Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
entlang.
    »Da sind wir«, sagte St. Vincent, »wir wollen doch wieder zusammen weggehen, Hornblower, wie? Lange möchte ich nämlich nicht gern bleiben. Jetzt ist es neun Uhr, und ich habe noch nicht ein Drittel meiner Arbeit erledigt.«
    »Jawohl, besten Dank, Mylord. Ich werde jedenfalls in Ihrem Kielwasser bleiben.«
    Der Schlag wurde aufgerissen, Bracegirdle sprang gewandt heraus, um seinem Chef zu helfen, Hornblower folgte. Jetzt endlich schlug sein Herz ein bißchen rascher. Es wimmelte von Umformen, roten, blaugoldenen, blausilbernen, viele der Herren trugen das Haar gepudert. Einer dieser Herren in gepuderter Perücke, die seltsam gegen seine dunklen Augen abstach, löste sich von den übrigen und kam St. Vincent entgegen. Er trug eine schwarze, silberbestickte Uniform, auf den blanken Facetten am silbernen Griff seines Degens spielten tausend glitzernde Lichter.
    »Guten Morgen, Mylord.«
    »Morgen, Catterick. Das hier ist mein Protege, Kapitän Horatio Hornblower.«
    Cattericks stechende, schwarze Augen erfaßten Hornblowers ganze Erscheinung, Rock, Hose, Strümpfe, Säbel mit einem einzigen Blick, aber seine Miene verriet nicht, was er dachte.
    Wahrscheinlich war er schon daran gewöhnt, daß schäbig uniformierte Seeoffiziere die Levers des Königs bevölkerten.
    »Wie ich höre, gedenkt Sie Lord St. Vincent vorzustellen, Kapitän Hornblower. Sie werden Seine Lordschaft daher in den Audienzsaal begleiten.«
    Hornblower nickte. Er hätte zu gern gewußt, welche Bedeutung dem Wort›Protege‹beizumessen war. Bis jetzt hatte er den Hut in der Hand getragen, nun klemmte er ihn, dem Beispiel der anderen folgend, hastig unter den Arm.
    »Also los, kommen Sie«, sagte St. Vincent.
    Es ging eine Treppe hinauf, auf deren Absätzen überall uniformierte Wachen standen. Oben erwartete sie wieder eine Hofcharge in Schwarz und Silber, aufs neue wurden kurze Worte ausgetauscht. Um die Türen drängten sich gepuderte Lakaien, eine gedämpfte und doch durchdringende Stimme rief in höfisch gezierter Ausdrucksweise einen Namen nach dem anderen auf:
    »Admiral the Right Honourable Earl St. Vincent, Kapitän Horatio Hornblower, Leutnant Anthony Bracegirdle!«
    Der Audienzsaal war ein einziges Meer von Farben, jede denkbare Uniform war vertreten: das Scharlachrot der Infanterie, leichte Kavallerie in allen Farben des Regenbogens, verschnürte und pelzbesetzte Waffenröcke, schwingende Umhänge, schleppende Säbel, schwere Kavallerie in Schaftstiefeln, die bis zu den Schenkeln reichten, ausländische Uniformen in Weiß und Grün. St. Vincent zwängte sich mit seiner Riesengestalt durch das Gedränge wie ein Schlachtschiff durch eine ganze Flotte kleiner Jachten. Vor der Längswand auf einem Thronsessel mit hoher Rückenlehne saß der König; man war unwillkürlich überrascht, wie sehr er mit seiner kleinen Knotenperücke den Bildern glich, die es von ihm gab. Hinter ihm, im Halbkreis, stand eine Anzahl würdiger Herren mit Ordenssternen auf der Brust und breiten Ordensbändern, blauen, roten oder grünen, teils über die rechte, teils über die linke Schulter getragen. Das waren gewiß die Ritter des Hosenband-, des Bath- und des Patricksordens, die Großen der Vereinigten Königreiche.
    St. Vincent verbeugte sich in schwerfälliger Ehrerbietung vor seinem König. »Freue mich Sie zu sehen, Mylord, freue mich Sie zu sehen«, sagte dieser. »Hatte seit Montag leider noch keine Gelegenheit, bin sehr zufrieden, daß alles so gut verlief.«
    »Gehorsamsten Dank, Sir. Darf ich Ihnen den Offizier vorstellen, der für den Zug zu Schiff die Verantwortung trug?«
    »Ich bitte darum.«
    Der König wandte sich Hornblower zu und maß ihn mit einem freundlichen Blick aus etwas vorstehenden, blaßblauen, aber gütigen Augen.
    »Kapitän Horatio Hornblower«, sagte St. Vincent, und Hornblower bemühte sich, eine formvollendete Verbeugung auszuführen, wie sie ihm zehn Jahre zuvor von seinem emigrierten französischen Tanzlehrer beigebracht worden war: den linken Fuß leicht vorgesetzt, die linke Hand über dem Herzen. Er wußte nicht, wie tief er sich verbeugen mußte, er hatte ebensowenig Ahnung, wie lange er in gebeugter Stellung zu verweilen hatte. Als er endlich wieder hochkam, war ihm fast zumute wie einem Taucher, der aus der Tiefe aufsteigend die Wasseroberfläche durchbricht.
    »Und Ihr Schiff, Sir, Ihr Schiff?« fragte der König.
    » Atropos , zweiundzwanzig Geschütze, Euere Majestät«
    In den schlaflosen Stunden der

Weitere Kostenlose Bücher