offiziere in tüchtige und untüchtige oder in kluge und dumme einteilen konnte, und daß sich die zweite dieser Unterscheidungen zwar beinahe, aber eben doch nicht ganz mit der ersten deckte. Es gab ferner Offiziere, denen man zutrauen konnte, daß sie in schwierigen Lagen rasch und richtig handelten. Andere boten diese Gewähr nicht - und wieder deckte sich die Scheidelinie nicht mit der der anderen Gruppen. Man fand besonnene und unbesonnene, geduldige und ungeduldige Offiziere, Männer mit starken Nerven und andere mit schwachen. In manchen Fällen geriet Bushs Werturteil wohl auch in Konflikt mit seinen Vorurteilen - so hegte er leicht ein gewisses Mißtrauen gegen besonders intelligente, selbständig denkende und tatendurstige Leute, weil sich diese Eigenschaften ohne das Gegengewicht anderer vorteilhafter Wesenszüge zu einer wahren Plage auswachsen konnten. Der bedeutsamste und interessanteste Unterschied der Charaktere, den Bush in zehn Jahren ununterbrochener Kriegsdienstzeit hatte beobachten können, war aber der zwischen Führern und Geführten. Zwar konnte er auch diesen Wesensunterschied nicht in Worte fassen, vor allem nicht so kurz und bündig, wie das hier geschehen ist, dennoch hatte er ihn sehr genau im Gefühl, er wußte darum, obwohl er ihn nicht zu definieren verstand.
    Unwillkürlich kam ihm dieser Unterschied jetzt in den Sinn, als er Buckland und Hornblower auf dem Achterdeck miteinander plaudern sah. Die Nachmittagswache war zu Ende, die erste Abendwache hatte begonnen. Damit begann nach altem Brauch die Freizeit. Die Mannschaft sammelte sich auf dem Vorschiff, ein paar Leute standen auf der Back und sahen den Delphinen zu,

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