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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gelaufen, so wäre damit für ihn selbst alles zu Ende gewesen. Kriegsgericht, Entlassung mit Schimpf und Schande - und was dann...? Ach, er hatte ja nicht einmal das Zeug, sich das Brot zu erbetteln, das er selbst zum Leben brauchte, geschweige denn das für Maria. Vor dem Mast würde er dann vielleicht wieder zur See fahren, aber sein Ungeschick und seine Geistesabwesenheit hätten auch dort gewiß bald zur Folge, daß er Bekanntschaft mit der neunschwänzigen Katze oder dem spanischen Rohr des Bootsmanns machte. Der Tod wäre besser als dieses grausame Schicksal. Eisige Schauer liefen ihm bei diesen Vorstellungen über den Rücken.
    Jetzt begann ihn Poole zu beschäftigen, der gleichmütig neben dem Kompaßhaus stand. Was hatte ihn bewogen, das Lot besetzen zu lassen? War es nur die Vorsicht des Nautikers, oder hatte er mit diesem Befehl versucht, seinen Kommandanten in taktvoller Weise auf die gefährliche Lage des Schiffes aufmerksam zu machen? Sein Ausdruck und sein augenblickliches Verhalten verrieten in keiner Weise, welche Antwort auf diese Frage die richtige war. Seit der Indienststellung der Hotspur hatte Hornblower seine Offiziere wirklich mit aller Sorgfalt beobachtet, um sich ein Urteil über sie zu bilden. Dabei war ihm Poole jedoch nie als besonders findig und taktvoll aufgefallen. Dennoch war es durchaus möglich, daß er insgeheim diese Qualitäten besaß, sein Verhalten ließ es jedenfalls nicht zu, daran zu zweifeln. Er tat ein paar Schritte auf ihn zu und sagte langsam und sehr betont:
    »Ich danke Ihnen, Mr. Poole.«
    Poole hob zum Dank grüßend die Hand an den Hut, aber aus seinen groben Zügen war nichts, keinerlei Wandel des Ausdrucks abzulesen. Hornblower ging weiter und stellte halb gereizt, halb belustigt fest, daß diesem Manne keine Antwort auf seine Fragen zu entlocken war. Für den Augenblick gelang es ihm, auf diese Weise die Gewissensqualen zu vergessen, die ihm noch immer böse zusetzten. Dennoch hing ihm die Lehre, die er empfangen hatte, noch den ganzen Sommer über nach und belastete sein Gewissen. Sonst wäre die Blockade von Brest während dieser goldenen Sommertage für die Hotspur und Hornblower ja auch wirklich nichts anderes gewesen als eine Ferienfahrt auf einer Jacht - wenn auch mit einem etwas makaberen Beigeschmack. Wie Sünder in der Hölle, die nach Auffassung einiger Laientheologen zur Strafe ihre im Leben begangenen Sünden immerzu wiederholen müssen, obwohl sie unaussprechlichen Überdruß und Ekel davor empfinden, so verbrachte auch Hornblower diese herrlichen Monate unter ständiger Wiederholung der schönsten Aufgabe, die sich denken ließ, bis er am Ende meinte, es ginge nun nicht mehr. In einem Sommer, so schön wie er seit Menschengedenken nicht mehr gewesen war, kreuzte die Hotspur Tag um Tag und Nacht um Nacht in der Einfahrt nach Brest. Mit der letzten Flut drang sie jeweils in den Goulet vor, mit der letzten Ebbe zog sie sich vorsichtig wieder in sichere Entfernung zurück. Sie zählte die französischen Schiffe, sie meldete Admiral Parker das Ergebnis.
    Beigedreht trieb sie bei leichten Brisen in der glatten See. Bei westlichem Wind kreuzte sie sich gut von Legerwall frei, bei östlichem Wind arbeitete sie sich wieder an die Küste heran und ärgerte die Franzosen, die ohnmächtig in ihrem sicheren Hafen lagen.
    In diesen Monaten lauerte drüben über dem Kanal eine entsetzliche Gefahr für ganz England. Die Grande Armee lag, zweihunderttausend Mann stark, nur dreißig Meilen von der Küste der Grafschaft Kent, aber die gleichen Monate waren für die Hotspur eine Zeit der Ruhe, obwohl ihr zwei Dutzend feindliche Kriegsschiffe in Sichtweite gegenüberlagen.
    Zuweilen gab es eine Aufregung, wenn die Küstenfahrer allzu frech versuchten, ein- oder auszulaufen, ab und zu wurde es auch an Bord lebendig, wenn eine sommerliche Bö einfiel und die Marssegel gerefft werden mußten. Und in den Nächten nach Dunkelwerden kamen hie und da Fischerboote längsseit, dann wurden bei einem Glas Rum Gespräche mit den bretonischen Kapitänen geführt, Krabben, Hummer oder Sardinen gekauft - und für gutes Geld die letzte Verordnung der Inspection Maritime oder ein eine Woche altes Exemplar des Moniteur erworben.
    Hornblower mußte durch seinen Kieker feststellen, daß ganze Scharen von Arbeitern wie Ameisen an dem Wiederaufbau der gesprengten Batterie arbeiteten. Auf dem Petit Minou wurden ein paar Wochen lang Gerüste gebaut und ein gewaltiger zweibeiniger Bock

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