Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Bush und die anderen annahmen, er sei zu einem bestimmten Zweck hierhergekommen, und daß er alsbald Befehle erteilen werde, durch die die Kette der während der letzten beiden Tage erlebten Abenteuer ihre Fortsetzung finden sollte. Sie maßen ihm geradezu hellseherische Fähigkeiten zu, und er hütete sich davor, durchblicken zu lassen, welch eine bedeutsame Rolle der Zufall gespielt hatte, und daß er die Sutherland nur aus allgemeinen Erwägungen heraus in die Nähe von Barcelona steuerte, weil er hoffte, es würden sich dort wünschenswerte Möglichkeiten ergeben.
    Schon war es erstickend heiß. Im Osten zeigte der Himmel eine grelle Tönung, und obwohl der leichte, von Italien kommende Ostwind über das Mittelmeer streichend vierhundert Seemeilen zurückgelegt hatte, schien er sich doch nicht abgekühlt zu haben. Es war, als atme man die Luft eines Ziegelofens. Eine Viertelstunde nachdem sich Hornblower unter der Deckspumpe erfrischt hatte, lief ihm schon wieder der Schweiß über das Gesicht. Das an Backbord vorübergleitende Land machte einen gänzlich verödeten Eindruck. Es gab hohe grüne Hügel, die teilweise von tafelbergartigen Felsschroffen überragt wurden. Das Auge gewahrte graue und braune Klippen, vor denen sich zuweilen blendende Streifen goldgelben Sandes entlangzogen. Zwischen den Hügeln und dem Meere aber verlief die große katalanische Heerstraße, die Barcelona mit Frankreich verband. Hornblower erwartete mit Bestimmtheit, daß sich irgend etwas auf dieser Straße zeigen werde. Wohl gab es, wie er wußte, weiter landeinwärts eine parallel dazu verlaufende, sehr schlechte Gebirgsstraße, doch war kaum anzunehmen, daß die Franzosen sie freiwillig benutzen würden. Als Hornblower den Entschluß faßte, diesen Küstenstrich anzusteuern, war es sein Hauptzweck gewesen, den Feind auf jene Bergwege abzudrängen, auf denen die spanischen Guerilleros bessere Gelegenheiten zum Abfangen einzelner Transporte finden mußten. Vielleicht gelang ihm das bereits dadurch, daß er die britische Flagge in Kanonenschußweite der Küste zeigte, doch hielt er es für wünschenswerter, den Erfolg durch eine scharfe Lektion zu erreichen. Dieser gegen die Flanke der Franzosen geführte Schlag durfte kein Lufthieb sein.
    Während des Deckscheuerns befanden sich die Mannschaften in sehr gehobener Stimmung. Hornblower freute sich um so mehr darüber, als die Heiterkeit auf die jüngst errungenen Erfolge zurückzuführen war. Seiner Art nach machte aber das Gefühl der Genugtuung alsbald neuen Zweifeln Platz. Würde es ihm auch weiterhin gelingen, seine Leute in so guter Verfassung zu erhalten? Ein lang dauernder und eintöniger Blockadedienst konnte die herrschende Stimmung bald verderben. Doch entschlossen wies er solche Gedanken von sich. Bisher war alles gut gegangen, und es würde auch in Zukunft gut gehen. Auch heute geschah sicherlich etwas, wenn es vorderhand auch nicht danach aussah. Hartnäckig suchte er sich einzureden, daß die Glücksträhne noch nicht zu Ende war.
    Ihm gerade gegenüber wurde der helleuchtende Strand von einer kleinen Gruppe weißer Häuser überragt. Auf dem Sande lagen einige Boote; spanische Fischerboote waren es wahrscheinlich. Es wäre unsinnig gewesen, hier eine Landung zu wagen, denn man konnte nicht wissen, ob das Dorf von französischen Truppen besetzt war. Allerdings konnten jene Fahrzeuge dazu dienen, die Franzosen mit frischem Fisch zu versorgen, aber dagegen ließ sich jetzt nichts machen. Überdies wollten auch diese armen Teufel von Fischern leben. Nahm er ihnen die Boote weg, so erbitterte er das Volk gegen die verbündeten Engländer, und in der ganzen Welt besaß Großbritannien derzeit nur auf der spanischen Halbinsel Verbündete.
    Schwarze Punkte bewegten sich drüben über den grellen Sand. Eins der Fischerfahrzeuge wurde ins Wasser geschoben.
    Sollte das der Beginn des heutigen Abenteuers sein?
    Hornblower fühlte, wie jählings die Hoffnung in ihm erwachte.
    Er klemmte das Fernglas unter den Arm und wandte sich ab, um scheinbar in tiefen Gedanken versunken wieder seine Deckswanderung aufzunehmen. Er hielt den Kopf etwas vorgebeugt und faltete die Hände auf dem Rücken.
    »Boot legt ab von Land, Sir«, meldete Bush, die Hand an den Hutrand führend.
    »Danke«, antwortete Hornblower gleichgültig.
    Er wollte unter keinen Umständen etwas von seiner Erregung erkennen lassen. Hoffentlich glaubten seine Offiziere, daß er jenes Boot noch nicht selbst gesehen und nun an

Weitere Kostenlose Bücher