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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ihre Uhren mit der meinigen zu vergleichen. Das Sternenlicht wird zum Erkennen des Zifferblattes ausreichen. Was, Sie besitzen keine Uhr, Mr. Hooker? Vielleicht ist Mr. Bush so freundlich, Ihnen die seinige zu leihen.«
    Den Gesichtern seiner Offiziere sah es Hornblower an, daß die Gleichstellung der Uhren die erwartete Wirkung auf sie nicht verfehlte. Sie wußten, daß die von ihrem Kommandanten festgelegten Zeitpunkte aufs peinlichste zu beachten waren, um den richtigen Ablauf der nächsten Aktion zu gewährleisten.
    »Hat noch einer der Herren irgendwelche Fragen?... Nicht.
    Dann darf ich Sie wohl bitten, mit Ausnahme des wachhabenden Offiziers bei mir zu Abend zu essen?«
    Abermals wechselten die Anwesenden Blicke. Jene am Vorabend einer Kampfhandlung in Hornblowers Kajüte stattfindenden Mahlzeiten hatten schon eine gewisse Berühmtheit erlangt. Savage erinnerte sich der Stunden, die dem Zweikampf zwischen der Lydia und der Natividad vorangegangen waren. Die beiden anderen Eingeladenen waren damals sein Divisionsoffizier Galbraith und sein bester Freund Clay gewesen. Galbraith war in der fernen Südsee am Wundbrand gestorben, und den Kopf Clays hatte eine Kanonenkugel zerschmettert.
    »Heute abend gibt es keine Whistpartie, Savage«, lächelte Hornblower, der die Gedanken des Leutnants erriet. »Dazu haben wir noch vor Mitternacht zu viel zu tun.«
    Schon öfters hatte Hornblower eine Whistgesellschaft gegeben, wenn eine Kampfhandlung bevorstand. Dabei hatte er seine eigene Erregung dadurch bemäntelt, daß er das Spiel seiner zerstreuten Mitspieler kritisierte. Jetzt zwang er sich zu einem freundlichen Lächeln, während er den Gästen voraus zur Kajüte schritt. Seine innere Spannung weckte das Mitteilungsbedürfnis in ihm, und heute abend durfte er solcher Neigung um so mehr nachgeben, als die Offiziere wortkarger waren als für gewöhnlich. Bewundernd sahen sie ihn an, während er plaudernd die Unterhaltung in Gang zu bringen suchte. So gut gelaunt war er stets nur am Vorabend besonderer Ereignisse. Für ihn handelte es sich um eine willkommene Ablenkung, wobei er doch stets den Abstand zwischen dem Kommandanten und dem Offizierskorps zu wahren wußte.
    Schließlich warf er die zerknitterte Serviette auf den Tisch.
    »Schade, meine Herren; es ist Zeit für uns, wieder an Deck zu gehen. Ich finde es tief bedauerlich, daß wir das gemütliche Beisammensein beendigen müssen.«
    Aus der hellerleuchteten Kajüte traten sie in die Dunkelheit hinaus. Am Himmel glitzerten die Sterne, und geisterhaft glitt die Sutherland über das Meer, in dem sie sich spiegelten. Die sich übereinandertürmenden Segel verloren sich in der Höhe.
    Hin und wieder knarrte ein Takelblock, und glucksend schlugen die kleinen Wellen gegen die Schiffsseiten. Überall an Oberdeck hatten sich flüsternde Gruppen gebildet, und als die Offiziere ihre Leute mit halblauter Stimme antreten ließen, eilten sie schweigend herbei. Jede Division bekam ihren besonderen Auftrag. Hornblower ermittelte gemeinsam mit seinem I. O. den Standort des Schiffes und blickte durchs Nachtglas angestrengt zur Küste hinüber.
    »Erste Barkaß antreten!« rief Gerard leise. »Pinnaß antreten!« echote Rayner.
    Die Kuttermannschaften traten auf dem Achterdeck an. Im ganzen hatte Hornblower zweihundertundfünfzig Mann für das Unternehmen eingeteilt. Endete es mit einem völligen Mißerfolg, so würde Bush kaum Matrosen genug haben, die Sutherland wieder zum vereinbarten Treffpunkt des Geschwaders zu führen.
    »Lassen Sie beidrehen, Mr. Bush«, sagte Hornblower. Eins nach dem anderen wurden die Boote zu Wasser gebracht. Mit »Auf Riemen!« lagen sie wenige Meter von der Bordwand entfernt. Als letzter begab sich Hornblower über die Seite, um neben Brown und Longley am Heck der zweiten Barkaß Platz zu nehmen. Brown knurrte einen Befehl, worauf sich die ganze Flottille fast lautlos in Bewegung setzte. Die Nacht war sehr dunkel, und dicht über dem Wasser schien es besonders finster zu sein. Geisterhaft tauchten die Riemen in die schwarzsamtene See. Die von Gerard und Rayner befehligten Boote verschwanden alsbald.
    Hornblower zwang sich zum Stillsitzen. Seine Linke ruhte am Griff des älteren Ehrensäbels. Gar zu gern hätte er sich nach den anderen Booten umgedreht. Von Minute zu Minute wurde er nervöser. Irgend so ein blödsinniger Seesoldat konnte mit seinem Musketenschloß spielen, oder eine Pistole, deren Besitzer sie vorschriftsmäßig gespannt hatte, mochte

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