Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
wieder hoch und rollte, ohne auf ebenem Kiel haltzumachen, mit klappernden Blöcken und ratterndem Geschirr so schwungvoll nach der anderen Seite, daß einem Hören und Sehen verging - bis es in entgegengesetzter Richtung ebensoweit überlag. Wieder krachten die Haltegiens der Geschütze, wieder rutschte jeder Unvorsichtige erbarmungslos nach Lee. Zuletzt lag die Renown wie tot auf der Seite, bis die Dünung unter ihr durchgerollt war und das Spiel von neuem begann.
    »Mein Gott«, sagte Hornblower, der sich mit beiden Händen an einem Belegnagel der Kreuznagelbank festklammerte, um nicht im Wassergang zu landen, »kann er denn zu keinem Entschluß kommen?«
    Hornblower hatte merkwürdig glasige Augen, was Bus veranlaßte, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen.
    »Seekrank?« fragte er neugierig.
    »Das hält ja der stärkste Mann nicht aus«, antwortete Hornblower. »Diese verfluchte Rollerei!«
    Bush hatte einen gußeisernen Magen, der sich nie auch nur im mindesten störend bemerkbar machte, aber er wußte wohl, daß es weniger Glückliche gab, die noch nach wochenlangem Seetörn unter der Seekrankheit litten, besonders wenn sich die Bewegungen des Schiffes änderten. Diese tote Schaukelei war natürlich mit dem kraftvollen Leben der Renown unter Segel überhaupt nicht zu vergleichen.
    »Buckland will eben genau wissen, wie es an Land aussieht«, sagte er in dem Bemühen, Hornblower aufzuheitern.
    »Ich möchte wissen, was es da noch zu sehen gibt«, brummte Hornblower. »Auf dem Fort droben weht die spanische Flagge.
    Dort ist natürlich jedermann längst im Bilde, daß sich hier ein Linienschiff herumtreibt, und die Dons brauchen nicht gerade Hellseher zu sein, um zu merken, daß wir nicht zum Vergnügen hergekommen sind. Und wir lassen ihnen jetzt auch noch Zeit, sich gebührend auf unseren Empfang vorzubereiten.«
    »Was bleibt uns denn anderes übrig?«
    »Er hätte im Dunkeln mit der Seebrise anlaufen sollen, die Landungsabteilung klar zum Ausschiffen. Dann in der Morgendämmerung so rasch wie möglich an Land und den Platz gestürmt, ehe die Kerle von einer Gefahr etwas ahnten - o Gott!«
    Der letzte Ausruf hatte nichts mit dem zu tun, was Hornblower eben gesagt hatte. Er entrang sich ihm nur, weil sein Magen wieder einmal revoltierte. Unter der dunklen Sonnenbräune zeigten seine Wangen einen grünlichen Schimmer.
    »Das ist ja schlimm«, sagte Bush.
    Buckland stand noch immer an der Reling und versuchte, seinen Kieker trotz des Rollens auf den Küstenstrich zu halten.
    Das war also Scotchmans Bay, die Bahia de Escosesa, wie sie die spanischen Karten nannten. Nach Westen zu verlief die Küste flach ins Meer, die mächtigen Roller brachen hier schon weit draußen und schäumten milchig weiß und mit gebrochener Kraft an den Strand. Ganz anders sah es in östlicher Richtung aus. Hier erhob sich die Küste sofort zu einer Reihe baumbedeckter Hügel, die steil aus dem blauen Wasser aufragten. An ihnen brach sich die Dünung in Wolken von brandendem Gischt, der hoch an den Felsen hinaufleckte und als Wasserdampf zurückfiel. Auf eine Strecke von dreißig Meilen lief dieser Höhenzug fast genau ostwestlich an der Küste entlang und bildete die Samana-Halbinsel, die im Samana Point endete.
    Den Karten zufolge war diese Halbinsel nicht breiter als zehn Meilen, hinter ihr, auf der anderen Seite von Samana Point, lag die Samana-Bucht, die sich auf die Mona-Durchfahrt zwischen Haiti und Puerto Rico öffnete. Diese Samana-Bucht bot einen prächtigen Unterschlupf für Kaperfahrzeuge und kleine Kriegsschiffe. Hier lagen sie unter dem Schutz des Forts auf der Samana-Halbinsel, von hier aus konnten sie jederzeit auslaufen, um die westindischen Konvois zu überfallen, die die Mona-Durchfahrt benutzten. Es war für jedermann an Bord leicht zu erraten, daß die Renown Befehl hatte, dieses Piratennest auszuräuchern, ehe sie leewärts nach Jamaika weitersegelte.
    Aber einstweilen sah es ganz so aus, als wäre sich Buckland noch längst nicht darüber klar, wie er diese Aufgabe lösen sollte.
    Seine Unentschlossenheit konnte all den neugierigen Zuschauern nicht entgehen, die sich an der Reling der Renown angesammelt hatten.
    Plötzlich fing das Großmarssegel mit donnerndem Knallen zu schlagen an, und das Schiff drehte langsam mit dem Kopf gegen die See. Die Landbrise war endgültig eingeschlafen, und der ewig über dem Atlantik wehende Passat trat wieder sein Herrschaft an. Buckland schob erleichtert seinen Kieker zusammen.

Weitere Kostenlose Bücher