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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Hornblowers Maßnahme einen Bruch der Neutralität bedeutete, deren sich alle Fischer während der langen Kriegszeiten nach stillschweigendem Übereinkommen erfreuten. Gewiß, sie kannten Hornblower schon lange, sie hatten ihm oft gegen gutes Geld einen Teil ihres Fangs verkauft, dennoch waren sie keineswegs beruhigt, als ihnen eröffnet wurde, daß sie ihr Fahrzeug später zurückbekommen würden. Jetzt lag es längsseit, Hewitt stieg als erster hinein, ihm folgte Cotard, und Hornblower machte den Beschluß. Acht Mann hockten bereits in der Bilge, wo sonst die Hummerkörbe zu liegen pflegten.
    »Sanderson, Hewitt, Black und Downes besetzen die Riemen, die anderen bleiben unter dem Dollbord. Sie, Mr. Cotard, setzen sich bitte vor mich in die Plicht und lehnen sich an meine Knie.«
    Hornblower wartete, bis alles Platz gefunden hatte, der schwarze Umriß des Bootes zeigte in der dunklen Nacht bestimmt keine auffallende Veränderung. Jetzt war es soweit. »Absetzen!« befahl Hornblower.
    Die Riemen wurden durchs Wasser gezogen, etwas kräftiger bei den ersten beiden Schlägen, leichter und leiser vom dritten an, und das Boot ließ die Hotspur hinter sich. Das Abenteuer hatte begonnen, und Hornblower konnte nicht umhin, sich vorzuhalten, daß es einzig und allein durch ihn dazu gekommen war. Hätte ihn dieser dumme Einfall nicht so behext, dann könnten sie jetzt alle friedlich an Bord schlummern; so aber erwartete morgen früh so manchen braven Mann der Tod, der ohne seinen verfluchten Tatendrang fröhlich am Leben geblieben wäre.
    Er wies diese krankhaften Selbstquälereien energisch von sich, und als ihm gleich darauf Grimes in den Sinn kam, schüttelte er auch diesen Gedanken schnell von sich ab. Grimes konnte warten, bis er wieder zurück war, es bestand wahrlich kein Anlaß, jetzt schon über seinen Fall nachzugrübeln.
    Hornblower suchte sich ganz auf das Steuern des Hummerboots zu konzentrieren, und doch blieben dabei seine Gedanken wie eine Art Unterströmung am Werk - den Schiffsgeräuschen vergleichbar, die selbst bei wichtigsten Erörterungen von jedem vernommen werden. So fragte er sich, was denn wohl Grimes von der Besatzung an Bord widerfahren werde, denn Hewitt hatte seinen guten Freunden die Geschichte natürlich brühwarm erzählt. Hornblower hielt die Pinne mit festem Griff und steuerte mit nördlichem Kurs den Petit Minou an. Eine und eine viertel Meile waren bis dorthin zurückzulegen, und zuletzt durfte er auf keinen Fall die kleine Mole dort verfehlen, denn das hätte ein klägliches Fiasko seines kühnen Unterfangens bedeutet. Die schwachen Umrisse der steilen Höhen am Nordufer des Goulet dienten ihm zur Orientierung, er hatte sie so viele Wochen ständig vor Augen gehabt, daß er sie in allen Einzelheiten kannte. Die wichtigste dieser Landmarken war für ihn die steile Bergschulter eine Viertelmeile westlich des Semaphors, wo ein kleiner Flußlauf in die See mündete. Er mußte diesen Einschnitt in den Bergen offenhalten, während sich das Boot der Küste näherte; aber schon nach wenigen Minuten gelang es ihm, die Kuppe mit dem Semaphor selbst auszumachen, die sich ganz schwach gegen den Nachthimmel abhob. Alles Weitere war dann ein Kinderspiel.
    Die Riemen knarrten in den Dollen, ihre Blätter platschten zuweilen ins Wasser, die leichten Wellen, die das Boot wiegten, wirkten wie schwarzes Glas. Es war nicht nötig, daß sie besonders leise oder verstohlen herankamen, das Hummerboot sollte ganz im Gegenteil den Eindruck machen, als ginge es seinen täglichen Geschäften nach. Am Fuß der Steilküste gab es eine bei halber Flut oder Ebbe benutzbare winzige Mole. Dort pflegten die Hummerboote anzulegen und ein paar Mann mit den schönsten Tieren des Fanges an Land zu setzen. Diese eilten dann, jeder einen Korb mit einem Dutzend lebender Hummer auf dem Kopf tragend, über den Höhenpfad nach Brest, um auf jeden Fall zur Stelle zu sein, wenn der Markt eröffnet wurde. So waren sie unabhängig von den Einflüssen des Wetters und der Tide, die die Boote selbst oft so aufhielten, daß sie erheblich zu spät kamen. Hornblower war eine Zeitlang Nacht um Nacht mit seiner Jolle losgefahren, um diese Gepflogenheiten auszukundschaften, soweit ihm die Fischer selbst nicht schon gesprächsweise davon berichtet hatten. Aha! Da war die Mole.
    Hornblower spürte, wie sich seine Hand fester um die Pinne krampfte. Jetzt hörte man die laute Stimme des Postens auf dem Molenkopf: »Qui va la?«
    Hornblower schubste

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