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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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getroffen, denn die Handelsflotten, zu riesigen Konvois zusammengefaßt, segelten unter dem ständigen Schutz anderer, eigens dazu aufgestellter britischer Geschwader, die insgesamt sogar mehr Schiffe zählten als die Blockadeflotten. Tauwerk und Hanf, Holz, Eisen und Kupfer, Terpentin und Salz, Baumwolle und Salpeter strömten also ungehindert aus aller Welt nach den Britischen Inseln und wurden dort ebenso ungehindert, nach Maßgabe des jeweiligen Bedarfs, verteilt. Diese ständige Zufuhr machte es den britischen Werften möglich, ihre Bautätigkeit ununterbrochen fortzusetzen, während in Frankreich die Hellinge leer waren, weil dort der Schiffbau von jenem Brand befallen war, der sich überall einstellt, wo der Kreislauf der Lebenssäfte unterbrochen wird.
    Und doch war diese anscheinend so günstige Lage für England nicht ohne Gefahren. Bonaparte hatte entlang der ganzen Kanalküste zweihunderttausend Mann unter Waffen, das gewaltigste Heer, das die Welt je gesehen hatte. Und in allen Häfen von St. Malo bis Ostende und darüber hinaus wurden zur Zeit nicht weniger als siebentausend flachbodige Fahrzeuge zusammengezogen. Admiral Keith mit seinen Fregatten sicherte - gedeckt durch eine Anzahl schneller Linienschiffe - die Kanalküste gegen alle bedrohlichen Absichten Bonapartes.
    Solange England zur See den Kanal beherrschte, war an eine Invasion nicht zu denken.
    Aber Keith konnte bei seiner Aufgabe nur zu leicht in ernste Schwierigkeiten geraten. Wenn es den achtzehn Linienschiffen, die auf der Reede von Brest lagen, gelang auszubrechen, Ouessant zu runden und in den Kanal hineinzulaufen, während Cornwallis aus irgendwelchen Gründen anderwärts eingreifen mußte, dann war es immerhin möglich, daß Keiths Streitkräfte verjagt oder gar vernichtet wurden. Drei Tage reichten aus, um Bonapartes Armee einzuschiffen und überzusetzen, dann mochte es dazu kommen, daß der Franzose seine Dekrete im Schloß Windsor erließ, so wie es Mailand und Brüssel bereits hatten erleben müssen. Cornwallis und seine Geschwader, die Hotspur und ihre größeren Kameraden durchkreuzten diese Absicht.
    Aber eine winzige Unachtsamkeit, eine falsche Beurteilung der gegnerischen Absicht konnte zur Folge haben, daß binnen kurzem vom Tower in London die Trikolore wehte.
    Hornblower zählte wieder einmal die Schiffe auf der Reede in Brest, und indem er es tat, war er sich eindringlich bewußt, daß diese allmorgendliche Gepflogenheit die englische Übermacht zur See mit einer Unverfrorenheit zur Darstellung brachte, die wirklich nicht zu überbieten war. England hatte ein Herz, ein Gehirn und einen Arm, er und die Hotspur stellten die äußerste, mit feinstem Tastgefühl begabte Fingerspitze dieses langen Armes dar. Neunzehn Linienschiffe lagen dort vor Anker, drei davon waren Dreidecker. Dazu kamen noch sieben Fregatten.
    Die Zahlen waren genau die gleichen wie gestern. Kein Fahrzeug hatte es fertiggebracht, während der Nacht etwa durch den Chenal du Four oder den Raz zu entwischen.
    »Mr. Foreman! Bitte Signal an Flaggschiff:›Gegner liegt vor Anker, Lage unverändert.‹«
    Foreman hatte dieses Signal schon des öfteren zu heißen gehabt, aber Hornblower, der sein Tun unauffällig verfolgte, stellte fest, daß er dennoch das Signalbuch zu Rate zog. Im Grunde hätte man von Foreman als Signalfähnrich erwarten können, daß er alle ständig wiederholten Signale auswendig wußte, aber wenn es die Zeit erlaubte, war es am Ende doch das beste, wenn er sich davon überzeugte, daß ihn seine Erinnerung nicht trog. Denn wenn er sich auch nur um eine einzige Ziffer irrte, so mochte das bedeuten, daß der Gegner im Begriff sei auszulaufen.
    »Flaggschiff gibt verstanden«, meldete Foreman. »Danke.«
    Poole, der Wachhabende Offizier, trug das Signal in die Logkladde ein. Die Mannschaft war beim Deckwaschen, die Sonne erhob sich eben über den Horizont. Offenbar stand ein herrlicher Tag bevor, ein Tag, der sich in nichts von den vergangenen unterschied. »Sieben Glasen, Sir«, meldete Prowse.
    Die Ebbe lief nur noch eine halbe Stunde, es wurde Zeit, sich von der Leeküste zu entfernen, ehe die Flut einsetzte. »Mr. Poole, bitte halsen Sie, Kurs West zu Nord.«
    »Guten Morgen, Sir.«
    »Guten Morgen, Mr. Bush.« Bush verzichtete wohlweislich auf einen weiteren Gedankenaustausch, zumal er zufrieden mit ansehen konnte, wie gewandt die Männer das Großmarssegel rundbraßten und wie tadellos Poole das Schiff manövrierte, als sich die

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