Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
seinen Namen unter die Urkunde und rief nach Polwheal, der ihm eine Kerze bringen mußte, um das Siegelwachs schmelzen zu können. Gleichzeitig streute er Sand auf die noch feuchte Tinte. Bei der Adressierung an »den Konteradmiral Sir P. G. Leighton, K. B.« lief die Feder aus, und die Tinte floß auseinander wie auf einem Stück Löschpapier.
Immerhin aber war nun die Arbeit erledigt. Hornblower begab sich an Deck. Schon jetzt brannte die Sonne fast unerträglich.
Die gestern beobachtete bronzene Tönung des Himmels war noch auffallender geworden.
Bereits unten in der Kajüte hatte Hornblower festgestellt, daß sich das Fallen des Barometers, das vor drei Tagen eingesetzt hatte, wesentlich beschleunigte. Es befand sich ein Sturmfeld im Anzug, und ein Unwetter, das sein Kommen bereits so frühzeitig anzeigte, würde sich als äußerst heftig erweisen. Er befahl daher dem wachhabenden Gerard, scharf aufzupassen und bei ersten Anzeichen der Wetterverschlechterung Segel zu kürzen.
»Aye, aye, Sir.«
Dort drüben rollten die beiden anderen Schiffe des Geschwaders in der leichten Dünung. Vorn stand die Pluto mit ihren drei weißen Pfortengängen und der roten Flagge im Kreuztopp, die die Anwesenheit des Konteradmirals anzeigte.
Im Kielwasser des Flaggschiffs segelte die Caligula.
»Mr. Marsh soll die Flagge des Admirals salutieren. Sorgen Sie dafür, Mr. Gerard.«
Noch während der Salut erwidert wurde, stiegen bunte Flaggen an der Signalrah der Pluto empor.
» Sutherland wird angerufen«, las Vincent ab. »Position als Nr. 3 einnehmen.«
»Verstanden.«
Es folgte ein zweites Signal »Sutherland wird angerufen«, wiederholte der Fähnrich.
»Admiral an Kommandant: Kommen Sie zur Meldung an Bord.«
»Verstanden. Mr. Gerard, lassen Sie meine Gig klarpfeifen.
Wo ist der Oberst Villena?«
»Habe ihn heute früh noch nicht gesehen, Sir.«
»Heh! Mr. Savage und Mr. Longley. Purren Sie sofort den Herrn Obersten. Er muß fertig sein, wenn die Gig längsseit liegt.«
»Aye, aye, Sir.«
Binnen zwei und einer halben Minute war die Gig zu Wasser gebracht, und Hornblower hatte bereits Platz genommen, als im letzten Augenblick auch Villena erschien. Er sah so übelgelaunt aus, wie man es von einem Mann erwarten konnte, der von zwei jungen Leuten, die kein Wort Spanisch verstanden, brutal geweckt worden war. Sein Kaipak saß schief, und die Attila war unrichtig zugehakt worden. Dolman und Säbel trug er noch über dem Arm. Ungeduldige Matrosen zerrten ihn ins Boot. Sie wollten den guten Ruf ihres Schiffes nicht dadurch schädigen, daß sie den Admiral warten ließen.
Villena stolperte nach achtern, um sich neben Hornblower niederzulassen. Unrasiert und ungewaschen, erweckte er mit den verquollenen Augen einen übernächtigen Eindruck. Murmelnd und murrend machte er sich noch immer verschlafen daran, seinen Anzug in Ordnung zu bringen. Erst als man sich bereits dem Flaggschiff näherte, hatte Villena seine Augen ganz offen.
Er begann zu sprechen, aber während der kurzen, noch vor ihnen liegenden Zeitspanne hielt es Hornblower nicht für erforderlich, besonders höflich zu sein. Auch hoffte er, Leighton werde den Spanier als Gast aufnehmen, um sich dessen Kenntnisse von den Zuständen an Land zunutze zu machen.
Kapitän Elliott begrüßte die Herren, als sie das Oberdeck betraten.
»Freut mich, daß Sie da sind, Hornblower«, sagte er und verfiel dann, als ihm der spanische Oberst vorgestellt wurde, in unverständliches Murmeln, wobei er sichtlich erstaunt dessen farbenfrohe Uniform und das unrasierte Kinn betrachtete.
Offenbar war er froh, sich nach vollzogener Vorstellung wieder an Hornblower wenden zu können. »Der Admiral erwartet die Herren in der Kajüte. Ich bitte, Sie zu ihm führen zu dürfen.«
In der Admiralskajüte befand sich außer dem Geschwaderchef auch der Flaggleutnant. Es war der junge Sylvester, den Hornblower als tüchtigen Offizier hatte rühmen hören, obwohl er, wie es in diesem Fall begreiflich war, dem Hochadel angehörte. Leighton verhielt sich sehr würdevoll und wortkarg.
Der Schweiß rann an seinen gewichtigen Wangen herunter. Er und Sylvester machten den anerkennenswerten Versuch, den Obersten Villena willkommen zu heißen. Beide sprachen sie leidlich Französisch und etwas Italienisch. Indem sie das, was sie wußten, zusammenmengten und Lateinerinnerungen aus der Schulzeit daruntermischten, konnten sie sich wenigstens verständlich machen. Natürlich aber wollte die
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