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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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daß Land gesichtet worden sei. Die Tätigkeit, die jetzt nötig war, ließ ihn alles andere vergessen.
    Vom Oberdeck aus war Ushant noch nicht zu sehen.
    Hornblower unternahm jedoch nicht den Versuch, in den Vortopp zu entern, vielmehr spähte er nach Osten, wo hinter der Kimm Frankreich liegen mußte. Von allen Küstenstrichen der Welt hatte vielleicht dieser die größte Rolle in der britischen Seekriegsgeschichte gespielt. Drake und Blake, Shovel und Rooke, Hawke und Boscawen, Rodney, Jervis und Nelson, sie alle hatten wie Hornblower an Deck ihrer Schiffe gestanden, um den Blick ostwärts zu richten, wie er es tat. Sowohl auf der Ausreise als auch auf der Heimreise umsegelten drei Viertel der britischen Handelsmarine Ushant. Als Wachoffizier der unter Pellews Kommando stehenden Indefatigable hatte Hornblower während der Blockade von Brest viele aufreibende Tage vor Ushant zugebracht. In diesen Gewässern geschah es, daß die Indefatigable und die Amazon den Franzosen Droits de l'Homme in die Brandung und tausend Menschen in den Tod trieben. Die Einzelheiten jenes dreizehn Jahre zurückliegenden erbitterten Kampfes hafteten in seinem Gedächtnis mit der gleichen Klarheit wie jene des Gefechtes mit der Natividad , die er vor neun Monaten versenkt hatte. Es war das offenbar ein Zeichen des Alterns.
    Hornblower schüttelte die trübe Stimmung ab, die sich seiner bemächtigen wollte, und widmete sich der Aufgabe, einen neuen Kurs zum Kap Finisterre abzusetzen und die Ostindienfahrer davon zu verständigen. Das erstere war erheblich leichter als das letztere. Eine geschlagene Stunde lang mußte er signalisieren und blinde Schüsse abgeben lassen, bis der Letzte seiner Herde seine Signale in befriedigender Weise wiederholt hatte.
    Hornblower gewann dabei den Eindruck, daß es den Steuerleuten des Geleitzuges geradezu Vergnügen machte, ihn mißzuverstehen, ihn nicht zu beachten oder die Signale fehlerhaft zu wiederholen. An Bord der Lord Mornington wehte das Signal zehn Minuten lang nur in halber Höhe, als wolle man damit andeuten, daß es nicht verstanden sei. Erst als die Sutherland fast bis auf Rufweite herangekommen war - Hornblower kochte vor Zorn -, war man drüben imstande, die Flaggleinen zu klaren und das festgeklemmte Signal ordnungsmäßig vorzuheißen.
    Bush schmunzelte höhnisch bei solchem Anblick. Er wollte dem Kommandanten gegenüber eine bissige Bemerkung darüber machen, daß sich die Ostindienfahrer zu Beginn einer Reise ebenso unbeholfen benahmen wie ein Kriegsschiff, aber Hornblower schritt bereits ärgerlich davon und ließ Bush das Nachsehen. Der lächerliche Vorfall hatte in ihm aufs neue die Furcht geweckt, selbst lächerlich zu erscheinen. Er trug indessen dazu bei, die Seekrankheit vorläufig jedenfalls zu überwinden.
    Erst nachdem er längere Zeit einsam auf der Steuerbordseite gestanden hatte, indessen Bush die nötigen Manöver durchführte, um die Sutherland wieder auf ihre vorgeschriebene Position zu Luv des Geleitzuges zu bringen, stellte sich das Unbehagen neuerdings ein. Schon wollte er sich unter Deck begeben, als ihn ein Zuruf des Ersten Offiziers zur Kampanje eilen ließ. »Die Walmer Castle wendet, Sir!«
    Hornblower brachte das Glas ans Auge. Die Walmer Castle war das Spitzenschiff des Geleitzuges und stand in einer Entfernung von drei Seemeilen am weitesten an Backbord. In der Tat hatte sie gewendet und hielt nun auf die Sutherland zu.
    »Sie signalisiert, Sir«, meldete Vincent, »aber ich kann das Signal nicht ausmachen. Es könnte Nr. 29 sein, aber das würde bedeuten:›Gefecht abbrechen‹und gäbe keinen Sinn.«
    »Posten Ausguck!« brüllte Bush zum Vortopp empor. »Was sehen Sie an Backbord voraus?«
    »Nichts, Sir.«
    »Soeben werden die Flaggen niedergeholt«, begann der Fähnrich Vincent wieder. »Und da geht ein anderes hoch! Nr. 9, Sir...›Feind in Sicht‹«
    »Savage!« rief Bush. »Nehmen Sie Ihr Glas, und dann rauf ins Gehölz!« Mittlerweile hatte auch das zweite Schiff der Linie in den Wind gedreht. Savage befand sich noch in den Unterwanten, ab die Stimme des Postens Ausguck ertönte.
    »Jetzt kann ich sie sehen, Sir... Zwei Lugger an Backbord voraus!« Lugger, denen man auf der Höhe von Ushant begegnete, konnten nur französische Kaperer sein. Diese flinken und wendigen, stark bemannten Fahrzeuge, deren Tüchtigkeit jener der englischen Kriegsschiffe nicht nachstand, würden wahrscheinlich alles daransetzen, einen fetten Ostindienfahrer als Prise

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