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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Sir.«
    Die Hochstimmung war nur zu schnell wieder verflogen. Er war seit Morgengrauen den ganzen Tag auf den Beinen gewesen, jetzt schmerzten ihn die Füße, und diese Schmerzen wurden bestimmt um so ärger, je länger er noch an Deck herumstand. Unten lagen die beiden Bücher, die er in Gibraltar um eine sauer ersparte Guinee gekauft hatte:›Lord Hodges'
    Untersuchung über die augenblickliche politische Lage in Italien‹und Barbers›Neue Methoden der Längenbestimmung mit einigen Erläuterungen zu den auf modernen Seekarten festgestellten Unstimmigkeiten‹. Über beide Themen wollte er sich unterrichten, und es schien ihm besser, das jetzt zu tun, als weiter an Deck zu bleiben und von Stunde zu Stunde müder zu werden.
    Bei Sonnenuntergang kam er wieder nach oben. Die Castilla hielt immer noch den gleichen Kurs, die Atropos holte in der Kursrichtung ganz langsam auf. Er musterte jene fernen Marssegel durch sein Glas, er las von der Schiefertafel das Etmal des Tages ab und wartete, bis das Log wieder eingeholt war. Hätte die Castilla die Absicht gehabt, nach Cartagena zurückzukreuzen, dann wäre sie wohl schon über Stag gegangen. So hatte sie einen sehr langen Schlag nach Süden gemacht, und jedes Ausschießen des Windes nach Norden - wie es um diese Jahreszeit fast die Regel war - hätte einen großen Teil des dadurch erzielten Vorteils wieder zunichte gemacht.
    Wenn sie bis zum Einsetzen der Dunkelheit nicht mehr über Stag ging, dann konnte man daraus mit ziemlicher Sicherheit schließen, daß sie etwas anderes im Schilde führte. Er wartete zu, bis die letzten Spuren des Sonnenuntergangs vom westlichen Himmel verschwunden waren und die ersten Sterne erschienen.
    Seine Augen schmerzten ihn vom angestrengten Starren durch den Kieker, aber die Castilla war endgültig in der Dunkelheit verschwunden. Als er sie zum letzten Male gesehen hatte, lag sie immer noch auf südlichem Kurs. Um so wichtiger war es, Fühlung mit ihr zu halten.
    Acht Glasen nahte heran, die Abendwache wurde an Deck gepfiffen.
    »Ich möchte das Großsegel geborgen haben, Mr. Turner«, sagte er.
    Beim schwachen Schein der Kompaßlampe schrieb er seine Nachtbefehle: Das Schiff solle hart am Wind mit Steuerbordhalsen weitersteuern, er sei zu wecken, wenn der Wind um mehr als zwei Strich drehte, auf jeden Fall jedoch kurz vor Mondaufgang. Die düstere kleine Kajüte mit ihren dunklen Ecken, die die kümmerliche Lampe unbeleuchtet ließ, kam ihm vor wie der Schlupfwinkel eines Raubtiers. Er legte sich angezogen auf seine Koje und versuchte, sein müdes Gehirn endlich einmal von dem ewigen Rätselraten über die Absichten der Castilla zu befreien. Er hatte Segel gekürzt, weil sie das gleichfalls getan haben mochte. Unterließ sie es, dann blieb er ihr dennoch nahe genug, um sie bei Tage wieder einholen zu können. Unternahm sie etwas anderes, wendete sie zum Beispiel oder halste sie, dann mußte er gleich am Morgen so handeln, wie es ihm am richtigsten schien, um sie wiederzufinden. Über solchen Gedanken fielen ihm zuletzt vor Müdigkeit die Augen zu; er schlug sie erst wieder auf, als ihm gemeldet wurde, daß die Mittelwache geweckt sei.
    Der abflauende Westwind hatte eine dünne Wolkendecke mitgebracht, hinter der die Sterne verschwunden waren und die der schmalen Sichel des abnehmenden Mondes fast alle Helligkeit nahm. Die Atropos lag immer noch hart am Wind, aber sie koste in der leichten Brise nur noch mit den Wellen, denen ihr Bug begegnete, und begrüßte sie mit der Grazie einer Tänzerin, die ihrem Liebhaber in kokettem Spiel die Hand zum Kusse reicht. Und die dunklen Gewässer in der Runde paßten sich ganz dieser Stimmung an und plätscherten höfliche Konversation dazu. Die Schrecken des Krieges schienen unendlich fern gerückt, müßig verrannen die Minuten in der wohligen Wärme der Sommernacht.
    »An Deck!« Der Ausguck im Topp zerriß mit seinem Ruf die Stille: »Ich glaube, ich sehe etwas, Sir. Steuerbord voraus.«
    »Entern Sie mit dem Nachtglas auf, junger Mann«, sagte Turner zu dem Steuermannsmaat an seiner Seite. Eine Minute, zwei Minuten vergingen.
    »Jawohl, Sir«, hörte man die neue Stimme aus dem Topp.
    »Die Umrisse eines Schiffes, drei - nein, vier Meilen voraus, etwas an Steuerbord.«
    Die Nachtgläser wanderten in die angegebene Richtung.
    »Nicht ausgeschlossen«, meinte Turner.
    Ja, da war ein winziger Fleck, um weniges dunkler als die nächtliche Kimm. Mehr konnte Hornblower durch sein Nachtglas nicht

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