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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Kerls!«
    Abermals sprang er in die Lagune, und die kleine Schar der nackten Männer folgte ihm. Diesmal hatten sie es nicht eilig.
    Die Aufregung des Überfalls war verflogen. Der furchtbare Anblick des unter Deck wütenden Brandes hatte alle ernüchtert.
    Sie scharten sich um ihren Führer, dessen unsportliches Brustschwimmen das Tempo angab. Hornblower war müde und empfand es dankbar, als seine ausgestreckte Rechte endlich das am Ufer wachsende Ried zu fassen bekam. Die Matrosen stiegen vor ihm an Land. Brown half ihm mit nasser Hand.
    »Heiliges Donnerwetter!« platzte in diesem Augenblick einer der Leute heraus. »Guck einer doch bloß die alte Hexe da an!«
    Sie waren bis auf dreißig Meter der Stelle nahe gekommen, an der sie die Kleider zurückgelassen hatten. Gerade als der Matrose die Aufmerksamkeit seiner Kameraden dorthin lenkte, warf die ältere der beiden Frauen das letzte Kleidungsstück ins Wasser. Ein paar zerfetzte Hemden trieben noch, von Luftblasen getragen, auf der Oberfläche, alles andere aber lag bereits am Boden des Kanals.
    »Verfluchtes Frauenzimmer, was fällt dir denn ein?!« tobte Brown. Sämtliche Leute der Landungsabteilung umtanzten nackt und heftig gestikulierend die Gruppe der Franzosen.
    Wortlos deutete die Alte zu dem verlassenen Schiff hinüber, das von vorn bis achtem in Flammen stand, indessen dichter schwarzer Qualm aus den seitlichen Öffnungen brach. Das Tauwerk des Großmastes löste sich in schwelende Bestandteile auf, und dann sackte der Mast selbst, an dem kaum sichtbare Flammen leckten, langsam nach einer Seite.
    »Ich tauche nach Ihrem Hemd, Sir«, wandte sich einer der Matrosen an Hornblower, nachdem er sich von dem faszinierenden Anblick losgerissen hatte.
    »Nein«, schnappte Hornblower. »Abteilung marsch!«
    »Wollen Sie nicht wenigstens die Hosen von dem alten Mann anziehen, Sir?« schlug Brown vor. »Ich nehme sie ihm weg, mag ihn der Teufel holen, Sir. Es schickt sich doch nicht, daß...«
    »Nein«, wiederholte Hornblower.
    Splitternackt stiegen sie zu dem Rebengelände empor. Von droben warfen sie einen letzten Blick zum Kanal hinunter. Die beiden Frauen weinten fassungslos, während die Männer in stummer Verzweiflung der Vernichtung ihres Schiffes, ihres ganzen Besitztums, zusahen. Hornblower führte seine Leute weiter. Ein Reiter galoppierte auf sie zu. Die blaue Uniform und der Dreispitz verrieten, daß es sich um einen der Gendarmen Bonapartes handelte. Unweit von ihnen parierte der Mann durch und griff nach dem Säbel. Offenbar jedoch war er sich seiner Sache nicht ganz sicher, denn wie hilfesuchend sah er sich nach allen Seiten um.
    »Mensch, hau bloß ab!« schrie Brown, der mit dem Entermesser herumfuchtelte. Da auch die übrigen Matrosen eine drohende Haltung einnahmen, riß der Gendarm sein Pferd zurück. Weiße Zähne blitzten unter seinem schwarzen Schnurrbart. Die Engländer machten, daß sie weiterkamen. Als Hornblower zurückblickte, sah er, daß der Gendarm abgesessen war und sich bemühte, den am Sattel des unruhig umhertretenden Gaules baumelnden Karabiner zu ergreifen.
    Oberhalb des Strandes standen der alte Winzer und die beiden Weiber. Der Alte schwang zornig seine Hacke, aber die Frauen grinsten verlegen, als der Aufzug der nackten Kerle erschien.
    Drunten am Strand lag die Gig, und weiter draußen in See befand sich die Sutherland , bei deren Anblick die Matrosen Hurra riefen.
    Eifrig zupackend, schoben sie das Boot über den Sand, warteten, bis Hornblower eingestiegen war, brachten es in tieferes Wasser, polterten über die Seiten und griffen zu den Riemen. Einer der Männer stieß einen Schmerzensschrei aus, als ihm ein Splitter der Ducht ins Sitzfleisch drang. Hornblower mußte lächeln, aber der entrüstete Brown brachte den Verletzten augenblicks zum Schweigen.
    »Da kommt er, Sir!« rief der Mann am Schlagriemen und deutete über Hornblowers Schulter.
    Unbeholfen lief der von seinen schweren Reitstiefeln behinderte Gendarm zum Strand hinunter. Er hielt den Karabiner in der Linken. Hornblower sah, wie er niederkniete und zielte. Sekundenlang quälte ihn der Gedanke, seine eigene Laufbahn könne durch die Kugel eines französischen Gendarmen ihr Ende finden, aber als ein Rauchwölkchen aus der Karabinermündung hervorbrach, folgte nicht einmal das Singen des vorüberfliegenden Bleis. Es konnte von einem Mann, der weit geritten und dann mühsam gelaufen war, nicht erwartet werden, daß er auf zweihundert Meter Entfernung mit dem

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