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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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sagte Hornblower kurz.
    Mochte nun der eine oder der andere der Offiziere recht haben, jedenfalls konnten die Karronaden auf solche Entfernung nicht in das Gefecht eingreifen. Noch immer also mußte die Artillerie der Lydia mit Ausnahme des Neunpfünders schweigen. Bush war offenbar der gleichen Meinung. Jedenfalls ließen seine nächsten Befehle darauf schließen.
    »Zeit zur Ablösung der Bootsgäste«, sagte er und begab sich nach vorn, um das Nötige zu veranlassen. Hornblower hörte, wie er die Leute zur Eile trieb, damit die Mannschaft wieder anrudern konnte, ehe die Lydia das bißchen Fahrt verlor, das sie noch machte.
    Obwohl der Nachmittag bereits fortgeschritten war, herrschte dennoch eine Gluthitze. Der Dunst des aufs Deck vergossenen Blutes mischte sich mit dem Teergeruch der erwärmten Decksnähte und dem Pulverqualm des Neunpfünders, denn nach wie vor beschoß Marsh den Feind. Hornblower fühlte sich elend; ja, ihm war so übel, daß er fürchtete, er werde sich schändlicherweise angesichts seiner Untergebenen erbrechen müssen. Wenn Müdigkeit und Sorgen ihn bis zu einem gewissen Grad zermürbt hatten, empfand er die stampfenden und schlingernden Bewegungen des Schiffes viel stärker als sonst.
    Es fiel ihm auf, daß die Leute, die während längerer Zeit auf ihren Gefechtsstationen gelacht und Witze gemacht hatten, nunmehr still geworden waren, da sie sich gegen das feindliche Feuer nicht wehren konnten. Das war ein schlechtes Zeichen.
    »Weitergeben: Sullivan soll mit seiner Fiedel an Oberdeck erscheinen«, befahl Hornblower.
    Der verrückte rothaarige Ire kam nach achtern. Die Geige hielt er unter den Arm geklemmt, und mit den Fingerknöcheln rieb er sich die Stirn.
    »Spiel uns auf, Sullivan«, rief Hornblower. »Holla, Kerls, wer von euch tanzt am besten Hornpipe?«
    Offenbar herrschte hinsichtlich der Beantwortung der Frage eine Meinungsverschiedenheit.
    »Benskin, Sir«, meinten einige.
    »Hall, Sir«, ließen sich andere Stimmen vernehmen.
    »Nein, MacEvoy, Sir.«
    »Dann haben wir ja die Auswahl«, sagte Hornblower.
    »Kommt mal her, ihr drei. Jeder von euch tanzt uns einen Hornpipe vor, und der Beste bekommt eine Guinee.«
    In späteren Jahren wurde immer und immer wieder erzählt, wie die Lydia ins Gefecht geschleppt wurde, indessen man auf ihrem Oberdeck Hornpipe tanzte. Man betrachtete es als ein Beispiel für den kaltblütigen Schneid des Kommandanten, und nur Hornblower selbst wußte, wie wenig stichhaltig solche Behauptung war. Er gab den Befehl lediglich, um die Leute bei guter Stimmung zu halten.
    Später an jenem schrecklichen Nachmittag ertönte vorn ein Krachen, dem von außenbords lautes Geschrei folgte. »Barkaß ist gesunken!« meldete Galbraith von der Back aus, aber Hornblower war bereits zu Stelle.
    Eine Kanonenkugel hatte das Beiboot völlig zertrümmert. Die Leute strampelten in der Dünung; sie suchten das Wasserstag zu erwischen oder in den Kutter zu gelangen, denn alle Überlebenden hatten eine Höllenangst vor den Haifischen.
    »Na, da haben uns die Dagos der Mühe enthoben, die Barkaß wieder aufzubeißen«, sagte Hornblower laut. »Jetzt sind wir nahe genug herangekommen, ihnen die Zähne zu zeigen.« Die Matrosen, die ihn hörten, riefen Hurra.
    »Mr. Hooker!« rief er den Midshipman des Kutters an.
    »Wenn Sie die Leute aufgefischt haben, legen Sie bitte Ihr Ruder nach Steuerbord. Wir wollen das Feuer eröffnen.« Er kehrte zur Hütte zurück.
    »Hart Steuerbord!« befahl er dem Rudergänger. »Mr. Gerard, Sie können feuern, sobald Ihre Geschütze ein Ziel haben.«
    Sehr langsam kam die Lydia herum. Noch ehe sie die Wendung vollendet hatte, wurde sie von einer neuen Breitseite der Natividad getroffen, aber Hornblower merkte es gar nicht.
    Die Zeit der Untätigkeit war endlich vorüber. Er hatte sein Schiff bis auf vierhundert Meter an den Gegner herangeführt.
    Nun bestand seine ganze Pflicht darin, daß er auf Deck hin und her gehend seinen Leuten ein gutes Beispiel gab.
    »Sachte, Mr. Hooker!« brüllte er. »Es genügt!« Zollweise drehte die Fregatte. Gerard visierte über eine Kanone hinweg, um den Augenblick abzupassen, da sie das Ziel fand.
    »Achtung!« schrie er zurücktretend, wobei er genau die Schlingerbewegung des Schiffes abschätzte. »Feuer...!« Unter dem Donner der Salve quoll dichter Qualm aus den Stückpforten, und der Rückstoß ließ die Lydia nach Feuerlee überholen.
    »Feste, Kerls!« schrie Hornblower durch den Lärm. Nun da es endlich

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