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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Segel auf sich hatte, das von Deck aus immer noch nicht zu sehen war. Aber es bestand die Hoffnung, daß es einem britischen Kriegsschiff gehörte, das der Castilla den Weg verlegte.
    »Zwei Segel, drei Segel, das könnte ein Geleitzug sein, Sir. Er steht genau in Lee.«
    Andere Geleitzüge als englische gab es nicht, und zu jedem solchen Geleitzug gehörte ein englisches Kriegsschiff, das nun die Castilla von der anderen Seite her packen konnte, »Abfallen! Kurs auf das feindliche Schiff. Alle Mann, bitte, Mr. Still, Klarschiff zum Gefecht.«
    Während der ganzen langen Jagd hatte er die Atropos noch nicht gefechtsklar machen lassen, weil er entschlossen war, einen Zusammenstoß mit der weit überlegenen Castilla unter allen Umständen zu vermeiden. Jetzt sehnte er diesen Zusammenstoß plötzlich herbei - zugleich aber beschlichen ihn schon wieder jene bangen Zweifel, die ihm die Schamröte über seine eigene Jämmerlichkeit ins Gesicht trieben, zumal er jetzt hörte, wie die Männer beim Ertönen des Klarschiffsignals in ein fröhliches Hurra ausbrachen. Auch bei der Freiwache sah er erwartungsvolles Grinsen und jungenhafte Freude am Abenteuer, als sie eilends an Deck erschien, um ihre Stationen zu beziehen. Mr. Jones kam mit raschen Schritten an Deck und knöpfte dabei noch seinen Rock zu; offenbar hatte er seine Freiwache zu einem erholsamen Schlummer benutzt. An Jones fiel das Kommando über die Atropos , wenn ihm im Gefecht etwas zustieß, sei es, daß ihm ein Bein zerschmettert wurde oder daß ihn ein Volltreffer ganz in blutige Fetzen riß. Zu denken, daß Jones unter Umständen sein Nachfolger wurde, machte ihm seltsamerweise ebensosehr zu schaffen wie alle anderen quälenden Vorstellungen. Dennoch war es nötig, daß er Jones sofort genau über die Lage orientierte und ihm sagte, was zu tun war. Er erfüllte diese Aufgabe in drei scharf pointierten Sätzen.
    »Ich bin im Bilde, Sir«, sagte Jones und zupfte wie immer an seinem endlos langen Kinn. Hornblower war keineswegs davon überzeugt, daß Jones wirklich so genau im Bilde war, aber er hatte jetzt keine Zeit mehr für ihn übrig.
    »Topp! Was macht der Konvoi?«
    »Ein Schiff hat gewendet, Sir, es hält jetzt auf uns zu.«
    »Können Sie dieses Schiff ansprechen?«
    »Man könnte es für ein Kriegsschiff halten, Sir, ich sehe aber nur die Royals, Sir.«
    »Mr. Horrocks, setzen Sie Erkennungssignal-Anruf und unsere Nummer.« Wenn das Schiff auf die Castilla zuhielt, dann war es bestimmt ein Kriegsschiff, nämlich die Geleitfregatte des Konvois. Hornblower konnte nur hoffen, daß sie zu den größeren Schiffen dieser Klasse gehörte, die der mächtigen Castilla wenigstens annähernd gewachsen war. Aber er kannte ja die meisten Fregatten Collingwoods - den Sirius , die Najade , die Hermione -, sie waren alle nur mit 32 Zwölfpfündern bestückt und hatten darum gegen die 44 Achtzehnpfünder der Castilla wenig zu bestellen, es sei denn, daß die Castilla im Gefecht nichts taugte oder daß er selbst noch zu dem Treffen zurechtkam und mit eingreifen konnte. Er starrte angestrengt durch seinen Kieker, aber das britische Schiff war von Deck aus noch nicht zu sehen, und die Castilla rauschte ihm nach wie vor mit achterlichem Wind entgegen. Die Vorbereitungen zu Klarschiff waren beinahe beendet, eben wurden die Zurrings von den Geschützen genommen. »Signal, Sir!«
    Horrocks stand mit dem Signalbuch klar, als der Mann im Topp die Flaggen ausrief.
    »Erkennungssignal richtig beantwortet, Sir. Nach der Unterscheidungsnummer ist es die Nightingale , 28 Geschütze, Kapitän Ford, Sir.«
    Also eine der kleinsten englischen Fregatten überhaupt, eine, die an Oberdeck nur Neunpfünder führte. Wenn nur Ford so vernünftig war, sich mit der Castilla nicht auf ein Nahgefecht einzulassen! Er mußte sie so lange ausmanövrieren und in Atem halten, bis die Atropos zur Stelle war. Dann konnte man sie gemeinsam mit ein paar taktischen Finessen in die Enge treiben, bis sich Gelegenheit bot, ihr einige Spieren wegzuschießen und sie dadurch zu lahmen. War das erreicht, dann fiel es nicht mehr schwer, sie der Länge nach mit den Geschützen zu bestreichen und ihren Widerstand weiter zu schwächen, ehe man zum letzten Schlag längsseit ging. Der Kommandant der Castilla bewies durch sein Verhalten, daß er seine Lage vollkommen richtig beurteilte. Er stand zwischen zwei Gegnern und konnte daher dem Kampf nicht aus dem Wege gehen, wenn er ihm aufgezwungen wurde, darum stürzte er

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