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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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schmutzig und die Leute erschöpft.
    Als die Befehle zum Segelsetzen erteilt wurden und die vor Müdigkeit abgestumpfte Mannschaft von den Unteroffizieren auf die Manöverstationen getrieben wurden, legte Hornblower die Hände auf den Rücken um die Vorgänge in olympischer Ruhe zu beobachten. Savage, der dienstälteste Fähnrich den er vom Kinde zum Manne hatte heranwachsen sehen, brüllte nach den Leuten die das Großmarsfall bedienen sollten. Savage sah blaß und übernächtigt aus. Eine Nacht der Ausschweifungen, die er in irgendeinem fragwürdigen Lokal der Stadt Plymouth verlebt haben mochte, hatte deutliche Spuren hinterlassen.
    Während er seine Befehle hinausschrie, griff er sich an die Schläfe, als bereite ihm der von ihm selbst hervorgerufene Lärm Kopfschmerzen. Hornblower schmunzelte. Im Verlauf der nächsten Tage würde sich der junge Mann wieder gesundschwitzen.
    »Wo bleiben denn die Kerle?« tobte Savage mit überkippender Stimme. »Willig, willig! Ran an das Marsfall, da Profos, machen Sie den lahmen Burschen Beine!«
    Dicht neben dem Kommandanten enterte ein Maat an der Spitze seiner Leute in die Unterwanten des Kreuztopps.
    Hornblower bemerkte, wie der junge Longley einen Augenblick zögernd den Voranstürmenden nachsah, sich dann aber einen Ruck gab und ihnen folgte. Das Gefühl gemeinsamer Arbeit tat seine Schuldigkeit. Es ließ den kleinen Kadetten die Furcht vor der schwindelerregenden Höhe überwinden. Hornblower freute sich. Aus dem Bengel ließ sich vielleicht noch etwas machen.
    Bush, der einen Blick auf seine Taschenuhr geworfen hatte, wandte sich zornschnaubend an den Steuermann.
    »Neun Minuten' Man sehe sich bloß diese Jammerlappen an.
    Die Seesoldaten sind bessere Matrosen als sie!«
    Gerade jetzt holten die Genannten das Kreuzmarsfall durch.
    Trapp, trapp, trapp stampften ihre gestiefelten Füße über die Decksplanken. Sie taten ihren Dienst auf militärisch exerziermäßige Art. Im allgemeinen lachten die Seeleute darüber, aber derzeit bestand kein Zweifel, daß sie am besten abschnitten.
    Von den Falls ging es an die Brassen. Ein Brüllen des auf dem Vorschiff weilenden Harnson verkündete, daß die Muring geschuppt worden war. Hornblower warf einen letzten Blick zum Verklicker empor und erkannte, daß der Wind weit auf Osten herumgegangen war, so daß es nicht leichtfallen würde, Devils Point zu umsegeln. Mit rundgebraßten Rahen drehte die Sutherland und nahm langsam Fahrt auf. Weiber kreischten, und das Flattern von Taschentüchern verriet Hornblower, daß einige der Frauen, die vierundzwanzig Stunden früher von Bord gewiesen worden waren, von den das Schiff umgebenden Ruderbooten aus ihren Männern und Freunden Lebewohl sagen wollten. Dicht an der Seite der Sutherland saß solch eine unglückliche Frau hemmungslos schluchzend auf der Achterducht eines Bootes. Ihr Mund stand weit offen, und die Tränen strömten ihr über die Wangen. Vielleicht würde sie ihren Mann niemals wiedersehen.
    »Bleib binnenbords mit deinem Kürbis!« gellte Harnson einen Matrosen an, der Abschiedsgrüße hinüberwinkte. Unter keinen Umständen durfte man eine Ablenkung von den dienstlichen Pflichten dulden.
    Hornblower fühlte, wie sich die Sutherland unter dem Druck der Segel leicht überlegte, als Bush sie so nahe wie möglich an den Wind brachte. Angesichts des Umstandes, daß man ein Schiff, dessen Eigenschaften man noch nicht kannte, um den Vorsprung des Devils Point herumsteuern mußte, war die Maßnahme durchaus richtig. Das Krängen der Sutherland weckte einen Sturm von Erinnerungen. Erst wenn man sich unter Segel befand, das Deck zu schwanken begann, die Takelblöcke knarrten und die Takelage ächzte, fielen einem alle jene tausend Einzelheiten ein, die die Seefahrt mit sich brachte.
    Hornblower schluckte vor Erregung.
    Dicht glitten sie unter dem Dockyard Point vorüber. Die meisten Werftarbeiter ließen ihre Arbeit liegen, um der auslaufenden Sutherland nachzublicken, aber kein Hurraruf wurde hörbar. Im Verlauf einer siebzehnjährigen Kriegsdauer hatten sie so viele Kriegsschiffe in See gehen sehen, daß sie ein solcher Vorgang nicht mehr beeindruckte. Hornblower hätte gern eine lustige Weise spielen lassen, aber er hatte keine Kapelle an Bord. Die Pfeifer der Seesoldaten und der Fiedler des Schiffes hätten nur ein erbärmliches Geräusch gemacht. Nun öffnete sich das Becken des Stonehouse Pool vor ihnen, und dahinter wurden die Dächer von Plymouth sichtbar. Dort irgendwo

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