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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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auf und nieder gehen. Langjährige Erfahrung hatte ihn gelehrt, bestimmte Schlüsse aus der Haltung seines Vorgesetzten zu ziehen, der nachdenklich den Kopf vorgebeugt hatte und die gefalteten, aber dennoch unruhig zuckenden Hände auf dem Rücken hielt.
    So kam es, daß jedermann an Bord das Bevorstehen eines neuen Unternehmens zwei Stunden vor dem Zeitpunkt ahnte, zu dem der Kommandant auf dem Achterdeck erschien, um die entsprechenden Befehle zu erteilen.

11. Kapitel
    »Sie schießen gut, Sir«, meinte Bush, als eine Wassersäule urplötzlich hundert Meter querab der Backbordseite emporstieg.
    »Kein Wunder«, bemerkte Gerard. »Fünfzig Meter über dem Meeresspiegel fest montierte Zweiundvierzigpfünder und dazu Kanoniere mit zehnjähriger Dienstzeit.«
    »Dennoch habe ich sie schon schlechter arbeiten sehen«, sagte Crystal.
    »Schätzungsweise zwanzighundert Meter«, begann Bush wieder.
    »Mehr«, meinte Crystal.
    »Kaum fünfzehnhundert«, ließ sich Gerard vernehmen.
    »Unsinn«, knurrte Bush.
    Hornblower machte der Erörterung ein Ende.
    »Bitte aufzupassen, meine Herren. Läufer! Ich lasse die Herren Rayner und Hooker bitten... Also nun sehen Sie sich die Gegend mal ganz genau an.«
    Ein Dutzend Fernrohre richtete sich auf Port Vendres, hinter dem der außergewöhnlich hoch aussehende Mont Canigou aufragte. Rot leuchteten im Widerschein des Sonnenunterganges die weißen Häuser des Städtchens, das sich am Ufer der kleinen Bucht entlangzog. Vor ihnen lag ein Schiff vor Anker, und beiderseits der Bucht befanden sich die Küstenbatterien, deren Geschütze von Zeit zu Zeit diesen frechen Feind, der dicht vor der Küste des Kaiserreichs die britische Flagge zu zeigen wagte, ungeachtet der großen Entfernung mit Einzelschüssen zu fassen versuchten.
    »Merken Sie sich die Lage der linken Batterie, Mr. Gerard«, sagte Hornblower. »Mr. Rayner, Sie sehen die andere da zur Rechten... soeben feuert sie. Passen Sie gut auf, damit kein Fehler unterläuft. Mr. Hooker, Sie werden heute nacht imstande sein müssen, ein Boot zu dem vor Anker liegenden Schiff zu steuern.«
    »Aye, aye, Sir«, antwortete Hooker, während die übrigen Offiziere vielsagende Blicke wechselten.
    »Legen Sie das Schiff über Steuerbordbug, Mr. Bush. Wir halten auf See hinaus. Ihre Befehle, meine Herren.«
    Mit wenigen Worten erteilte Hornblower jedem einzelnen die entsprechenden Anweisungen. Das vor Port Vendres liegende Schiff sollte noch während der Nacht weggenommen werden. Es würde das die Krönung der Ereignisse sein, die mit dem Aufbringen der Amelie begonnen und in der Erstürmung der Küstenbatterie von Llanza ihre Fortsetzung gefunden hatten.
    »Gegen ein Uhr geht der Mond auf. Ich werde dafür sorgen, daß wir um Mitternacht wieder den gegenwärtigen Punkt erreichen«, sagte Hornblower.
    Man durfte hoffen, die Garnison von Port Vendres dadurch zu täuschen, daß die Sutherland offensichtlich davonsegelte, und später würde eine Stunde der Dunkelheit ausreichen, den beabsichtigten Überfall durchzuführen. Der aufgehende Mond aber sollte hinreichendes Licht liefern, die Beute in Sicherheit zu bringen oder im Falle eines Mißerfolges das Sammeln der Angreifer und den Rückzug zu ermöglichen.
    »Mr. Bush übernimmt während der Aktion die Führung des Schiffes«, erklärte Hornblower.
    »Sir!« protestierte der I. O. »Ich bitte Sie, Sir...«
    »Sie haben sich heute schon zur Genüge ausgezeichnet, Bush.«
    Hornblower war fest entschlossen, sich an dem Angriff zu beteiligen. Er wußte, daß er es einfach nicht aushalten würde, außerhalb der Bucht zu warten, während von weitem Kampflärm herübertönte. Schon jetzt befand er sich in fieberhafter Stimmung, wenn er auch streng darauf bedacht war, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Jeder einzelne der das Schiff enternden Leute muß Seemann sein«, fuhr Hornblower fort. »Mr. Gerard und Mr. Rayner können sich die Seesoldaten teilen.«
    Die Hörer nickten. Ein fremdes Fahrzeug in dunkler Nacht zu bemannen und auf See hinauszusteuern erforderte seemännisches Können.
    »Sie alle begreifen, was ich von Ihnen verlange, meine Herren?« Abermaliges Kopfnicken. »Mr. Hooker, bitte wiederholen Sie den Ihnen erteilten Befehl.«
    Hooker kam der Aufforderung in sehr genauer Weise nach. Er war ein tüchtiger Offizier geworden, und Hornblower hatte das schon vorausgesehen, als er ihn nach der Rückkehr der Lydia zur Beförderung vorschlug.
    »Gut«, sagte der Kommandant. »Ich bitte die Herren,

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