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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Arbeit und begannen alsbald mit ihren vorbereitenden Atemübungen, weil nachher keine Zeit mehr dazu blieb. Clout nahm die Zunderschachtel zur Hand und schlug einen Funken hinein. Er beugte sich tief über seine Arbeit, um die schwache Brise abzuwehren, die über die Oberfläche der Bucht hinwehte. Endlich war es ihm gelungen, seine Lunte in Brand zu setzen, er blies die Glut noch etwas an und wandte sich dann mit einem fragenden Blick an Hornblower. »Weiter, weiter«, sagte der.
    Clout drückte die glühende Lunte auf das Stück Zündschnur, das aus dem Loch des Faßdeckels ragte. Hornblower hörte ein schwaches, unregelmäßiges Zischen, während Clout noch wartete, bis sich die Glut durch das Loch ins Innere des Fasses fortgepflanzt hatte. Zwischen all den Menschen, mitten im Boot, fraß sich nun das Feuer weiter auf die dreißig Pfund Pulver zu.
    Ein paar Pulverkörner am unrechten Platz, irgendein kleiner Schaden an der Lunte reichten hin, das Faß vorzeitig zur Detonation zu bringen und das Boot samt seiner Besatzung auf einen Schlag zu vernichten. Niemand gab einen Laut von sich, man hörte nur das Zischen der brennenden Lunte. Endlich verschwand der glimmende Funke im Spundloch. Der Schiffsküfer hatte das Pulverfaß in seinem oberen Teil mit einem sorgfältig eingepaßten doppelten Boden versehen, in dem Zwischenraum zwischen den beiden Böden war die Lunte sauber aufgeschossen, ihr anderes Ende war durch eine kleine Öffnung im unteren Boden geführt und mündete mitten im Pulver. Jetzt kroch also die Glut unsichtbar die Windungen der aufgeschossenen Lunte entlang und gelangte dabei von Minute zu Minute näher an das letzte Stück, das sie durch die Öffnung nach unten führen sollte.
    Clout zog den segeltuchüberzogenen Spund aus seiner Tasche und tauchte ihn in das warme Pech.
    »Setzen Sie das Loch gut dicht, Mr. Clout«, sagte Hornblower. Clout drehte den Pfropfen fest in das Spundloch des oberen Faßdeckels. Jetzt war das Zischen der Lunte nicht mehr zu hören, aber jedermann im Boot war sich bewußt, daß die Glut innen im Faß ohne Erbarmen vorankroch. Clout verschmierte den Stöpsel nochmals dick mit Pech und räumte dann sofort seinen Platz.
    »Los, mein Herzchen«, sagte er zum Segelmachersmaat.
    Der brauchte nicht erst angespornt zu werden. Er hatte Nadel und Segelhandschuh schon bereit und nahm jetzt eiligst Clouts Platz ein, um den Segeltuchbezug über dem oberen Faßdeckel zuzunähen.
    »Kleine Stiche, immer kleine Stiche«, mahnte Hornblower.
    Der Maat, der über den lauernden Tod gebeugt seine Arbeit tat, war natürlich aufgeregt. Auch Hornblower war bereits nervös, aber der eben erlebte Fehlschlag hatte ihn gelehrt, wie wichtig es war, daß die vorbereitende Arbeit gewissenhaft getan wurde.
    Der Segelmachersmaat tat den letzten Stich und übernähte das Ganze noch einmal. Dann zog er sein Messer und schnitt das Garn ab. Es konnte keinen harmloseren Anblick geben als dieses in Segeltuch eingenähte Faß, das hier stumm und dumm im Boot stand. Clout war schon dabei, Pech über das frisch vernähte Oberteil zu schmieren; die Seiten und der Boden des Fasses waren dick verschmiert worden, ehe es in die Barkaß gebracht worden war. »Die Leine her«, sagte Hornblower.
    Wie beim letzten Male wurde eine Bucht vom Faß um das Ankertau der Boje genommen und wieder am Faß befestigt.
    »Hoch damit, ihr beide! Fier langsam weg!«
    Das Faß sank langsam unter die Oberfläche, es baumelte an seiner Leine, während es die Männer Hand über Hand auf den Grund fierten. Jetzt wich mit einem Male die Spannung im Boot, was sich dadurch kundtat, daß alles zu schwatzen begann.
    »Ruhe!« fuhr Hornblower dazwischen.
    Obwohl das Ding jetzt unsichtbar auf den Grund der Bucht hinabsank, bildete es doch immer noch eine tödliche Gefahr - die Männer begriffen das nur nicht. Einer der Taucher saß bereits mit seiner Kanonenkugel in den Händen auf dem Setzbord, man sah, wie er seine Brust abwechselnd weitete und wieder entspannte. Zum Lachen! Ausgerechnet in diesem Augenblick mußte Hornblower einfallen, daß er ganz vergessen hatte, die kostbaren Kanonenkugeln durch Steine zu ersetzen, wie es doch seine Absicht gewesen war. Er hätte dem Mann noch gern gesagt, er solle das Pulverfaß auf alle Fälle an die richtige Stelle bringen, aber das verbot sich angesichts der schwierigen Verständigung von selbst. Er mußte sich mit einem stummen Blick begnügen, der zugleich Drohung und Ansporn ausdrücken sollte.

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