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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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allen Feinheiten manövrieren konnte, und Halbsol - seine beiden Schwestern bezogen jetzt schon seinen halben Sold -, das hieß, daß er ebensowenig zu leben hatte wie zu tun, nämlich nichts. Nein, so ein kalter englischer Wintertag war einfach unvorstellbar, darum gab er es lieber auf, noch länger darüber nachzugrübeln.

18. Kapitel
    In Portsmouth herrschten tiefster Winter und klirrende Kälte, ein eisiger Ostwind fegte die Straßen entlang, als Bush aus dem Werfttor trat. Er schlug den Kragen seines Peajacketts über dem Wollschal hoch und vergrub die Hände in den Taschen, ehe er mit vorgebeugtem Kopf gegen den Wind anging. Seine Augen tränten, seine Nase tropfte, der beißende Ostwind schien ihm geradezu durch die Rippen zu blasen und bewirkte, daß ihn die Narben schmerzten, die seinen Oberkörper kreuz und que bedeckten.
    Ein paar Meter vor ihm bog ein Mann aus einer Seitenstraße ein und kämpfte, wie er selbst, gegen den eisigen Wind - es war ebenfalls ein Seeoffizier.
    Dieser schlingernde Gang, die gegen den Wind gestemmten Schultern - wer anders konnte das sein als Hornblower.
    »Sir! Sir!« rief er hinter dem anderen her. Da drehte sich Hornblower nach ihm um.
    Zuerst traf Bush ein abweisender Blick, der aber sofort verschwand, als ihn Hornblower erkannte.
    »Ah, das ist schön, das freut mich!« sagte er und streckte Bush die Hände entgegen.
    »Und mich erst, Sir«, gab Bush strahlend zur Antwor »Bitte, nennen Sie mich nicht Sir«, sagte Hornblower.
    »Nicht Sir? Warum? Wieso?«
    Hornblower trug keinen Mantel, und auf seiner linken Schulter fehlte das Epaulett, das ihm als Commander zugestanden hätte. Bushs Blick fiel unwillkürlich auf die leere Stelle, die Löcher im Tuch zeigten ihm noch, wo es früher gesessen hatte.
    »Ich bin nicht Commander«, sagte Hornblower. »Man hat meine Beförderung nicht bestätigt.«
    »Ach du großer Gott!«
    Hornblower war unnatürlich blaß - Bush kannte ihn ja nicht anders als tief gebräunt -, und seine Wangen waren hohl, aber er zeigte immer noch den alten undurchdringlichen Ausdruck, an den sich Bush so gut erinnern konnte.
    »Ja, der Vorfriede wurde genau an dem Tage unterzeichnet, an dem ich in Plymouth einlief.«
    »Das war wohl ein richtiges Höllenpech«, sagte Bush.
    Jeder Leutnant wartete sein Leben lang auf irgendein glückliche Fügung, die ihm die ersehnte Beförderung eintrug.
    Bei den meisten blieb alles Warten umsonst. Es war mehr als wahrscheinlich, daß jetzt auch Hornblower wieder zu denen gehörte, die bis in ihre alten Tage vergeblich warteten.
    »Haben Sie sich um ein Kommando als Leutnant beworben?« ragte Bush.
    »Ja. Vermutlich haben auch Sie einen Antrag eingereicht, nicht wahr?« meinte Hornblower. »Ja.«
    Man brauchte über dieses Thema keine weiteren Worte zu verlieren. Die Friedensmarine brauchte nur den zehnten Teil der Leutnants, die im Krieg Unterkommen fanden. Um zu den paar Auserwählten zu gehören, brauchte man ein sehr hohes Dienstalter oder aber einflußreiche Freunde.
    »Ich war einen Monat in London«, sagte Hornblower. »Um die Admiralität und das Marineamt herum wimmelt es nur so von Offizieren.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Bush. Der Wind pfiff heulend um eine Ecke. »Mein Gott, ist das kalt«, sagte Bush.
    Er spielte in Gedanken mit allen vorstellbaren Möglichkeiten, das Gespräch in Wärme und Gemütlichkeit fortzusetzen. Gingen sie jetzt zusammen in Keppels Head, dann hieß das, daß er mindestens zwei Glas Bier ausgeben mußte und Hornblower natürlich das gleiche.
    »Ich gehe jetzt in die Long Rooms«, sagte Hornblower. »Wir sind gleich da. Kommen Sie doch mit - oder haben Sie etwas Besseres vor?«
    »Nein, vor habe ich nichts«, sagte Bush unsicher. „Aber...«
    »Ach so - das geht klar«, sagte Hornblower, »kommen Sie ruhig mit.« Hornblower sprach so sicher über diese Long Rooms, daß Bush unwillkürlich alle Bedenken verlor. Er kannte das Lokal nur vom Hörensagen, es verkehrten dort hauptsächlich See- und Landoffiziere, die viel Geld auszugebe hatten. Bush hatte schon oft von den hohen Einsätzen gehört, um die man dort spielte, und dem Wirt sagte man nach, daß er seinen Gästen alles bot, was gut und teuer war. Wenn es Hornblower so wenig ausmachte, dieses Lokal zu besuchen, dann konnte es ihm nicht so schlecht gehen, wie es den Anschein hatte. Sie überquerten die Straße, Hornblower hielt die geöffnete Tür für ihn fest und bat ihn, einzutreten. Sie gelangten in einen

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