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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Mann, was gleich seine nächste Bemerkung bewies.
    »Ich hoffe sehr, daß Sie sich hier wie zu Hause fühlen, Mr. Bush«, sagte er. »Für den Augenblick muß ich mich leider entschuldigen, da mich eine Menge Arbeit erwartet.«
    Damit verschwand er hinter einer anderen, mit einem Vorhang verhängten Tür. Bush und Hornblower sahen einander an.
    »Ein seltsamer Heiliger«, sagte Bush.
    »Er ist gar nicht so seltsam, wenn man ihn näher kennenlernt«, erwiderte Hornblower.
    Das Feuer hatte ihn allmählich erwärmt, und seine Wangen zeigten jetzt ein bißchen Farbe.
    »Was, in aller Welt, treiben Sie hier?« fragte Bush, dessen Neugier nachgerade aller Höflichkeit ein Schnippchen schlug.
    »Ich? Ich spiele Whist«, sagte Hornblower. »Whist?«
    Bush wußte nur, daß Whist ein todlangweiliges Spiel war, das vor allem den Gehirnathleten etwas abgab. Wenn Bush einmal spielte, dann wollte er das Glück versuchen und nicht nur denken und rechnen.
    »Eine ganze Menge Offiziere kommen hierher zum Whist«, erzählte Hornblower. »Ich mache dann immer gern den vierten Mann.«
    »Aber ich hatte doch gehört...«
    Bush hatte von allen möglichen anderen Spielen gehört, die angeblich in den Long Rooms getrieben wurden: Hasard, Vingt et un und sogar Roulette. »Um hohe Sätze wird da drinnen gespielt«, sagte Hornblower und wies auf die vorhangbewehrte Tür. »Ich bleibe hier.«
    »Das ist sehr weise von Ihnen«, sagte Bush, aber er war zugleich davon überzeugt, daß er noch keineswegs alles wußte.
    Darum drang er unwillkürlich weiter in Hornblower, und man hätte nicht einmal sagen können, daß ihn einfache Neugier dazu trieb. Es waren vielmehr nur die aufrichtige Neigung, die er zu Hornblower gefaßt hatte, und sein Interesse an ihm schuld daran, wenn er ihn jetzt weiter ausfragte.
    »Gewinnen Sie denn auch?« fragte er.
    »Häufig«, sagte Hornblower. »Es reicht zum Leben.«
    »Sie haben doch Ihren Halbsold?« fuhr Bush fort.
    Angesichts dieser Hartnäckigkeit mußte Hornblower endlich gestehen:
    »Nein«, sagte er, »ich bekomme nichts.«
    »Was? Sie bekommen nichts?« Bush hatte seine Stimme um einen halben Ton erhoben. »Aber Sie sind doch aktiver Leutnant?«
    »Das schon. Aber ich war vorübergehend Commander und habe drei Monate lang die Bezüge dieses Dienstgrades empfangen. Dann weigerte sich die Admiralität, meine Beförderung zu bestätigen.«
    »Aha, da hat man Ihnen die Zahlungen gestoppt!«
    »Ja, bis ich das zuviel empfangene Geld abgezahlt habe.« Das Lächeln, das Hornblower bei diesen Worten zeigte, sah nicht einmal sehr gezwungen aus. »Zwei solche Monate habe ich schon hinter mir, noch fünf, und ich bekomme wieder meinen Halbsold.«
    »Heiliger Strohsack!« stieß Bush hervor.
    Halbsold war an sich schon schlimm genug, Halbsold hieß ewige Sorge, ewige Sparsamkeit, aber man konnte doch wenigstens leben. Hornblower hatte überhaupt nichts. Jetzt wußte Bush auch, warum er keinen Mantel besaß. Darüber packte ihn plötzlich heiliger Zorn. Ein Bild stand ebenso lebhaft vor seinem inneren Auge, wie dieser schöne Raum hier vor seinem äußeren. Er sah Hornblower vor sich, wie er mit geschwungenem Säbel auf das Deck der Renown herabgesprungen war und sich rücksichtslos in einen Kampf geworfen hatte, der ihm nur Sieg oder Tod bringen konnte.
    Dieser Mensch hatte unermüdlich gearbeitet und geplant, um den Enderfolg sicherzustellen - er hatte als letzten und höchsten Einsatz sein Leben in die Schanze geschlagen, um eine halbverlorene Sache doch noch zum Guten zu wenden. Und heute stand dieser gleiche Hornblower mit klappernden Zähnen am Kamin, um sich zu wärmen, solange es ihm das Mitleid, des dicken französischen Froschfressers hier erlaubte, der diese Spielhölle betrieb und im übrigen aussah wie ein zweifelhafte Tanzmeister.
    »Das ist ein Skandal, der zum Himmel stinkt!« sagte Bush und platzte dann mit seinem Vorschlag heraus. Er bot Hornblower kurzerhand sein Geld an, obwohl er sich im gleichen Augenblick sagen mußte, daß er dann selbst zum Hungern verurteilt war und daß es seinen beiden Schwestern nicht viel besser gehen würde. Wenn sie auch nicht gerade hungern mußten wie er, so hatten sie doch bestimmt nicht genug zu essen. Aber Hornblower schüttelte den Kopf.
    »Besten Dank«, sagte er, »ich werde Ihnen das nie vergessen.
    Aber ich kann dieses Angebot nicht annehmen. Sie wissen ja selbst, daß ich es nicht könnte. Jedenfalls werde ich Ihnen immer dankbar sein, dankbar auch aus einem

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