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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ahnen. Wenn es sich als notwendig erweisen sollte, einen Sündenbock zu finden, so würde man natürlich ihn dazu ausersehen. Er prüfte die Windstärke und gelangte zur Einsicht, daß es nicht ratsam sei, in der Absicht, den Rest des Geleitzuges einzuholen, mehr Segel zu setzen. Seltsamerweise heiterte ihn das Bewußtsein, einem Tadel, der ihm nun einmal zugedacht war, nicht entgehen zu können, bis zum gewissen Grade auf. Das Seemannsleben hatte ihn gelehrt, unabänderliche Tatsachen mit philosophischer Gelassenheit hinzunehmen.
    Acht Glasen. Er hörte, wie die nächste Wache an Deck gerufen wurde. Bush erschien auf der Kampanje, um Gerard abzulösen. Hornblower fühlte den Blick seines Kapitänleutnants auf sich gerichtet, tat aber so, als bemerke er nichts, und verharrte in mürrischem Schweigen. Er hatte es sich zur Regel gemacht, kein überflüssiges Wort zu verlieren, und diese Regel bewährte sich so gut, daß er niemals dagegen verstieß. Es bereitete ihm jetzt Genugtuung, Bush keine Beachtung zu schenken, aber dann fiel ihm ein, daß er in seinem ungekämmten und unrasierten Zustand eine wenig glückliche Figur machte. Wahrscheinlich sah er infolge der Seekrankheit auch graugrün im Gesicht aus. Ärgerlich begab er sich nach unten.
    Er saß wieder in der Kajüte. Den Kopf hatte er auf die Hände gestützt. Alle hängenden Gegenstände bewegten sich langsam zum Rhythmus der knarrenden Hölzer, aber solange er sie nicht ansah, konnte er sich beherrschen. Wenn das Insichtkommen von Ushant gemeldet wurde, wollte er sich niederlegen.
    Plötzlich erschien Polwheal, der einem Gaukler gleich ein Tablett balancierte.
    »Frühstück, Sir«, meldete der Steward geschwätzig. »Ich wußte nicht, daß Sie auf sind, Sir, bis es mir die Leute der Backbordwache sagten, als sie unter Deck kamen. Kaffee, Sir...
    Weißbrot. Das Feuer in der Kombüse brennt schon. Ich könnte es Ihnen also im Handumdrehen rösten, Sir.«
    Mit jählings erwachendem Mißtrauen sah Hornblower seinen getreuen Polwheal an. Polwheal machte gar nicht erst den Versuch, ihm, abgesehen von dem Weißbrot, etwas von den guten Dingen anzubieten, die an Bord gekommen waren; kein Hammelkotelett, keinen knusprig gebratenen Speck; nichts von den Delikatessen, die Hornblower in so leichtsinniger Weise eingekauft hatte. Dennoch wußte Polwheal sehr wohl, daß er gestern abend nichts gegessen hatte, und im allgemeinen bestand Polwheal sehr nachdrücklich darauf, daß er reichlich aß. Er wunderte sich also darüber, daß ihm Polwheal solch ein karges französisches Frühstück anbot. Unter Hornblowers starrem Blick verlor der Steward ein wenig seine Fassung, was Hornblowers Mißtrauen neue Nahrung gab. Polwheal war hinter das Geheimnis der Seekrankheit seines Kommandanten gekommen.
    »Stell's hin!« befahl er grob, da er im Augenblick nicht mehr sagen konnte. Gehorsam folgte Polwheal dem Befehl, blieb dann jedoch unschlüssig stehen.
    »Ich werde dich rufen lassen, wenn ich dich brauche«, sagte Hornblower streng, worauf der Steward wegtrat.
    Den Kopf zwischen den Händen haltend, suchte sich Hornblower der Vorfälle des gestrigen Tages zu entsinnen. Jetzt wurde es ihm klar, daß nicht nur Polwheal, sondern auch Bush und Gerard, darüber hinaus die ganze Besatzung wußten, daß er unter der Seekrankheit litt. Nun er daran dachte, erkannte er auch nachträglich allerlei kleine Hinweise, die sich aus dem Verhalten der Untergebenen ergaben. Zunächst bedrückte ihn solche Erkenntnis derartig, daß er stöhnte. Dann fing er an, sich zu ärgern, und schließlich gewann sein Sinn für Humor die Oberhand, und er lächelte. Noch während er es tat, nahm seine Nase den angenehmen Duft des Kaffees wahr. Etwas erstaunt schnupperte er, denn seine Sinne reagierten in entgegengesetzten Richtungen. Er verspürte zwar Hunger und Durst, gleichzeitig aber auch heftigen Widerwillen. Hunger und Durst trugen auf die Dauer den Sieg davon. Er goß sich Kaffee ein und schlürfte bedächtig, wobei er es vermied, den Blick auf die schwankenden Gegenstände zu richten. Nachdem ihn der starke gesüßte Kaffee innerlich erwärmt hatte, begann er auch ganz instinktiv, das Weißbrot zu sich zu nehmen, und erst als er den vor ihm stehenden Teller geleert hatte, kamen ihm Bedenken hinsichtlich der Zweckmäßigkeit seines Verhaltens.
    Aber auch jetzt blieb ihm das Glück hold, denn ehe sich die Seekrankheit aufs neue bemerkbar machen konnte, wurde an die Tür geklopft, und er empfing die Meldung,

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