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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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weilte Maria. Vielleicht konnte sie die hart angebraßten weißen Marssegel sehen. Vielleicht beobachtete auch Lady Barbara das Auslaufen der Sutherland. Abermals mußte Hornblower schlucken.
    Ein über den Stonehouse Pool streichender Windstoß hätte die Fahrt des Schiffes beinahe abgestoppt. Es zitterte, bis der Rudergänger es etwas abfallen ließ. Hornblower blickte nach Steuerbord hinüber. Man kam verdammt nahe an Cremyll heran; seine Vermutung, daß die Sutherland eine starke Abtrift hatte, bestätigte sich. Er prüfte den Wind und den bei der Landspitze stehenden Gezeitenstrom. Jeden Augenblick konnte sich die Notwendigkeit ergeben, über Stag und nochmals auf nördlichen Kurs zu gehen, ehe man den Kampf mit der Stromversetzung aufnahm. Devils Point lag jetzt fast hart voraus und etwas an Steuerbord. Im gleichen Augenblick aber, da Hornblower erkannte, daß man daran vorbeikommen würde, hob Bush die Hand, um den Befehl zum Wenden zu geben.
    »Behalten Sie den Kurs bei, Mr. Bush«, sagte Hornblower.
    Mit dem ruhig erteilten Befehl deutete er an, daß er selbst das Kommando übernommen hatte, worauf Bush den bereits geöffneten Mund wieder schloß.
    In einem Abstand von nur fünfzig Meter segelten sie an der Boje vorbei. Gleichzeitig legte sich das Schiff unter der auffrischenden Brise noch etwas weiter über. Auf der Leeseite quirlte das Wasser. Hornblower hatte nicht eingegriffen, um dem Untergebenen seine seemännische Überlegenheit zu erkennen zu geben, sondern weil es ihm widerstand, ein Manöver weniger elegant durchzuführen, als es sich ermöglichen ließ. In der kaltblütigen Beurteilung aller Umstände übertraf er seinen Ersten Offizier tatsächlich. Das bewies schon sein gutes Whistspiel. Hornblower war sich übrigens seiner Beweggründe durchaus nicht bewußt. Er dachte kaum an das, was er getan hatte, wie er sich auch nie etwas auf seine vorzügliche Seemannschaft einbildete. Vor ihnen weitete sich jetzt der Sund. Mit seitlichem Winde glitt das Linienschiff hinein.
    »Lassen Sie die Bramsegel setzen, Mr. Bush«, befahl der Kommandant.
    An Backbord erschienen die rauhen Staddonhöhen, an Steuerbord erhob sich der Mount Edgcumbe. Je näher man dem offenen Meere kam, desto stärker frischte es auf. Der Wind harfte in den Wanten. Die Sutherland begann den Seegang zu spüren und merkbar etwas zu stampfen. Das Knarren und Ächzen des hölzernen Rumpfes wurde hörbar. Besonders laut war es drunten unter Deck, aber bald gewöhnte sich das Ohr daran.
    »Gott verdamme diese Tölpel!« knurrte Bush, der das Losmachen der Bramsegel beobachtete.
    Auf der Luvseite lag Drakes Island. Die Sutherland wandte der Insel das Heck zu, während sie den Sund entlang segelte.
    Noch ehe die Bramsegel gesetzt worden waren, stand man querab vom Picklecomb Point, und dann öffnete sich die Cawsand-Bucht vor Hornblowers Blick. Dort lag der Geleitzug; im Vordergrund die sechs Ostindienfahrer, deren weißer Pfortengang ihnen das Aussehen von Kriegsschiffen gab. Sie alle zeigten die gestreifte Flagge der Ehrenwerten Kompanie, und einer davon prahlte mit einem Stander, der einem Kommodore Seiner Majestät Ehre gemacht haben würde. Auch die beiden Vorratsschiffe der Marine und die vier für Lissabon bestimmten Transporter waren zur Stelle. Weiter draußen in See rollten die Dreidecker Pluto und Caligula vor ihren Ankern.
    »Flaggschiff signalisiert, Sir«, sagte Bush, der das Glas zum Auge geführt hatte. »Mr. Vincent, Sie hätten das schon vor einer Minute melden sollen.«
    Zwar war die Pluto erst seit dreißig Sekunden in Sicht, aber es gehörte sich, dieses erste Signal des Admirals möglichst prompt abzunehmen.
    »Erkennungswimpel der Sutherland« , meldete der unglückliche, durchs Glas starrende Signalfähnrich. »Negativ Nr. 7... Die Nummer bedeutet›Ankern‹, Sir.«
    »›Verstanden‹geben!« befahl Hornblower scharf. »Lassen Sie die Bramsegel festmachen und das Großmarssegel backbrassen, Mr. Bush.«
    Durchs Glas sah er drüben Matrosen aufentern. Binnen fünf Minuten hatten die Pluto und die Caligula eine ganze Wolke von Leinewand gesetzt.
    »Die haben vorm Nore gelegen, die Kerle«, grollte Bush. An der genannten, dicht vor der Themsemündung und damit vor der Einfahrt eines der Großhäfen der Welt gelegenen Sandbank bot sich dem Kommandanten natürlich die beste Gelegenheit, von den einlaufenden Handelsschiffen Leute herunterzuholen, da wenige Matrosen dazu genügten, sie den Fluß hinauf nach London zu

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