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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Segel, die er schon seit längerem beobachtete, reizten ihn, den Versuch zu wagen. Es handelte sich vermutlich um eins der Wein und Öl befördernden französischen Küstenfahrzeuge, die zwischen Port Vendres und Marseille verkehrten. Gewiß, eigentlich grenzte ein solcher Versuch an Tollheit, aber dennoch, heute war er zu solchen Tollheiten aufgelegt.
    »Geben Sie weiter: Bootssteurer des Kommandanten zum Kommandanten«:, befahl er dem Seekadetten der Wache. Er hörte, wie der Ruf von Mund zu Mund bis zum Vorschiff drang, und zwei Minuten später kam Brown eiligen Schrittes nach achtern, um am Fuß der Kampanjetreppe die Befehle zu erwarten.
    »Können Sie schwimmen, Brown?«
    »Jawohl, Sir.«
    Prüfend ließ Hornblower den Blick über die kraftvollen Schultern und den breiten Nacken des Mannes gleiten. Aus der offenen Hemdbrust quoll dichtes schwarzes Haar hervor.
    »Wie viele Ihrer Leute können schwimmen?«
    Brown sah verlegen von einer Seite zur anderen, bis er sich zu einem peinlichen Geständnis bequemte. Er wagte nicht, seinem Kommandanten die Unwahrheit zu sagen.
    »Ich weiß nicht, Sir.«
    Hornblower verzichtete darauf, dem Mann einen derben Tadel zu erteilen, aber sein ruhiges: »Das sollten Sie wissen« war möglicherweise noch viel wirkungsvoller.
    »Ich brauche Freiwillige und nur gute Schwimmer für die Gig. Es handelt sich um eine gefahrvolle Angelegenheit. Ich bitte mir aus, daß nur wirkliche Freiwillige eingeteilt werden, Brown. Auf Ihre Nachhilfemethoden verzichte ich.«
    »Aye, aye, Sir«, beeilte sich Brown zu sagen, und dann nach kurzem Nachdenken: »Alle werden sich melden, Sir, und es wird schwerfallen, die Auswahl zu treffen. Führen Sie selbst, Sir?«
    »Ja. Jeder Mann empfängt ein Entermesser und Feuerzeug.«
    »Feu... Feuerzeug, Sir?«
    »Jawohl. Stein und Stahl, Zunder und ein paar ölgetränkte Lappen. Die Sachen sind wasserdicht einzuwickeln. Gehen Sie zum Segelmacher, und lassen Sie sich Öltuch geben nebst Bändern, um die Päckchen während des Schwimmens anbinden zu können.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Sie können wegtreten, Brown. Stellen Sie Ihre Leute zusammen. Ich lasse Herrn Kapitänleutnant Bush zu mir bitten.«
    Rollenden Schrittes kam Bush nach achtern. Sein Gesicht glänzte vor Aufregung. Noch ehe er die Kampanje erreichte, wurde das Schiff bereits von Gerüchten durchschwirrt. Die wildesten Vermutungen über das, was der Kommandant nunmehr vorhabe, befanden sich im Umlauf. Die Mannschaften hatten ohnehin während des Vormittagsdienstes immer mit einem Auge zur Küste Frankreichs hinübergeschielt.
    »Mr. Bush«, sagte Hornblower, »ich gehe an Land, um den Küstensegler da zu verbrennen.«
    »Aye, aye, Sir. Werden Sie persönlich führen?«
    »Allerdings«, versetzte Hornblower kurz. Er vermochte es nicht, dem Untergebenen klarzumachen, daß er es einfach nicht fertigbrachte, während einer Aktion, zu der er Freiwillige aufrief, selbst zurückzubleiben. Streng sah er Bush an. Bush erwiderte den Blick; ein Widerspruch lag ihm bereits auf der Zunge, doch besann er sich eines Besseren. »Barkaß und Pinnaß, Sir?«
    »Nein, die würden bereits eine halbe Meile vom Strande entfernt auf Dreck laufen.«
    Die Bemerkung war zutreffend. Vier Schaumlinien verrieten, daß das Wasser außergewöhnlich seicht war. »Ich nehme meine Gig«, sagte Hornblower.
    Noch immer schien sein abweisender Gesichtsausdruck jede Einwendung verhindern zu wollen, aber diesmal faßte Bush Mut. »Könnte nicht ich die Führung übernehmen, Sir?«
    »Nein.«
    Die schroffe Ablehnung schloß jede weitere Erörterung aus.
    »Und merken Sie sich noch folgendes, Bush. Keine Rettungsversuche. Wenn wir verloren sind, sind wir verloren.
    Sie verstehen mich? Wollen Sie den Befehl schriftlich haben?«
    »Nicht nötig, Sir; ich verstehe.«
    Traurig klangen die Worte. Obwohl Hornblower seinen I. O. außerordentlich schätzte, hielt er doch nicht viel von dessen Fähigkeiten, auf eigene Faust zu handeln. Der Gedanke, Bush könne bei dem Versuch, seinen Kommandanten herauszuhauen, wertvolles Leben opfern, erschreckte ihn.
    »Schön. Lassen Sie beidrehen, Mr. Bush. Wenn alles klappt, sind wir binnen einer Stunde wieder an Bord. Bis dahin bleiben Sie auf der Stelle.«
    Das Kommandantenboot - es handelte sich allerdings nicht um eine Gig im modernen Sinne - besaß acht Riemen.
    Hornblower hegte die Hoffnung, daß das Zuwasserbringen vom Lande aus nicht beachtet worden war. Bushs Segelexerzieren mußte bei den Franzosen den

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