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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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fort, kann keine Minute mehr bleiben. Werde Dir ausführlich schreiben.
    In Liebe, Dein H
    Alle Briefe an sie unterschrieb er mit diesem H, weil ihm sein Vorname zuwider war, und »Horry« zu schreiben, nein, das brachte er erst recht nicht fertig. Es war schon ein Elend: da lag der halbfertige Brief an Maria, man hatte ihn beim Schreiben immer wieder unterbrochen, so war er nicht damit zu Ende gekommen. Ärgerlich schob er das Blatt beiseite und bemühte sich, das eben geschriebene Billett mit einer Oblate zu schließen, aber sieben Monate Seefahrt hatten das Ding aller Klebekraft beraubt. Was er auch versuchte, es wollte nicht mehr halten. Hinter ihm wartete Doughty mit Säbel, Hut und Mantel - er wußte genau wie er selbst, daß Pünktlichkeit unerläßlich war.
    Hornblower übergab Bush die unverschlossene Nachricht.
    »Bitte versiegeln Sie das«, sagte er, »und senden Sie es mit einem Zivilboot an Land. Meine Frau wartet dort auf der Pier - ja, sie steht dort und wartet. Benutzen Sie auf jeden Fall ein Zivilboot dazu - ich möchte nicht, daß auch nur ein Mann der Besatzung seinen Fuß an Land setzt.«
    Dann stieg er über die Jakobsleiter in das wartende Boot. Er konnte sich denken, wie sich jetzt in der Menge auf der Pier allgemeines Gemurmel erhob, weil die Leute einander erklärten, was eben vorging. So erfuhr es bestimmt auch Maria von Leuten, die besser darüber Bescheid wußten als sie.
    »Der Kommandant geht von Bord, da, eben steigt er ins Boot!« mußte sie da nicht vor Glück und Erwartung fiebern?
    Das Boot setzte ab, Wind und Strömung fügten es, daß sein Bug zunächst recht auf die Pier wies und ihr damit letzte, vollendete Gewißheit gab. Dann aber drehte das Fahrzeug ab, die Männer holten am Fall, und das Luggersegel stieg am Mast empor. Im nächsten Augenblick brauste es schon dem Flaggschiff zu, fort von Maria, ohne ein Wort, ohne das leiseste Zeichen der Erklärung. Hornblower fühlte, wie sich sein Herz vor Mitleid und bitterem Schuldgefühl zusammenkrampfte. Hewitt antwortete auf den Anruf des Flaggschiffs, dann schoß er sauber in den Wind, ließ das Segel bergen und brachte das Boot mit seiner letzten Fahrt so nahe an die Steuerbordgroßrüsten, daß der Bugmann dort einhaken konnte. Hornblower paßte einen günstigen Augenblick ab und turnte an der Bordwand hoch. Als sein Kopf in Höhe des Großdecks war, schrillten die Pfeifen der Bootsmannsmaate ihren Willkommengruß, und durch ihren Lärm hindurch hörte er drei harte Doppelschläge der Schiffsglocke. Sechs Glasen auf der Nachmittagswache - drei Uhr, der Zeitpunkt, zu dem er geladen war.
    Die große Achterkajüte der Hibernia war längst nicht mit dem Luxus eingerichtet, den Pellew auf seiner Tonnant trieb; aller Überfluß war hier verpönt, ja, man hätte die Ausstattung dieses Raumes fast spartanisch nennen können, und doch herrschte durchaus solide Behaglichkeit. Hornblower wunderte sich ein wenig, keine anderen Besucher vorzufinden, denn anwesend waren nur Cornwallis selbst, Collins, der hämisch grinsende Flaggkapitän, und ein Flaggleutnant, der, wie Hornblower zu verstehen glaubte, einen jener neumodischen Doppelnamen mit Bindestrich trug.
    Hornblower mußte erleben, daß ihn Cornwallis mit seinen blauen Augen lange Zeit in so kritischer, abschätzender Weise musterte, daß er unter anderen Umständen bestimmt die Fassung verloren hätte. Aber heute war er in Gedanken immer noch bei seiner Maria, und was sein Äußeres betraf, so waren sieben Monate ununterbrochener Seedienst und drei Wochen Sturm wahrhaftig der Entschuldigung genug, daß sein Rock schäbig war und daß er eine einfache Seemannshose trug. So hielt er denn Cornwallis' prüfendem Blick ohne Scheu stand. Im übrigen erzielte Cornwallis mit seinem trotz aller Güte doch betont ernsten Ausdruck nicht die gewünschte Wirkung, weil seine Perücke schief saß. Der Admiral bevorzugte immer noch jene kurzgestutzten Roßhaarperücken, die nach dem Willen der Modeschöpfer nur noch von den Kutschern des hohen Adels getragen werden sollten. Heute nun saß ihm dieses Ding so flott und lustig auf dem Kopf, daß die Ehrerbietung seines Gegenübers notwendig darunter leiden mußte. Aber wie es auch immer um die Wirkung dieser Perücke bestellt war, irgend etwas lag hier in der Luft, man sprach sich nicht aus, es herrschte eine undefinierbare Spannung, obwohl Cornwallis den Pflichten des Gastgebers mit vollendeter Grazie und Gewandtheit nachkam. Die Atmosphäre war so

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