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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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durchführen ließ. Darum suchte er zunächst einmal Zeit zu gewinnen.
    »Wenn wir Kurs auf Jamaika nehmen, Sir«, sagte er, »dann benehmen wir uns, bei Licht besehen, wie ein Hund, der mit eingezogenem Schwanz davonrennt.«
    »Das läßt sich nicht leugnen«, gab Buckland mit einer hilflosen Geste zu. »Zu allem Überfluß ist da noch der Kommandant.«
    »Ja, ja, der Kommandant«, sagte Bush.
    Wenn sich die Renown mit einer strahlenden Liste von Erfolgen beim Admiral in Kingston melden konnte, dann bestand natürlich mehr Aussicht, daß vergangene Ereignisse nicht allzu scharf unter die Lupe genommen wurden. Kam sie jedoch geschlagen und zerzaust in den Hafen gehinkt, dann war weit eher anzunehmen, daß man alle möglichen lästigen Fragen stellte: Warum der Kommandant in Haft genommen wurde, warum Buckland die geheime Order gelesen hatte, warum er die Verantwortung auf sich nahm, zu diesem Angriff auf Samana anzusetzen.
    »Der junge Hornblower sagte mir neulich genau dasselbe«, nörgelte Buckland. »Ich wollte, ich hätte ihm überhaupt nicht zugehört.«
    »Wonach haben Sie ihn denn gefragt, Sir?« fragte Bush.
    »Ich kann nicht behaupten, daß ich ihn überhaupt etwas fragte«, beschwerte sich Buckland weiter. »Eines Abends fügte es sich eben, daß wir auf dem Achterdeck miteinander schwatzten. Soviel ich weiß, hatte er die Wache.«
    »Ja, ich kann mich erinnern, Sir«, half Bush nach.
    »Wir unterhielten uns eben, und da sagte dieser kleine Teufelskerl genau das gleiche wie Sie - ich weiß überhaupt nicht mehr, wie es anfing, aber dann kam wohl die Rede auf Antigua und ob wir dort anlaufen sollten. Hornblower meinte, es wäre besser, wenn wir Gelegenheit hätten, etwas zu leisten, ehe man die Sache mit dem Kommandanten aufrolle. Er sagte sogar, das Schicksal böte mir eine unerhörte Gelegenheit. Wissen Sie, ich glaube, er hatte recht. Das war wohl wirklich meine große Chance. Wenn man aber Hornblower so reden hörte, dann meinte man tatsächlich, man würde morgen schon Kommandant und bekäme ein Schiff in die Hand gedrückt. Und jetzt...«
    Bucklands Geste deutete an, wie wenig Aussicht er sich jetzt noch zumaß, je einmal Kommandant eines Schiffes zu werden.
    Bush dachte an den Bericht, den Buckland über das Geschehene einreichen mußte: Neun Tote und zwanzig Verwundete hatte es gegeben, der Angriff der Renown war schmählich abgeschlagen, und die Samana-Bucht war als Schlupfwinkel für Kaperschiffe so sicher wie je zuvor. Er war froh, daß er nicht in Bucklands Haut steckte, aber zugleich war er sich durchaus im klaren, daß von dieser ganzen Geschichte auch an ihm nur allzu leicht etwas hängenbleiben konnte. War er nicht neuerdings sogar Erster Offizier dieses Schiffes? Gehörte er nicht zu den Offizieren, die sich mit der Dienstenthebung Sawjers abgefunden hatten - sofern nicht überhaupt ein schlimmere Bezeichnung für ihre Haltung am Platze war? So war auch für ihn ein militärischer Erfolg unerläßlich, wenn er vor seinen Vorgesetzten auch nur einigermaßen bestehen wollte.
    »Ach was«, sagte Buckland, »wir haben schließlich getan, was wir konnten. War es denn unsere Schuld, daß der Rudergänger ausfiel? In dem verdammten Fahrwasser wäre jeder andere genauso auf Grund geraten. Ich möchte den sehen, der trotz dieses Kreuzfeuers die Einfahrt in die Bucht hätte erzwingen können.«
    Das Ganze war ein rührender Versuch, sich von der eigenen Schuld an der Schlappe freizusprechen.
    »Hornblower schlug eine Landung von der Seeseite vor. In der Scotchmans Bay, Sir.« Bush wählte seine Worte so vorsichtig wie möglich.
    »Wieder so ein Hirngespinst von diesem Hornblower!« sagte Buckland.
    »Ich glaube, er hatte sich das von Anfang an so zurechtgelegt, Sir. Eine Landung mit anschließendem überraschendem Angriff.« Wahrscheinlich zog Bush nur die Lehre aus dem fehlgeschlagenen Versuch - jedenfalls war ihm jetzt auf einmal sonnenklar, daß es aufgelegter Unsinn war, ein Holzschiff so zu führen, daß es in ein Kreuzfeuer glühender Kugeln geriet.
    »Was halten Sie von der Sache?«
    »Nun, Sir...«
    Bush wußte selbst nicht genau, was er von diesem Plan hielt, jedenfalls stand seine Ansicht darüber nicht so fest, daß er sie in bestimmten Worten hätte ausdrücken können. Ganz allgemein sagte er sich aber, daß es schließlich nicht mehr darauf ankam, nach dem ersten Fehlschlag auch noch einen zweiten zu riskieren. Am Ende war es gleichgültig, ob man wegen eines ausgewachsenen Schafes oder

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