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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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geladen, daß Hornblower kaum von all den köstlichen Dingen Notiz nahm; die die Tafel bedeckten, weil er fast körperlich spürte, daß hinter den höflichen Worten des Gesprächs ganz andere Dinge lauerten. Man unterhielt sich über das Wetter der letzten Wochen. Die Hibernia lag schon seit mehreren Tagen in der Bay, sie war gerade noch rechtzeitig eingelaufen, um dem letzten Sturm zu entgehen.
    »Was hatten Sie denn noch an Proviant, als Sie einliefen, Herr Kapitän?« fragte Collins.
    Wieder dieses seltsam steife Gehabe, diese geschraubte, gekünstelte Form der Rede! Collins' Frage hatte so anzüglich geklungen, sein förmliches »Herr Kapitän« hatte dies noch unterstrichen, um so deutlicher, als es einem simplen jungen Korvettenkapitän galt. Plötzlich war sich Hornblower darüber klar, was ihm da geboten wurde. Das war - wie konnte es auch anders sein - eine gespreizte, Wort für Wort vorbereitete Rede, genau wie er sie Bush gehalten hatte, als es um das Anbord-Kommen der Frauen ging. Was da gespielt wurde, war ihm jetzt aufgegangen, aber warum sie dieses Spiel trieben, blieb ihm noch immer ein Rätsel. Er hatte auf Collins' Frage eine ehrliche, unbefangene Antwort bereit, so ehrlich und unbefangen, daß sie wie etwas ganz Selbstverständliches über seine Lippen kam.
    »Wir hatten noch reichlich, Sir, mindestens für einen Monat Ochsen- und Schweinefleisch.«
    Die Pause im Gespräch, die diesem Satz folgte, dauerte um eine Spur länger als sonst, als müßten die Hörer mühsam verarbeiten, was sie da eben vernommen hatten. Dann stellte Cornwallis mit einem einzigen Wort seine zweite Frage. »Und Wasser?«
    »Damit war es leider schlecht bestellt. Ich war nie in der Lage, meine Fässer aus einem Wasserfahrzeug ganz zu füllen.
    Als wir einliefen, waren wir ziemlich am Ende, darum hatte ich hierher abgehalten.«
    »Wie viel hatten Sie denn noch?«
    »Für zwei Tage bei halben Rationen, Sir. Eine Woche lang waren wir schon auf halben Rationen und vordem vier Wochen lang auf Zwei-Drittel-Rationen.«
    »So ist das also«, sagte Collins und im gleichen Augenblick war die Atmosphäre wie verwandelt.
    »Da hatten Sie aber recht wenig Spielraum, für den Fall, daß Ihre Rechnung nicht aufging«, meinte Cornwallis und verzog den Mund dabei zu einem Lächeln. In seiner Unschuld kam Hornblower erst jetzt dahinter, worum es hier ging. Man hatte ihn im Verdacht gehabt, daß er ohne Not eingelaufen war, daß er zu jenen Kommandanten gehörte, die es bei schwerem Wetter allzu rasch satt bekamen, sich draußen herumzuschlagen.
    Cornwallis war es sehr darum zu tun, seine Kanalflotte von solchen Elementen zu säubern, er hatte sich bereits gefragt, ob nicht auch Hornblower auf diese schwarze Liste gehörte. »Sie hätten mindestens vier Tage eher einlaufen müssen«, sagte Cornwallis.
    »Gewiß, Sir...« Hornblower hätte sich gegen diese Vorhaltung des Admirals decken können, indem er den Befehl erwähnte, den ihm Chambers von der Najade gegeben hatte. Aber wozu?
    Es war besser, darüber zu schweigen, darum wählte er seine Worte im letzten Augenblick anders: »Aber am Ende kam ich ja doch noch ganz gut zurecht.«
    »Sie werden doch Ihre Logbücher einreichen, Sir, nicht wahr?« fragte der Flaggleutnant.
    »Selbstverständlich«, gab ihm Hornblower zur Antwort. Das Logbuch war der dokumentarische Beleg für das, was Hornblower mündlich vorgebracht hatte. Die Frage danach war taktlos, ja fast beleidigend, hieß sie doch, daß seinem Wort nicht unbedingt zu trauen war. Cornwallis wies den Flaggleutnant wegen dieser Ungehörigkeit denn auch sofort zornig zurecht.
    »Kapitän Hornblower kann es damit halten, wie es ihm richtig scheint«, sagte er und knüpfte daran gleich die Frage: »Nun, hätten Sie noch Lust auf ein Glas Wein?«
    Jetzt war das Eis endgültig gebrochen, und es wurde recht nett. Die Stimmung hatte sich so gründlich gewandelt wie die Beleuchtung in der Kajüte, als die Stewards die brennenden Kerzen hereinbrachten. Die Unterhaltung der vier plätscherte unter Lachen und Scherzen dahin, als Newton, der Kommandant des Schiffes, die Kajüte betrat, um seine Meldung zu machen und sich Hornblower vorstellen zu lassen. »Der Wind weht stetig aus West-Nordwest, Sir«, meldete Newton. »Danke.«
    Cornwallis packte Hornblower mit einem Blick aus seinen blauen Augen: »Sind Sie klar?«
    »Jawohl, Sir«; eine andere Antwort gab es darauf nicht. »Der Wind muß nun bald auf Ost drehen«, überlegte Cornwallis. »In den

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