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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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geholt. James, der das Kommando über die Boote hatte, seit Roberts gefallen war, wurde durch Zuruf von dem neuen Manöver unterrichtet und zugleich unter den Bug befohlen, damit der Anker an seine Barkaß gehängt werden konnte. Das war der kniffligste Teil des ganzen Unternehmens. Dann legten sich die Barkaßgäste in die Riemen, ihr Boot lag unter dem Gewicht des hinter dem Spiegel hängenden Ankers bis an die Reling im Wasser und schleppte obendrein das schwere Ankerkabel nach, das vom Schiff aus nachgesteckt wurde. Zum eintönigen Geklapper des Spills kroch jetzt die Renown Meter um Meter bis an ihren ersten Anker. Als dessen Trosse auf- und niederzeigte, erhielt James, der jetzt mit seiner Barkaß schon weit vor dem Schiff herfuhr, durch Schwenken einer Flagge den Befehl, seinen Anker fallen zu lassen und unter den Bug zurückzukehren, um hier den Stromanker in Empfang zu nehmen, der eben vollends gelichtet wurde. Von diesem Anker mußte vorher das Heckkabel abgesteckt werden, das seinen Dienst getan hatte, so daß es nunmehr eingeholt werden konnte. Zugleich wurde der Zug des Spills von dem einen Kabel auf das andere übertragen, und außerdem erhielten die beiden Kutter Leinen zugeworfen, damit auch sie ihr bescheidenes Teil zu der großen Aufgabe beitragen konnten, das schwere Schiff voranzuschleppen. Wenn sie es auch nur kaum bemerkbar zu bewegen vermochten, so war dieser Beitrag dennoch wertvoll, da es jetzt vor allem darauf ankam, die Renown außer Schußweite zu bringen.
    Unter Deck war Hornblower an der Arbeit, die Geschütze wieder nach vorn zu schaffen, die er vorher achteraus gebracht hatte. Das Rumpeln und Quietschen der Lafettenräder war durch das ganze Schiff zu hören und übertönte sogar das eintönig Klicken des Spills. Dazu brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel und weichte das Pech in den Nähten auf, während das große Schiff mühsam Meter um Meter, Kabellänge um Kabellänge über die glitzernde, stille Wasserfläche dem Ausgang der Bucht von Samana näher kroch, um den glühenden Kugeln zu entgehen. Endlich war es soweit, sie waren endgültig außer Reichweite der Landbatterien, den Männern war eine kurze Pause vergönnt, damit sie ihren kümmerlichen halben Liter warmen, stinkenden Wassers trinken konnten, ehe sie wieder an ihre schwere Arbeit gingen. Es galt, die Toten zu bestatten, die Schäden auszubessern und mit dem Bewußtsein der erlittenen Niederlage fertig zu werden. So mancher mochte sich fragen, ob nicht der böse Geist des Kommandanten immer noch umging, obwohl er ein armer hilfloser Narr war.

8. Kapitel
    Als die Dunkelheit der Tropennacht auf die hart mitgenommene Renown niedersank, lag sie auf ablandigem Kurs und führte dabei kleine Segel, die eben hinreichten, sie so zu stützen, daß sie stetig über die atlantischen Roller hinwegritt, die ihr der Passat, verstärkt durch den Seewind, entgegensandte.
    Buckland saß in seiner Kammer und besprach voll Sorge die Lage mit seinem neuen Ersten Offizier. Trotz der Brise glühte der kleine Raum wie ein Ofen; die beiden Laternen, die von den Decksbalken herabhingen, um die Karte zu beleuchten, verbreiteten eine unerträgliche Hitze. Bush fühlte, wie ihm unter der Uniform der Schweiß herablief; der hohe enge Rockkragen würgte seinen kräftigen Hals, so daß er alle Augenblicke zwei Finger dazwischensteckte und kräftig daran riß, ohne daß ihm diese Prozedur Erleichterung gebracht hätte. Es wäre die einfachste Sache der Welt gewesen, den schweren Uniformrock abzulegen und den quälenden Kragen aufzuhaken, aber solche Möglichkeiten kamen ihm überhaupt nicht in den Sinn.
    Körperliches Unbehagen gehörte zu den Dingen, die man in dieser harten Welt klaglos hinzunehmen hatte. Gewohnheit und Stolz leisteten dazu wertvolle Hilfe.
    »Sie meinen also, wir sollten abhalten und Jamaika anlaufen?« fragte Buckland.
    »Ich möchte mich nicht dazu versteigen, Ihnen das zu raten, Sir«, antwortete Bush vorsichtig.
    Die Verantwortung lag nach dem Gesetz der Marine bei Buckland, allein und ausschließlich bei ihm. Bush war etwas ärgerlich darüber, daß er sie auf diese Art sozusagen mit ihm teilen wollte.
    »Was bleibt uns denn am Ende anderes zu tun?« fragte Buckland. »Was schlagen Sie vor?«
    Bush erinnerte sich an den Schlachtplan, den ihm Hornblower entwickelt hatte, aber er brachte ihn nicht gleich vor, denn er hatte ihn selbst noch nicht sorgfältig genug durchdacht und wußte überhaupt noch nicht, ob er sich

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