Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
unversehens losgehen. Sowie der Feind die geringste Warnung erhielt, war das ganze Unternehmen verpfuscht. Ein Mißerfolg aber konnte schwere Verluste mit sich bringen und dem Führer, sofern er die Niederlage überhaupt überlebte, einen gewaltigen Rüffel seitens des Admirals eintragen. Endlich glaubte Hornblower schattenhaft grau die Klippen zu erkennen. Die Hand an der Ruderpinne haltend, änderte er den Kurs.
    »Auf Riemen!« Leise glitt das Boot weiter. Dicht hinter ihm bezeichneten zwei in der Dunkelheit kaum wahrnehmbare schwarze Flecke die Stelle, wo die beiden Kutter lagen, die dem Beispiel des Führerbootes folgten. Hornblower führte die Taschenuhr bis dicht unter seine Nase, so daß er gerade das Zifferblatt erkennen konnte. Er mußte noch drei lange Minuten warten.
    Geräusche drangen an sein Ohr. Ein Ruderboot hielt auf die Hafeneinfahrt zu. Dem Klatschen der Riemen nach zu urteilen, befand es sich etwa zweihundert Meter weit voraus. Es mußte das französische Wachboot sein, dessen Anwesenheit er vorausgesetzt hatte. Der Führer schien allerdings nicht daran zu denken, daß ein lautlos patrouillierendes Fahrzeug jedem einen Überfall planenden Gegner gefährlicher werden mußte als ein solches, das nur geräuschvoll vor der Einfahrt hin und her fuhr.
    Abermals sah Hornblower auf die Uhr.
    »Herhören!« flüsterte er. »Vor uns ist das Wachboot. Erinnert euch daran, was ich gesagt habe: blanke Waffen. Jeden, der ohne meine Feuererlaubnis zu knallen beginnt, schieße ich eigenhändig nieder. Ruder an!«
    Die Barkaß kroch weiter und glitt unbemerkt in den Hafen.
    Binnen weniger Augenblicke mußte sie die Stelle erreichen, an der sich das Feuer der Batterien kreuzte, jenen Punkt, den die Posten unentwegt im Auge behielten und auf den während der Nacht die Geschütze gerichtet waren, so daß eine einzige Salve jedes einlaufende Boot in tausend Stücke reißen würde.
    Während etlicher schrecklicher Sekunden hielt es Hornblower für möglich, daß sich die Pinnaß und die andere Barkaß verirrt hatten, aber dann fiel ihm ein Stein vom Herzen, denn von rechts und von links erfolgten Anrufe, die beide sofort in einem wilden Geknatter von Gewehrschüssen untergingen. Rayner und Gerard führten ihre Landungsabteilungen gegen die Batterien und machten dazu, wie ihnen befohlen worden war, einen Höllenlärm, um die Aufmerksamkeit der Artilleristen von der Einfahrt abzulenken. Hornblower sah jetzt deutlicher das Wasser unter den Schlägen der Besatzung des Wachbootes aufspritzen. Die Leute hielten mit aller Kraft auf das Ufer zu, statt sich um ihre eigene Angelegenheit zu kümmern. Lautlos und unbemerkt glitt die Barkaß näher. Sie war nur noch fünfzig Meter vom Wachboot entfernt, als man drüben endlich hellhörig wurde.
    »Qui va la?« rief jemand scharf, aber noch ehe eine Antwort erwartet werden konnte, krachte der Vorsteven der Barkaß gegen die Seite des Wachbootes.
    Unmittelbar vorher hatte Hornblower die Riemen einnehmen lassen, während jene des Franzosen bei dem Zusammenstoß in Trümmer gingen und dabei die Hälfte der Mannschaft durcheinanderwarfen. Hornblower riß den Säbel aus der Scheide und sprang, kaum daß sich die Bordwände berührten, mit einem heftigen Satz hinüber. Die Aufregung drohte ihn zu ersticken.
    Mit beiden Füßen landete er auf jemandem, der sich im Heck des Wachbootes befand. Durch die eigene Körperwucht warf er ihn nieder, blieb aber wunderbarerweise selbst auf den Beinen.
    Er glaubte unterhalb seines Knies ein weißes Gesicht zu sehen, trat wütend danach, fühlte, daß etwas an seinem Bein entlangglitt, und hieb im selben Augenblick nach einem anderen Gesicht, das vor ihm auftauchte. Deutlich spürte er splitternde Knochen. Das Boot schwankte heftig unter seinen Füßen, als die eigenen Leute über die Seite enterten. Irgend jemand richtete sich vor ihm auf, jemand, der einen großen schwarzen Schnurrbart trug und demnach kein Engländer sein konnte.
    Hornblower verlor das Gleichgewicht. Er und sein Gegner fielen auf die bereits am Boden Liegenden, doch als er sich aufraffte, war der Kampf bereits zu Ende, ohne daß ein einziger Schuß abgefeuert worden war. Hornblowers Nacken und das rechte Handgelenk waren feucht und klebrig. Wahrscheinlich rührte das von Blut her, doch fand er keine Zeit darüber nachzudenken.
    »In die Barkaß!« rief er seinen Leute zu. »Ruder an!«
    Das Gefecht mochte kaum eine Minute lang gedauert haben.
    Noch immer drang von den Batterien

Weitere Kostenlose Bücher