Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Ausbildung und der Disziplin erreicht hatte.
    Irgend etwas - war es der Rückstoß der Kanonen, ein schwacher Luftzug, oder die rollende Dünung? - trieb die Lydia um ein geringes von ihrem Gegner fort. Hornblower erkannte, daß die Geschütze immer weiter herumgeworfen werden mußten, um dem auswandernden Ziel folgen zu können, wodurch die Feuergeschwindigkeit litt. Er rannte nach vorn und kletterte auf das Bugspriet hinaus, bis er sich über Hooker und seinen im Kutter sitzenden Leuten befand, die in höchster Spannung dem Kampf zusahen.
    »Mr. Hooker, bringen Sie den Bug zwei Strich nach Steuerbord herum.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Die Mannschaft legte sich in die Riemen und pullte auf die Natividad zu . Die Schlepptrossen kamen steif, indessen ringsum sie das Wasser abermals von einer schlecht liegenden Breitseite zu Schaum aufgewirbelt wurde. Den gewaltigen Anstrengungen der Kuttergäste war es zu danken, daß die Fregatte rechtzeitig herumkam. Sobald Hornblower sich davon überzeugt hatte, eilte er wieder zu seinem Standpunkt auf der Hütte zurück. Dort suchte bereits ein bleicher Schiffsjunge nach ihm.
    »Mr. Howell schickt mich, Sir, Steuerbord vordere Pumpe ist kurz und klein geschossen.«
    »So?« Hornblower wußte, daß ihm der Schiffszimmermann nicht bloß solche Hiobspost schicken würde.
    »Er richtet 'ne andere her, Sir, aber es wird 'ne Stunde vergehen, vor daß sie arbeiten tut. Ich soll Ihnen melden, Sir, daß das Wasser langsam steigt.«
    Hornblower räusperte sich. Der ihn anredende Bengel bekam runde Augen und wurde ganz zutraulich, nun die erste Befangenheit, zum Kommandanten zu sprechen, überwunden war.
    »Vierzehn Mann sind bei der Pumpe zermalmt worden, Sir...
    Es war fürchterlich, Sir.«
    »Sehr schön. Lauf nur wieder zu Mr. Howell und sage ihm, der Kommandant ist davon überzeugt, daß er sein Bestes tun wird, die neue Pumpe bald in Gang zu bringen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Hornblower sah dem über das Oberdeck laufenden Jungen nach, der sich geschickt durch das dort herrschende Gedränge bewegte. Nun mußte er sich gegenüber dem Seesoldaten ausweisen, der beim vorderen Niedergang Posten stand, denn niemand durfte sich unter Deck begeben, wenn er nicht beweisen konnte, daß er dort dienstlich etwas zu tun hatte.
    Hornblower hatte das Gefühl, daß die Meldung des Zimmermanns belanglos war, weil sie von seiner Seite keine Entscheidung erforderte. Es galt, den Kampf fortzuführen, mochte ihnen das Schiff unter den Füßen wegsacken oder nicht.
    In dieser Hinsicht jeder Verantwortung enthoben zu sein, bot ihm eine gewisse Befriedigung.
    »Anderthalb Stunden schon, Sir«, sagte Bush, der händereibend auf ihn zutrat. »Großartig, Sir; einfach großartig!«
    Hornblower hätte ebensogut glauben können, das Gefecht habe nur zehn Minuten gedauert, aber Bush hatte pflichtgemäß die neben dem Kompaß angebrachte Sanduhr beobachtet.
    »Noch nie im Leben habe ich Dagos so tapfer bei ihren Kanonen ausharren sehen«, setzte der Erste Offizier hinzu.
    »Richten tun sie miserabel, aber die Feuergeschwindigkeit läßt nicht nach. Dabei bin ich überzeugt, daß wir ihnen ganz gehörig zugesetzt haben, Sir.«
    Er versuchte durch den wirbelnden Rauch zu spähen und wedelte sogar lächerlicherweise mit der Hand, ihn fortzutreiben.
    Diese Geste, die verriet, daß Bush doch nicht ganz so ruhig war, wie er sich den Anschein gab, bereitete dem Kommandanten ein eigentümliches Vergnügen. Noch während er sprach, näherte sich Crystal.
    »Der Qualm wird etwas dünner, Sir. Ich möchte annehmen, daß eine leichte Brise aufkommt.«
    Gleichzeitig hielt er einen angefeuchteten Zeigefinger empor.
    »Wahrhaftig, Sir; ein schwacher Luftzug von Backbord achtern kommend. Ah!«
    Ein etwas stärkerer Stoß setzte ein. Wie eine zusammenhängende Masse wurde die Rauchschicht über den Steuerbord-Bug davongetrieben, und nun war es, als hebe sich der Bühnenvorhang vor einer Szene. Dort drüben lag die Natividad, und sie glich einem Wrack. Der behelfsmäßig aufgebrachte Fockmast war den Weg seines Vorgängers gegangen, und der Großtopp war ihm gefolgt. Jetzt stand lediglich noch der Kreuzmast, der hinterste von den dreien. Die Natividad, die in Feuerlee ein riesiges Gewirr von Takelage mit sich schleppte, rollte heftig in der Dünung. Vorn waren drei Stückpforten derartig zerschmettert, daß sie nur noch eine einzige darstellten. Es sah aus, als sei ihr ein Zahn ausgeschlagen worden.
    »Liegt tief im Wasser, Sir«, meinte

Weitere Kostenlose Bücher