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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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anderen Grund.
    Wissen Sie, daß die Welt für mich wieder hell geworden ist, weil Sie das gesagt haben?«
    Hornblowers Absage konnte Bush nicht davon abschrecken, sein Angebot zu wiederholen, ja, er drängte sich förmlich auf, aber Hornblower blieb eisern bei seiner Weigerung. Vielleicht rührte ihn Bushs Niedergeschlagenheit, jedenfalls fühlte er sich bemüßigt, ihm noch mehr von sich zu erzählen, weil er ihn dadurch ein bißchen aufzuheitern hoffte.
    »Ganz so schlimm steht es nun auch wieder nicht«, sagte er.
    »Sie wissen ja noch nicht, daß ich ein festes Einkommen habe, ein ständiges Salär von unserem Freund, dem Marquis.«
    »Das habe ich allerdings nicht gewußt«, sagte Bush.
    »Ja, einen halben Sovereign die Woche«, erklärte Hornblower. »Zehn Shilling sechs Pence, jeden Samstagvormittag, ob es regnet oder ob die Sonne scheint.«
    »Und was müssen Sie dafür tun?« Bushs Halbsold betrug mehr als doppelt soviel.
    »Nur Whist spielen«, erklärte Hornblower, »sonst nichts. Von zwölf Uhr mittags bis zwei Uhr früh muß ich mit jedweder Gruppe von dreien spielen, die einen vierten Mann braucht.«
    »So ist das also«, sagte Bush.
    »Der Marquis ist so großzügig, mir hier freien Zutritt zu gewähren. Ich zahle kein Abonnement und kein Tischgeld - und kann vor allem meine Gewinne behalten.«
    »Aber Ihre Verluste müssen Sie selber bezahlen, nicht wahr?«
    Hornblower zuckte die Achseln.
    »Natürlich. Aber man verliert nicht so oft, wie Sie vielleicht glauben, und zwar aus einem sehr einfachen Grund. Wer es schwer hat, Partner zum Whist zu finden, weil ihm jeder, den er darum angeht, die kalte Schulter zeigt, der ist in der Regel ein elender Stümper. Aber seltsamerweise sind gerade solche Leute besonders auf ihr Spiel versessen. Ist nun der Marquis gerade hier, wenn Major Jones, Admiral Smith und Mr. Robin krampfhaft nach ihrem vierten Mann Ausschau halten und alle anderen Leute so tun, als merkten sie nichts davon, dann wirft er mir einen Blick zu - etwa so, wie eine Frau ihren Mann tadelnd ansieht, wenn er bei einem feierlichen Dinner zu laut wird -, und schon erhebe ich mich und biete mich an, einzuspringen. Das kostet die Leute dann immer Geld, aber merkwürdigerweise fühlen sie sich sogar geschmeichelt, wenn sie mit Hornblower spielen dürfen.«
    »So ist das also«, sagte Bush zum zweiten Male und mußte unwillkürlich an den Hornblower von damals denken, wie er in Samana an der Esse stand und das Kunststück fertigbrachte, die spanischen Kaperschiffe mit glühenden Kugeln einzudecken.
    »Natürlich ist ein solches Leben nicht immer eitel Wonne«, fuhr Hornblower fort, der sein Mitteilungsbedürfnis nicht länger bändigen konnte, nachdem der Bann einmal gebrochen war.
    »Wenn man so seine vier Stunden mit richtigen Patzern gespielt hat, dann ist man jedesmal fertig. Sollte ich in die Hölle kommen, dann muß ich dort bestimmt zur Strafe mit Whistpartnern spielen, die nicht darauf achten, was ich abwerfe.
    Immerhin sind mir zwischendurch auch ein paar Rubber mi guten Spielern vergönnt. Aber manchmal bin ich wirklich so weit, daß ich lieber gegen einen guten Spieler verlieren als von einem schlechten gewinnen möchte.«
    »Damit wären wir wieder beim springenden Punkt«, sagte Bush. »Mir ist es immer noch schleierhaft, wie Sie mit Ihren Verlusten fertig werden.«
    Dieser Gedanke ließ ihn offenbar nicht los. Er selbst hatte ja fast jedesmal verloren, wenn er sich an den Spieltisch wagte, und dachte jetzt, da er vor dem Ernst des Lebens stand, mit recht gemischten Gefühlen an jene leichtsinnigen Stunden zurück.
    »Das geht ganz gut«, sagte Hornblower und tippte auf seine Brusttasche. »Da drinnen stecken zehn Pfund, als Corps de Reserve, verstehen Sie. Die helfen mir immer über eine ganze Kette von Verlusten hinweg. Sollte dieser eiserne Bestand zusammenschrumpfen, so muß er sofort wieder aufgefüllt werden, wenn es auch Opfer kostet.«
    Opfer, das heißt, daß er Mahlzeiten überschlägt, dachte Bush voll Ingrimm und machte dazu ein so bekümmertes Gesicht, daß ihm Hornblower unbedingt das Herz erleichtern mußte.
    »In fünf Monaten ist ja das Schlimmste überstanden«, sagte er, »dann bin ich wieder auf Halbsold. Vielleicht habe ich auch schon eher das Glück, daß mir irgendein Kommandant über den Weg läuft und mich an Bord holt.«
    »Das könnte natürlich sein«, sagte Bush.
    Ja, es konnte sein. Aber wie sah es in Wirklichkeit damit aus?
    Ab und zu kam es auch jetzt noch

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