Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur
würde.
Ihr sehr ergebener William Cornwallis, Vizeadmiral.
P. S. Flagge »Ja« auf der Hotspur genügt mir als Antwort.
Hornblower ging sofort auf das Achterdeck. »Mr. Foreman, ›Signal: Hotspur an Flaggschiff - Ja.‹«
»Sonst nichts, Sir?«
»Sie haben doch gehört, was ich sagte.«
Eine Einladung des Flottenchefs war ebenso gut ein königlicher Befehl, wie wenn sie wirklich mit »George Rex« unterschrieben gewesen wäre - daß in der Nachschrift auf eine förmliche Antwort verzichtet wurde, änderte daran nicht das geringste.
Als nächstes mußte Pulver an Bord genommen werden, und dazu gehörten natürlich alle Vorsichtsmaßnahmen, die dieses gefährliche Geschäft verlangte. Die Hotspur hatte eine von den fünf Tonnen Pulver verschossen, die ihre Pulverkammer faßte.
Als die Übernahme beendet war, brachte Prowse einen Mann achteraus, der zur Besatzung des Pulverschiffes gehörte.
»Der Kerl sagt, er habe eine Nachricht für Sie, Sir.« Der schwarzhaarige Bursche mit dem Zigeunergesicht hielt Hornblowers forschendem Blick sicher nur deshalb so selbstbewußt stand, weil er genau wußte, daß er einen Talisman in der Tasche hatte, der ihn gegen Gepreßtwerden schützte.
»Was ist denn?«
»Ich habe eine Nachricht für Sie von einer Dame, Sir. Sie sagte, Sie würden mir einen Schilling geben, wenn ich Ihnen die Nachricht überbrächte.«
Hornblower musterte ihn von Kopf bis zu den Füßen. Es gab nur eine Dame, die ihm etwas bestellen konnte.
»Ist ja nicht wahr, die Dame hat Ihnen nur Sixpence in Aussicht gestellt. Na, habe ich recht?«
Trotz seiner kurzen ehelichen Erfahrung kannte Hornblower seine Maria gut genug, um das schlankweg zu behaupten. »Hm - ja, das ist richtig, Sir.«
»Da haben Sie den Schilling. Nun sagen Sie mir, was Sie zu bestellen haben.«
»Die Dame sagte, Sie sollten drüben auf der Pier von Brixham nach ihr Ausschau halten, Sir.«
Hornblower nahm das Glas aus seinen Stroppen und ging nach vorn. Obwohl der Dienst überall in vollem Gang war, gab es um die Kattdavits doch wie immer ein paar Müßiggänger, die sich sofort erschrocken aus dem Staub machten, als der Kommandant höchstselbst hier in ihrem Schlupfwinkel erschien.
Er faßte mit dem Kieker sogleich die Pier von Brixham ins Auge. Wie zu erwarten war, drängten sich dort die Menschen.
Lange Zeit suchte er unter ihnen ohne Erfolg, indem er sich eine Frau nach der anderen sehr genau ansah. Da, endlich! War sie es, oder war sie es nicht? Sie trug als einzige einen Hut und nicht wie alle anderen ein Kopftuch. Doch, es gab keinen Zweifel, das war Maria. Im Augenblick hatte er ganz vergessen, daß sie schon im siebenten Monat schwanger war. Sie stand ganz vom in der ersten Reihe, und jetzt, während er noch hinsah, hob sie den Arm und winkte mit einem Schal. Ohne Fernglas konnte sie ihn auf diese Entfernung wohl kaum sehen, geschweige denn erkennen. Wie alle die anderen, die aus Plymouth herbeigeeilt waren, hatte offenbar auch sie erfahren, daß die Hotspur in der Tor Bay angekommen war, und daraufhin ohne Zögern die lange und anstrengende Reise mit dem Botenfuhrwerk angetreten, das über Totnes mit Brixham verkehrte.
Wieder und wieder winkte sie mit ihrem Schal in der rührenden Hoffnung, daß er vielleicht gerade zu ihr hinsah. Da er bei jeder Verrichtung nebenbei auf alles zu achten pflegte, was an Bord seines Schiffes vorging, hörte er jetzt auch den Pfiff des Bootsmannsmaates der Wache - einen der vielen, die von morgens bis abends zur Ankündigung von Befehlen durch die Decks schallten. »Das Kommandantenboot klar!«
Nie war es Hornblower so eindringlich zum Bewußtsein gekommen, daß man in Königs Diensten nichts als ein besserer Sklave war. Er mußte jetzt von Bord gehen, weil er beim Flottenchef zum Dinner geladen war. Pünktlichkeit war in der Navy geheiligter Brauch, den er auf keinen Fall verletzen durfte.
Da erschien auch schon Foreman atemlos noch vom raschen Lauf nach vorn. »Meldung von Mr. Bush, Sir. Das Boot liegt klar.« Was sollte er jetzt tun? Bush bitten, Maria eine Nachricht an Land zu schicken? Nein, das ging nicht, er konnte, er durfte sie ausgerechnet jetzt in ihrem Zustand nicht mit einer Botschaft aus zweiter Hand abspeisen. Das wäre zu hart, zu grausam gewesen. Er selbst schuldete ihr einen Gruß - und wenn er zu spät kam. Hastig warf er mit der links geschwungenen Feder einen Satz aufs Papier:
Mein Herzensliebling!
Wie habe ich mich gefreut, Dich zu sehen, aber jetzt muß ich
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