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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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errichtet. Dann konnte man drei Tage hintereinander verfolgen, wie sich dort oben der neue Mast des Semaphors langsam bis zur Senkrechten hob. An den nächsten Tagen kamen die kurzen Rahen mit ihren pendelnden Armen hinzu, und ehe der Sommer um war, wirbelten diese Arme wieder wie früher durch die Luft, um die Bewegungen des Blockadegeschwaders zu melden.
    Aber was hatten die Franzosen am Ende davon, solange ihre Schiffe die Reede nicht zu verlassen wagten. In der drangvollen Enge an Bord versickerte allmählich der Kampfgeist der armen eingesperrten Burschen, die sich ihrer hoffnungslosen Unterlegenheit immer klarer bewußt wurden. Die Zahl der seeklaren Schiffe mochte allmählich wachsen, denn mit der Zeit ließen sich wohl Besatzungen für sie auftreiben, dennoch verschob sich das Verhältnis der Kampfkraft zur See von Tag zu Tag mehr zugunsten der Briten, die sich unablässig draußen auf See in Übung hielten und durch Nachschub über See aus allen Teilen der Welt immer stärker wurden.
    Dafür war selbstverständlich ein Preis zu entrichten, die Seeherrschaft fiel einem Volk nicht einfach in den Schoß. Die Kanalflotte zahlte dafür ihren Tribut in Blut, in Menschenleben, aber auch durch den Verzicht auf Freiheit und Muße, den ein jeder, Offizier wie Mann, an Bord erbarmungslos leisten mußte.
    Die Besatzungen der Schiffe erlitten laufend Verluste. Die üblichen Krankheiten spielten dabei die geringste Rolle, weil sie kerngesunde junge Leute nicht so leicht befielen, wenn sie auf ihren Schiffen von aller Welt abgeschnitten waren. Allerdings konnte man feststellen, daß die Flotte jedes Mal nach der Ankunft der Proviantschiffe aus England von einer wahren Erkältungswelle heimgesucht wurde. Rheuma, die Seemannskrankheit, war natürlich immer und überall zu finden.
    Die wirklich fühlbaren Verluste hatten ganz andere Ursachen.
    Da gab es immer wieder Leute, die aus der Takelage stürzten, nur weil sie einen Augenblick unachtsam waren, andere - es waren ihrer sehr viele - holten sich Brüche, weil es trotz aller sinnreichen Blöcke und Taljen immer wieder schwere Gewichte durch bloße Menschenkraft zu bewegen galt. Nur zu oft gab es gequetschte Finger und Füße, wenn schwere Fässer mit Salzfleisch von den Proviantschiffen in die Boote gefiert und auf den Kriegsschiffen an Deck gehievt wurden. Oft genug kam es vor, daß eine solche Verletzung - trotz aller Sorgfalt des Arztes - einen Wundbrand, die Amputation des befallenen Gliedes und am Ende den Tod zur Folge hatte. Dann waren da jene leichtfertigen Brüder, die beim gewöhnlichen Übungsschießen einen Arm verloren, weil sie einen Kartuschbeutel in das schlecht ausgewischte Rohr ihres Geschützes stießen, oder jene anderen, die nicht rechtzeitig zur Seite sprangen, wenn ihre Kanone einrannte. Dreimal war es vorgekommen, daß ein Mann im Streit sein Leben einbüßte, weil die übliche Langeweile in Hysterie umschlug und plötzlich die Messer aus den Scheiden flogen. In jedem dieser Fälle wurde nachträglich ein zweites Leben ausgelöscht - Auge um Auge, Zahn um Zahn -, denn der Übeltäter wurde gehängt, ein Schauspiel für die Besatzungen der ringsumliegenden Schiffe, die die Relinge säumten, damit sie sahen, was die Folge war, wenn ein Mensch die Herrschaft über sich selbst verlor. Ein andermal standen sie wieder an der Reling, um Zeuge zu sein, wie so ein unglücklicher junger Matrose für ein Verbrechen büßte, das Mord an Schwere noch übertraf: den tätlichen Angriff auf einen Vorgesetzten. Vorfälle dieser Art waren nicht zu vermeiden, wenn Schiffe Monat um Monat in der grauen Öde einer unwirtlichen See ihre ewig gleichen Bahnen zogen.
    Der Hotspur bekam es gut, daß sie von einem Mann geführt wurde, dem Müßiggang oder eintönige Trödelei so gründlich zuwider war. Die Karten der Iroise-Bucht waren berüchtigt ungenau, darum ging die Hotspur daran, eine Lotlinie nach der anderen durch das Fahrwasser zu legen und Reihe um Reihe genauester Kreuzpeilungen von Huks und Berggipfeln zu nehmen. Als der Flotte der Silbersand ausging, der unentbehrlich ist, wenn man die Decks fleckenlos weiß halten will, da war es die Hotspur , die den Mangel behob, indem sie an der Küste kleine verlorene Buchten ausfindig machte, wo ein paar Mann in Bonapartes europäisches Heiligtum eindringen konnten, um ihre Säcke mit dem hochgeschätzten Zeug zu füllen. Es wurden Wettbewerbe im Fischen veranstaltet, die bewirkten, daß die Mannschaft ihre eingewurzelte

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