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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gut und gern eineinhalb Jahre. Irgendeinen anderen, greifbaren Bergungsfachmann zuzuziehen, hatte in diesem Fall keinen Zweck, es mußte unbedingt jemand sein, der mit den eingeborenen Tauchern aus Ceylon zu arbeiten verstand. Ganz elend vor Verzweiflung fragte sich Hornblower, warum das Schicksal ausgerechnet ihn mit so teuflischer Bosheit heimsuchte. Er mußte gewaltsam schlucken, ehe er die nächsten Worte herausbrachte.
    »Wo ist er jetzt?«
    »Mr. McCullum, Sir? Er wird vom Garnisonarzt betreut und liegt im Lazarett an Land.«
    »Lebt er noch?«
    Jones breitete mit hoffnungsloser Geste die Hände.
    »Jawohl, Sir, vor einer halben Stunde lebte er noch.«
    »Wo ist der Doktor?«
    »Unter Deck, in seiner Kammer, Sir.«
    »Ich möchte ihn sprechen. Nein, warten Sie, ich werde ihn holen lassen, wenn ich ihn brauche.«
    Er mußte zuerst noch gründlich überlegen, er brauchte Zeit und Muße, um zu entscheiden, was zu tun war. Unwillkürlich begann er an Deck auf und ab zu gehen, um der stürmischen Erregung Luft zu schaffen, die ihn fast zu sprengen drohte. Aber auch im Gleichtakt der Schritte gelang es ihm nur ganz allmählich, seine Gedanken wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Es störte ihn, daß die Offiziere untätig herumstanden - aber unten in der Kajüte fand er natürlich erst recht keine Sammlung. Zu allem Überfluß kam jetzt Jones vom Vorschiff und riß ihn aus seinen Überlegungen:
    »Mr. Turner ist an Bord gekommen, Sir.«
    Mr. Turner? Turner? Richtig, das war der Steuermann, den ihm Collingwood eigens zur Verfügung gestellt hatte, weil er in den türkischen Gewässern Bescheid wußte. Während Jones noch sprach, kam hinter ihm ein hagerer alter Mann zum Vorschein, der einen Brief in der Hand hielt - offenbar den Befehl, der ihn an Bord geführt hatte.
    Hornblower gab sich alle Mühe, daß seine Begrüßung einigermaßen herzlich klang:
    »Willkommen an Bord, Mr. Turner«, sagte er und fragte sich zugleich, ob er je in die Lage kommen würde, die Dienste dieses Mannes in Anspruch zu nehmen.
    »Ihr gehorsamer Diener, Sir«, sagte Turner mit altmodischer Höflichkeit.
    »Mr. Jones, sehen Sie bitte zu, daß Mr. Turner ein gutes Quartier bekommt.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Das war die einzige Antwort, die Jones geben konnte, so schwer es ihm auch fallen mochte, den Befehl auszuführen.
    Aber Jones stand augenscheinlich im Begriff, seinen Worten noch etwas hinzuzusetzen, vielleicht kam er gar mit dem Vorschlag heraus, Turner in McCullums Kammer unterzubringen. Hornblower hätte es nicht über sich gebracht, sich so etwas in Ruhe anzuhören, solange er noch mit seinem Entschluß rang. Der bloße Gedanke daran reizte ihn bis zur Weißglut und veranlaßte ihn zu einem Willkürakt, der eines Kommandanten der alten Schule würdig gewesen wäre.
    »Alles unter Deck!« stieß er hervor. »Ich möchte das Achterdeck für mich allein haben.«
    Die Offiziere sahen ihn an, als ob sie ihn nicht richtig verstanden hätten, obwohl sie wußten, daß sie sich nicht verhört haben konnten. »Bitte, gehen Sie unter Deck«, wiederholte er, aber auch dieses›Bitte‹nahm seinem Befehl nichts an Schärfe und Bestimmtheit. »Steuermannsmaat der Wache, Sie achten mir darauf, daß niemand das Achterdeck betritt, und bleiben mir gefälligst selbst aus dem Wege.«
    Nun begaben sie sich alle folgsam unter Deck. Er hatte endlich das Achterdeck für sich allein und wanderte dort im schwindenden Zwielicht zwischen Kreuzmast und Heckreling auf und ab. Er ging rasch, am Ende der kurzen Bahn riß er sich jedesmal mit einem Ruck herum, Zorn und Besorgnis spornten seine Schritte an.
    Es war höchste Zeit, daß er zu einem Entschluß kam. Das Nächstliegende wäre gewesen, Collingwood von dem Vorfall Meldung zu machen und weitere Befehle abzuwarten. Aber wie lange dauerte es, bis ein Fahrzeug mit Post für Collingwood Malta verließ, und wie lange, bis ein anderes die Antwort brachte? Wahrscheinlich verging darüber ein voller Monat.
    Wenn er mit der Atropos einfach so lange im Hafen wartete, dann war er als Kommandant, weiß Gott, keinen Schuß Pulver wert. Er konnte sich denken, was Collingwood von einem Manne hielt, der der Verantwortung so scheu aus dem Wege ging. Eine zweite Möglichkeit bestand darin, sofort auszulaufen und Collingwood selbst aufzusuchen, aber dem standen die gleichen Einwände entgegen. Wie konnte er Collingwood unter die Augen treten, wenn er eines Tages vor Toulon oder Livorno, oder wo immer Collingwood sich im

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