Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Zum mindesten war das für ihn ein triftiger Grund, die Unternehmung aufzuschieben.
    »Mr. Roberts!«
    »Sir?«
    »Legen Sie das Schiff mit Backbordhalsen an den Wind, Kurs voll und bei!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Die Achtergäste rannten an die Kreuzbrassen, und das Schiff fiel langsam ab. Allmählich füllten sich die Marssegel, unter ihrem Druck legte sich die Renown langsam über und begann zugleich Fahrt aufzunehmen. Ihr Backbordbug faßte den nächsten Roller und setzte gleich so kräftig ein, daß eine Wolke von Gischt über die Back fegte. In den steifen Luvwanten und Pardunen sang der Wind sein heiteres Lied, das sich prächtig mit der rauschenden Musik des Rumpfes und der See vereinte. Die gleiche Renown, die sich eben noch wie ein totes Stück Holz in der Dünung gewälzt hatte, war plötzlich wieder zu neuem, fröhlichem Leben erwacht. Der heulende Passat legte sie auf die Seite, sie stampfte in großartigen Schwüngen voran, als hätte sie selbst die größte Freude an diesem Spiel, die Seen brodelten um ihren Bug, ihr Kielwasser zeichnete in das Blau des Ozeans eine lange, leuchtendweiße Bahn.
    »Ist Ihnen jetzt besser?« erkundigte sich Bush bei Hornblower.
    »In einer Hinsicht ja«, erhielt er zur Antwort. Hornblower hatte den Blick auf die fernen Höhen von Santo Domingo gerichtet. »Ich wünschte, wir gingen jetzt dort ins Gefecht, statt wegzulaufen und erst noch lange darüber nachzudenken.«
    »Sie Eisenfresser!«
    »Ich? Ein Eisenfresser? Keine Spur - ganz im Gegenteil. Ich wünschte - ach, ich glaube, ich wünsche mir immer viel zuviel.«
    Es gab eben Menschen, die man einfach nicht verstand, dachte Bush resigniert. Er für seine Person war zufrieden, sich die warme Sonne auf den Buckel scheinen zu lassen, deren Hitze jetzt durch den frischen Wind und die Fahrt des Schiffes angenehm gemildert wurde. Brachte die Zukunft Kampf und Gefahren, nun, so konnte er mit gelassener Ruhe darauf warten.
    Vor allem beglückwünschte er sich immer wieder ehrlich, daß ihm das Schicksal erspart hatte, Bucklands Verantwortung tragen zu müssen, der nun ein Schiff und siebenhundertvierzig Mann ins Gefecht führen sollte. Diese Aussicht auf ein Gefecht ließ einen wenigstens einmal die schauerliche Tatsache vergessen, daß unten in der Kajüte ein wahnsinniger Kommandant eingesperrt lag.
    Beim Dinner in der Messe sah er zu Hornblower hinüber, der einen zappligen und nervösen Eindruck machte. Buckland hatte seine Absicht bekanntgegeben, den Stier am folgenden Morgen bei den Hörnern zu packen, Samana Point zu runden und sich den Weg in die Tiefe der Bucht zu erzwingen. Es bedurfte nur weniger Breitseiten der Renown, um alles, was dort an Schiffen vor Anker lag, zu zerstören. Bush billigte diesen Plan aus vollster Überzeugung. Man mußte zunächst einmal die Kaperer ausrotten, verbrennen, versenken, dann war immer noch Zeit zu überlegen, was weiter zu geschehen hatte, sofern sich das überhaupt noch als nötig erwies. Bei der Besprechung in der Messe hatte Buckland die Offiziere aufgefordert, sich zu melden, falls sie noch irgendwelche Fragen hätten. Darauf hatte sich Smith mit viel Verständnis nach den Gezeiten erkundigt, und Carberry hatte ihm eingehend Auskunft erteilt. Roberts hatte ein paar Fragen über die Lage an der Südküste der Bucht, nur Hornblower, der am unteren Ende des Tisches saß, hatte die ganze Zeit den Mund gehalten, allein seine Augen waren gespannt und aufmerksam von einem Sprecher zum anderen gewandert.
    Während der beiden Abendwachen ging Hornblower für sic allein mit gesenktem Kopf und anscheinend tief in Gedanken an Deck auf und ab. Bush bemerkte, daß die Finger seiner auf dem Rücken verschränkten Hände keinen Augenblick Ruhe hielten, und wurde bei diesem Anblick plötzlich von einem peinlichen Zweifel befallen. War es möglich, daß es diesem tatkräftigen jungen Offizier an physischem Mut gebrach? Diese Frage war nicht etwa auf seinem eigenen Mist gewachsen - er hatte sie vielmehr vor Jahren einmal von irgendeinem anderen gehört, der sie in boshafter Absicht stellte. Immerhin war es noch freundlicher von ihm, sich auf diese zweifelnde Fragestellung zu besinnen, als sich kurzerhand einzugestehen, daß er Hornblower für einen Feigling hielt. Bush verstand in diesen Dingen wenig Spaß - wenn sich ein Mann als Feigling erwies, dann wollte er nichts mehr mit ihm zu schaffen haben.
    Am folgenden Morgen schrillten die Pfeifen durch die Decks, und die Trommeln der Seesoldaten

Weitere Kostenlose Bücher