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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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drehte die beiden Schiffe herum, und zwar so, daß es aussah, als wären sie eins.
    Die Nightingale hatte sich offenbar mit ihrem Bugspriet oder vielleicht mit ihrem Anker in den Wasserstagen der Castilla verhakt. Jetzt lag sie so, daß alle Geschütze der Castilla trugen und die arme Nightingale mit jeder Breitseite bestrichen, während das Feuer der Nightingale ziemlich wirkungslos bleiben mußte. Ob sie sich noch losreißen konnte? Da stürzte der Fockmast mit allem Geschirr über die Seite, jetzt war es so gut wie ausgeschlossen, daß sie noch freikam. Die Männer an den Geschützen schrien auf, als sie diese Katastrophe sahen.
    »Ruhe an Deck! Mr. Jones, bergen Sie die Untersegel.« Was sollte er tun? Das richtige wäre gewesen, am Bug oder Heck der Castilla vorbeizulaufen und sie der Länge nach zu bestreichen, dann zu wenden und sie nochmals zu bestreichen. Aber es war alles andere als einfach, das Vorschiff der Castilla zu beschießen, ohne dabei die Nightingale zu treffen, es ging auch nicht an, sie am Heck zu passieren, weil er dadurch nach Lee geraten wäre und eine Menge Zeit gebraucht hätte, um wieder ins Gefecht zu kommen. Dazu kam, daß die beiden Schiffe dauernd ihre Lage änderten, was teils durch den Wind, teils durch den Rückstoß der Geschütze verursacht wurde. Gesetzt, er hätte sich in eine einigermaßen brauchbare Schußposition manövriert, und die beiden anderen drehten sich gerade so, daß ihm die Nightingale das Schußfeld wieder verlegte, dann mußte er womöglich erst wieder mühsam Luv gewinnen, ehe er in den Kampf eingreifen konnte. Nein, so etwas durfte er nicht riskieren, das hätte einen schändlichen Eindruck gemacht, und wenn andere Kommandanten davon hörten, dann lag für sie der Gedanke nahe, daß er sich mit Absicht in sicherer Entfernung gehalten habe. Die andere Möglichkeit war die, sein Schiff an die freie Seite der Castilla längsseit zu bringen. Aber die schwachen Verbände der Atropos hielten der wuchtigen Breitseite der Castilla natürlich nicht stand, und die Folge davon war, daß das kleine Schiffchen in wenigen Minuten zum Wrack zusammengeschossen war. Und doch, die Nightingale war bereits ein Wrack, was blieb ihm also anderes übrig? Er mußte ihr sofort und ohne Verzug zu Hilfe eilen. Jetzt lag nur noch eine Meile zwischen ihm und den beiden kämpfenden Schiffen, und die Entfernung nahm rasch ab. Aus jahrelanger See-Erfahrung wußte er, wie schnell die letzten Minuten verflogen, wenn Schiffe aufeinander zustrebten.
    »Die Backbord-Geschützmannschaften antreten. Vollzählig, vom Geschützführer bis zum letzten Mann. Mr. Jones, rüsten Sie die Leute zum Entern aus, auch die Freiwächter werden bewaffnet, nur die Leute an den Kreuzbrassen bleiben auf Station.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Piken, Pistolen und Entermesser, Jungs«, sagte Hornblower zu den Männern, die sich um die Waffenkisten drängten. »Mr. Smiley, lassen Sie Ihre Toppsmannschaften vorn beim ersten Geschütz antreten - an Steuerbordseite. Halten Sie sich klar zum Entern.«
    Der junge Smiley war von allen noch der schneidigste Draufgänger, er war entschieden besser als der aufgeregte Jones, der törichte Still oder der betagte Turner. Darum war es das gegebene, ihm das Kommando auf dem Vorschiff zu übertragen.
    Achtern hatte er die Geschehnisse selbst unter Augen. Dabei fiel ihm ein, daß er immer noch unbewaffnet war. Sein Säbel, der, den er am königlichen Hof getragen hatte, war ein billiges Ding; er vermutete, daß auf seine Klinge kein Verlaß war, aber er hatte eben noch nie genug Geld für einen wirklich guten Säbel besessen. Darum trat er jetzt lieber an die Waffenkiste und suchte sich ein kräftiges Entermesser heraus. Er zog blank, ließ die unnütze Scheide an Deck fallen und schlang den Faustriemen am Heft um sein Handgelenk. Die nackte Klinge wippend, stand er nun kampfbereit in der brennenden Sonne.
    Immer näher kamen sie der Castilla , nur eine Kabellänge trennte sie noch von ihrer Bordwand, und die Entfernung schien sogar kleiner, als sie wirklich war.
    »Einen Strich Steuerbord«, befahl er dem Rudergänger.
    »Einen Strich Steuerbord«, wiederholte dieser.
    Eiserne Disziplin bewirkte, daß sich der Mann am Ruder keinen Augenblick von seiner Aufgabe ablenken ließ, obwohl sich jetzt die Backbord-Stückpforten der Castilla öffneten, obwohl die Mündungen ihrer Geschütze aus nächster Nähe herüberstarrten, obwohl hinter den Pforten schon die Gesichter der Kanoniere

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