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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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behalten oder richtiger wiedergewinnen mußte, wenn ihm das auch kaum je so schwergefallen war wie just in diesem Augenblick. Mühsam löste er sich aus der bleiernen Betäubung, die ihn in ihrem Bann halten wollte. »Los, wir müssen weiter!«
    Jeder Schritt wollte genau überlegt sein. Jetzt waren sie an dem letzten Hang angelangt, über den der Weg zu den Booten hinunterführte. Der Leutnant, den er mit seinen Seesoldaten als Flankendeckung eingesetzt hatte, war bis hierher zurückgegangen und setzte sich nun lebhaft feuernd gegen die bedrohliche Übermacht der Franzosen zur Wehr. Diese trugen auf ihren blauen Röcken weiße Aufschläge, es waren also keine Artilleristen, wie ihre Widersacher rings um die Batterie, sondern richtige, ausgebildete Fußsoldaten. Hinter ihnen sah man bereits eine weitere lange Infanteriekolonne, die unter den anfeuernden Rhythmen des »Pas de Charge«, geschlagen von einem Dutzend Trommeln, im Eilmarsch herangestürmt kam.
    »Ihr macht, daß ihr schleunigst in die Boote kommt«, sagte Hornblower zu den Matrosen und Seesoldaten, die mit ihm in der Batterie gewesen waren und sich jetzt wieder bei ihm sammelten. Dann wandte er sich an den Leutnant.
    »Hauptmann Jones ist tot. Sobald die andere Gruppe die Mole erreicht, kommen Sie nach, so schnell Sie die Beine tragen.
    Halten Sie sich dazu bereit, verstanden?«
    »Jawohl, Sir.«
    Hornblower kehrte dem Feind den Rücken. Da hörte er hinter sich plötzlich einen harten Schlag, ähnlich dem Axthieb eines Zimmermannes, und fuhr erschrocken herum. Cotard taumelte wie trunken, sein Säbel, die Bücher und die Papiere, die er die ganze Zeit getragen hatte, lagen vor ihm auf der Erde. Jetzt entdeckte Hornblower, daß sein linker Arm baumelnd herabhing, als ob er nur ganz lose mit der Schulter verbunden wäre. Da schoß auch schon das Blut hervor. Eine Musketenkugel hatte Cotards Oberarmknochen zerschmettert.
    Einer der Axtträger, der noch nicht abgerückt war, fing ihn gerade noch auf, als er zusammenbrechen wollte.
    »Ah - ah - ah!« stöhnte Cotard bei der geringsten Bewegung seines zerschmetterten Arms. Er starrte Hornblower mit bestürztem Ausdruck an.
    »Sie Ärmster«, sagte Hornblower, und dann zu dem Axtträger: »Bringen Sie ihn zum Boot hinunter.«
    Cotard wies mit der Rechten immer wieder nach der Erde, da befahl Hornblower einem anderen Axtträger: »Heben Sie diese Papiere da auf und bringen Sie sie auch zum Boot hinunter.«
    Aber Cotard war damit noch nicht zufrieden. »Mein Säbel, mein Säbel!«
    »Ich kümmere mich um Ihren Säbel«, sagte Hornblower.
    Diese närrischen Ehrbegriffe waren so tief eingewurzelt, daß sich Cotard selbst in seinem augenblicklichen Zustand nicht bereit fand, seinen Säbel auf dem Schlachtfeld zurückzulassen.
    Als sich Hornblower gleich darauf nach Cotards Säbel bückte, fiel ihm ein, daß er ja selbst sein Entermesser nicht mehr besaß.
    Der Axtträger hatte inzwischen die Bücher und Papiere aufgesammelt.
    »Helfen Sie Mr. Cotard«, sagte ihm Hornblower. Da kam ihm plötzlich ein Gedanke, so daß er gleich fortfuhr: »... binden Sie ihm oberhalb der Wunde sofort ein Tuch um den Arm, und ziehen Sie es fest zusammen, verstanden?«
    Von dem anderen Axtträger gestützt, wankte Cotard bereits den Pfad hinunter. Jede Bewegung tat ihm natürlich furchtbar weh, und Hornblower hörte noch eine ganze Weile bei jedem Schritt sein herzzerreißendes ahahah.
    »Jetzt kommen sie«, sagte der Leutnant der Seesoldaten. Ja, die französischen Flankier griffen an, das heranrückende Gros hatte ihnen offenbar dazu Mut gemacht. Mit einem raschen Blick überzeugte sich Hornblower, daß alle anderen inzwischen auf der Mole angelangt waren, ja, das Hummerboot setzte, mit Menschen voll beladen, sogar bereits ab.
    »Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen rennen, so schnell sie können«, sagte er und setzte ihnen nach, sobald sie losgelaufen waren. In wilder Jagd ging es gleitend und stolpernd zur Mole hinunter, die Franzosen kamen sofort schreiend hinterher, aber der Rückzug wurde von den eigenen zwölf Seesoldaten der Hotspur unter ihrem Feldwebel wirksam gedeckt, wie Hornblower tags zuvor in weiser Voraussicht angeordnet hatte.
    Auch die Barrikade, die die Männer zu diesem Zweck quer über die Molenwurzel errichtet hatten, war eine Idee Hornblowers, die ihm gekommen war, als er diesen hastigen Rückzug in der Vorstellung vorwegnahm. Diese Verschanzung war kaum hüfthoch und in aller Hast aus Felsbrocken und

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