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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Regengüsse zu schützen. Die Offiziere erhielten rohgezimmerte Holzhütten, und natürlich bekam Lady Barbara eine für sich. Mit diesem Befehl bewies Hornblower wenigstens ein einziges Mal, daß er sich der Gegenwart jener Frau bewußt war. Während der sich überstürzenden Arbeit und unter dem Druck der auf ihm lastenden Verantwortung brachte er weder die Zeit noch die Willenskraft auf, sich mit Lady Barbara zu unterhalten. Er war müde, und die schwüle Hitze zehrte an seinen Kräften, aber seiner persönlichen Veranlagung entsprechend und angesichts der Notwendigkeit, die Arbeiten bald zu beenden, steigerte er sich eigensinnig und unvernünftig immer stärker in die ihm obliegenden Tätigkeiten hinein, so daß er die Tage wie in einem Alpdruck der Überanstrengung verbrachte, und Lady Barbara war in den wenigen Minuten, die er mit ihr sprach, für ihn nur wie die Vision einer schönen Frau, die ein Mann während seiner Fieberphantasien haben kann.
    Von der frühesten Dämmerung bis zum Abend trieb er seine Leute an und ließ sie in der fürchterlichen Hitze fronen, bis sie in wehmütiger Bewunderung die Köpfe schüttelten. Sie nahmen ihm seinen Eifer gar nicht übel, denn sie wußten, daß er sich selbst keinerlei Schonung auferlegte. Auch entsprach es dem Charakter britischer Seeleute, daß sie um so williger arbeiteten, je außergewöhnlicher die Begleitumstände waren. Statt in ihren bequemen Hängematten, schliefen sie auf dem Sand, und sie empfanden es als Abwechslung, daß sie nicht an Bord, sondern auf festem Boden beschäftigt wurden.
    Die den Wald durchschwirrenden Leuchtkäfer, die seltsamen Früchte, die ihnen die Gefangenen von der Natividad liefern mußten, ja sogar die lästigen Moskitos, alles das machte ihnen Freude, In der Nähe der einen Sperrbatterie sprudelte ein klarer Bach von den Felsen hernieder, so daß sie endlich einmal nach Herzenslust Wasser vergeuden konnten. Den Männern, die es oft monatelang erlebten, daß ein Posten beim Wassertank stand, galt dergleichen als märchenhafter Luxus.
    Am Strand und möglichst weit von den mit Persennings überzogenen, scharf bewachten Pulverfässern entfernt loderten Feuer empor, über denen das der Bootsmannslast entnommene Pech geschmolzen wurde. Ein Teil der Besatzung mußte Werg zupfen, da die vorhandenen Vorräte nicht ausreichten. Indessen wurde die Lydia auf den Strand gelegt und so weit übergeholt, daß der Zimmermann mit der Ausbesserung des Bodens beginnen konnte. Die Schußlöcher wurden mit entsprechenden Pfropfen verkeilt, die undicht gewordenen Nähte kalfatert. Zum Ersatz einiger losgerissener Kupferplatten mußten die letzten Reservebleche der Fregatte herangezogen werden. Vier Tage lang dröhnte der Hammerschlag, und der Geruch schmelzenden Pechs trieb über die stillen Wasser der Bucht, wenn die qualmenden Kessel zur Arbeitsstätte geschafft wurden.
    Am Ende des Zeitabschnitts schritt Hornblower zusammen mit dem Zimmermann langsam den Schiffsboden ab und erklärte brummend, mit der geleisteten Arbeit zufrieden zu sein.
    Die Lydia wurde wieder in tiefes Wasser geschleppt und unter die steil abfallende Klippe gebracht, auf der die eine der beiden Batterien stand. Dort hatte Bush mittlerweile ein kranartiges Gestell aufgebracht, mit dessen Hilfe der Stumpf des alten Kreuzmastes wie ein Zahnstummel aus dem Schiff gezogen und der Notmast ordnungsgemäß eingesetzt wurde, so daß er nun auch den Stürmen des Kap Hoorn gewachsen war.
    Nach Erledigung dieser langwierigen und schwierigen Arbeit kehrte die Lydia zu ihrem ursprünglichen Ankerplatz zurück, wo sie bis auf die Landbatterien alles wieder an Bord nahm, was vor dem Kielholen hatte ausgepackt werden müssen. Auch wurden sämtliche schadhaften oder notdürftig ausgebesserten Teile der Takelage ausgewechselt.
    Nun endlich durfte sich auch Hornblower eine Atempause gönnen. Eine wahre Zentnerlast fiel ihm vom Herzen, als er abermals die Decksplanken der Lydia unter den Füßen spürte und das seit vierzehn Tagen andauernde Klanken der Pumpen verstummt war. Es tat wohl, wieder ein seetüchtiges Schiff zu kommandieren, und sehr angenehm empfand er auch das Bewußtsein, daß er fortan bis zur Rückkehr nach England keine strategischen und taktischen Pläne mehr auszuarbeiten brauchte.
    Gerade jetzt wurde die eine der beiden Sperrbatterien abgebaut und geschützweise an Bord zurückgeführt. Schon war die eine Breitseite wieder verwendbar, und er konnte auf alle innerhalb des

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