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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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dick, schwarzes Haar hing ihr in wirren Strähnen um den Kopf, sie trug nichts als ein Nachthemd, das ihr kaum bis zu den Knien reichte. Aus einer Tür, die weiter ins Innere führte, tauchte jetzt ein bärtiger Mann auf, unter dessen Hemdsaum ein Paar nackte Beine hervorlugten. Das Weib schrie noch immer. Aber Cotard sprach unentwegt mit erhobener Stimme französisch auf sie ein und fuchtelte dazu mit der - wahrscheinlich ungeladenen - Pistole. Da hörte das Geschrei endlich auf, wahrscheinlich nicht auf Cotards Drohungen hin, sondern weil die Frau vor Neugier brannte und erfahren wollte, was es mit unverhofften Besuch am frühen Morgen für eine Bewandtnis hatte. Sie glotzte die Männer aus großen Augen an und bemühte sich kaum, ihre Blöße zu bedecken.
    Jetzt galt es, einen Entschluß zu fassen, und zwar sofort. Das Geschrei der Frau konnte Alarm ausgelöst haben, ja, man konnte sogar ziemlich sicher damit rechnen. An dem dicken Mast des Semaphors führte eine Leiter zu einer Falltür hinauf. In dem Stockwerk darüber mußte sich die Vorrichtung zum Bewegen der Arme des Semaphors befinden. Der bärtige Mann im Hemd war aller Wahrscheinlichkeit nach der Telegrafist, vielleicht war er überhaupt kein Soldat und wohnte mit seiner Frau hier an seiner Arbeitsstelle. Wahrscheinlich kam es ihnen sehr gelegen, daß ihnen die Anlage der erhöhten Signalplattform die Möglichkeit bot, sich darunter häuslich einzurichten.
    Hornblower wollte den Semaphor niederbrennen, und von diesem Vorhaben ging er nicht ab, auch wenn dabei die Wohnung eines Nichtkombattanten in Flammen aufging. Das Wohnzimmer füllte sich mit dem Rest seiner Schar, zwei der Musketenträger erschienen aus dem Schlafzimmer, in das sie sich offenbar durch ein anderes Fenster Zutritt verschafft hatten.
    Hornblower sann eine Weile angestrengt nach, um der neuen Lage gerecht zu werden. Was er erwartet hatte, war ein verbittertes Gefecht mit französischen Soldaten; statt dessen sah er sich kampflos im Besitz der Signalstation - sein einziger Gegner war eine Frau gewesen. Als er seine Bestürzung erst überwunden hatte, brachte er auch rasch wieder Ordnung in seine Gedanken. »Die Leute mit den Musketen gehen hinaus an den Zaun«, befahl er, »und übernehmen dort die Wache. Cotard, Sie steigen die Leiter hinauf. Bringen Sie alle Signalbücher, die sie finden können, herunter. Nehmen Sie auch alle anderen Papiere dort an sich. Machen Sie rasch, ich gebe Ihnen zwei Minuten Zeit. Hier ist die Laterne. Black, bringen Sie der Frau etwas zum Anziehen, meinetwegen Bettzeug, dann führen Sie beide hinaus und bewachen sie. Hewitt, sind Sie bereit, die Bude hier anzuzünden?«
    Der Moniteur de Paris schlug bestimmt einen Höllenlärm über die »rohe Behandlung einer armen Frau durch zügellose britische Seeleute«. So schoß es ihm durch den Kopf, aber dann sagte er sich, daß er mit einer solchen Anklage rechnen mußte, auch wenn er rücksichtsvoll mit ihr verfuhr. Black warf ihr eine zerfetzte Steppdecke um die Schultern, dann führte er seine beiden Gefangenen durch die vordere Tür ins Freie. Hewitt stand noch immer stirnrunzelnd da und überlegte. Er hatte noch nie Feuer an ein Haus gelegt, und es fiel ihm offenbar schwer, sich in ungewohnten Lagen zurechtzufinden. »Hier, das ist die Stelle!« fuhr ihn Hornblower an und wies auf den Fuß des Telegrafenmastes. Rings um den Mast ragten die schweren, geneigten Stützbalken auf, und Hornblower machte sich im Verein mit Hewitt daran, die Möbel unter sie hineinzuschieben.
    Dann eilten sie ins Schlafzimmer, um dort in gleicher Weise zu verfahren. »Ein paar Lappen her!« rief er.
    Cotard kam mit einem Arm voll Büchern die Leiter heruntergeklettert. »So, jetzt wollen wir Feuer anlegen«, sagte Hornblower. Es war ein seltsames Gefühl, kalten Blutes einen Brand zu entfachen. »Vielleicht geht es mit dem Ofen?« meinte Cotard. Hewitt öffnete die Ofentür, aber damit hatte es sein Bewenden. Das Ding war so heiß, daß man es nicht anrühren konnte. Darum stellte er sich mit dem Rücken an die Wand, stemmte seine Füße gegen den Ofen und schob. Der Ofen fiel um, rollte durch den Raum und verstreute seinen glühenden Inhalt auf den Boden. Mittlerweile hatte Hornblower eine Handvoll Blaulichter aus Hewitts Bündel geholt. Das Talglicht brannte noch, so daß er ihre Lunten daran anbrennen konnte.
    Schon zischte die erste auf, gleich darauf spuckte der Feuerwerkskörper Flammen. Schwefel, Salpeter und dazu etwas Pulver

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