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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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erfüllt und legten wieder ab. Ihr Erscheinen hatte für kurze Zeit alle Bande der Ordnung gelöst, nun aber, da die Schläuche wieder eingezogen waren, trat die strenge Zucht des Borddienstes wieder in Kraft. Eine Gallone Wasser pro Tag hatte jedem Mann von nun an für alle Zwecke zu genügen. Wo die Wasserleichter gelegen hatten, legte sich jetzt die Barkaß mit dem Trockenproviant längsseit. Sie brachte Säcke mit Hartbrot, Säcke mit getrockneten Erbsen, Fäßchen mit Butter und eine Anzahl Säcke mit Hafermehl. Obenauf aber erkannte man schon von weitem ein ganzes Dutzend Netze voll frischer Brote - es waren zweihundert Vierpfundlaibe. Bei ihrem bloßen Anblick wurde Hornblower der Mund wäßrig, weil er bereits den Geschmack dieser knusprigen Delikatesse auf der Zunge zu spüren glaubte. Eine wohltätige Regierung sandte ihnen - von Cornwallis mit kräftiger Hand gesteuert - alle diese köstlichen Dinge an Bord. Die Härten des Seemannslebens waren eben doch in erster Linie auf höhere Gewalt zurückzuführen und nicht allein auf behördliche Torheit.
    Den ganzen Tag über gab es keine ruhige Minute. Schon stand Bush, die Hand grüßend am Hut, wieder vor ihm und erbat sich mit dieser stummen Geste Gehör.
    »Sie haben noch nicht über Bordbesuche von Frauen entschieden, Sir.«
    »Besuche von Frauen?«
    »Jawohl, von Frauen, Sir.«
    Hornblower hatte unwillkürlich fragend die Stimme erhoben, Bush dagegen blieb bei seinem dienstlichen, völlig unbeteiligten Ton. Wenn ein Kriegsschiff Seiner Majestät im Hafen lag, war es üblich, daß man den Frauen erlaubte, an Bord zu kommen.
    Ein paar von ihnen mochten dann immerhin mit Angehörigen der Besatzung wirklich verheiratet sein. Dieser Brauch sollte ein kleiner Ausgleich für die Härte sein, daß man dem Mann so strikt verbot, einen Fuß an Land zu setzen, damit er nicht desertierte. Aber die Weiber schmuggelten natürlich Schnaps an Bord, und das pflegte dann unter Deck zu Ausschweifungen zu führen, die einen Vergleich mit den Sitten am Hofe Neros nicht zu scheuen brauchten. Krankheit und schlechte Disziplin waren die natürliche Folge. Es brauchte Tage und Wochen, um die Besatzung wieder zu einer kampfkräftigen Einheit zusammenzuschweißen. Hornblower wollte sich sein gutes Schiff auf keinen Fall verderben lassen, aber wenn die Hotspur natürlich lange in der Tor Bay vor Anker liegenblieb, dann durfte er nicht verbieten, was nach uralter Überlieferung als durchaus berechtigtes Verlangen galt. Nein, ein Verbot kam hier auf keinen Fall in Frage.
    »Warten wir noch etwas«, sagte er. »Ich werde das später entscheiden.«
    Es war nicht allzu schwierig, das Wort ein paar Minuten später an Bush zu richten, als gerade ein Dutzend Matrosen in Hörweite waren. »Ja, ja, Mr. Bush!« Hornblower hoffte, daß seine Stimme nicht so gespreizt und theatralisch klang, wie er fürchtete. »Für Sie wird es eine Menge zu schaffen geben, solange wir vor Anker liegen.«
    »Jawohl, Sir, ich möchte allerlei stehendes Gut ersetzen lassen... und dann die Farbe...«
    »Schön, Mr. Bush, sobald das Schiff in jeder Hinsicht wieder auf der Höhe ist, will ich erlauben, daß die Frauen an Bord kommen, eher auf keinen Fall. Wenn wir vorher auslaufen müssen, nun, dann hatte es das Pech eben so gewollt.«
    »Aye, aye, Sir,«
    Nun kam die Post, Briefe und immer wieder Briefe. Das Postamt in Plymouth mußte von der Ankunft der Hotspur in der Tor Bay erfahren haben und hatte daraufhin die Post über Land hierher geschickt. Nicht weniger als sieben Briefe kamen von Maria, Hornblower riß den letzten zuerst auf und erfuhr, daß es seiner Frau gut gehe und daß die Schwangerschaft günstig verlaufe. Dann überflog er die anderen sechs und entnahm ihnen wie erwartet, daß sie über den Brief ihres tapferen Helden in der Gazette sehr glücklich war, obwohl ihr gar nicht gefallen wollte, daß sich ihr Alexander zur See immer wieder solchen Gefahren aussetzte, und obwohl sie vor Kummer verging, weil ihr der ewige Dienst den Anblick ihres Heißgeliebten so lange vorenthielt. Hornblower war mit der Antwort auf diese Briefe erst halb fertig, als man einen fremden Fähnrich mit einer Nachricht zu ihm geleitete.
    H.M.S. Hibernia , Tor Bay Lieber Kapitän Hornblower, sofern Sie sich überhaupt von Bord Ihres Schiffes locken lassen, möchte ich Sie für heute Nachmittag drei Uhr zum Dinner auf mein Flaggschiff bitten. Sie können versichert sein, daß ich mich über Ihre Zusage besonders freuen

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