Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
seiner Meinung nach, weitere fünfhundert Mann durch Versprengte und Deserteure eingebüßt hatten. »Sehr interessant«, murmelte Leighton etwas zerstreut. Ein Klopfen an der Tür, dem das Erscheinen Elliotts folgte, machte der Situation ein Ende.
    »Das Wetter sieht sehr bedrohlich aus, Sir«, meldete er. »Ich dachte, wenn Herr Kapitän Hornblower an Bord seines Schiffes zurückzukehren wünscht...«
    »Gewiß«, sagte Leighton aufstehend.
    Vom Oberdeck aus gewahrte man in Lee schwärzliche Wolken, die anscheinend gegen den Wind schnell höher stiegen.
    »Sie werden gerade noch rüberkommen«, meinte Elliott, zum Himmel emporblickend, indessen sich Hornblower anschickte, seine Gig zu besteigen.
    »Allerdings«, gab er zu. Sein Hauptbestreben war es, von Bord zu kommen, ehe es jemand auffiel, daß er Villena zurückließ. Der Spanier, der nichts von den an ihn gerichteten englischen Worten verstand, verweilte noch auf dem Achterdeck, und Hornblower beeilte sich, ins Boot zu kommen.
    »Ablegen!« befahl er, noch ehe er sich niedergesetzt hatte, und gleich darauf schoß die Gig davon.
    Da sie bereits den Admiral mit seinem Stabe an Bord hatte, war es auf der Pluto ohnehin etwas eng geworden, obwohl sie ein Dreidecker war. Die Anwesenheit eines spanischen Husarenobersten aber bedeutete, daß irgendein unglücklicher Leutnant seine Kammer dem›Badegast‹einräumen mußte. Da Hornblower jedoch jenen Leutnant nicht persönlich kannte, bedrückten ihn auch dessen Sorgen nicht Schon grollte in der Feme der erste Donner, als Hornblower das Deck der Sutherland betrat. Die Hitze hatte allerdings noch nicht im geringsten nachgelassen, und der Wind war fast völlig eingeschlafen. Die schwärzlichen Wolken aber waren bereits nahezu bis zum Zenit vorgedrungen. Der noch blaue Teil des Himmels zeigte einen harten metallischen Glanz.

16. Kapitel
    »Wird bald kommen, Sir«, meinte Bush, der in aller Ruhe die Wetteraussichten prüfte. Er hatte bereits einen großen Teil der Segel bergen lassen, und seinem Befehl folgend, war die Mannschaft gerade damit beschäftigt, ein Reff in die Marssegel einzustecken. »Wo die Sache aber herkommen wird, das weiß Gott allein.«
    Er trocknete sich die schweißnasse Stirn. Die Hitze war fürchterlich, und das Schiff, das von seinen Segeln nicht mehr gestützt wurde, rollte stoßend in der unruhigen See. Laut klapperten die Blöcke.
    »Na, nun mal los, verflucht noch mal«, knurrte Bush.
    Ein glutheißer Luftzug strich über Deck, und vorübergehend wurden die Bewegungen der Sutherland stetiger. Ein zweiter stärkerer Windstoß folgte; er schien noch heißer zu sein als sein Vorgänger. »Da kommt's!« deutete Bush.
    Urplötzlich wurde der düstere Himmel von einem grellen Blitz zerrissen, dem fast unmittelbar der krachende und knatternde Donner folgte. Gleichzeitig raste die Bö heran. Man erkannte sie an der harten metallisch glänzenden Linie, die sich auf der Meeresoberfläche abzeichnete. Die schräg von achtern gepackte Sutherland holte stark nach Lee über. Hornblower brüllte dem Rudergänger einen Befehl zu. Das Schiff fiel ein wenig ab und richtete sich wieder auf. Der heulende Wind brachte Hagel mit sich, kirschengroße Schloßen, die einen fürchterlichen Lärm an Deck verursachten und die See in einen gischtenden Hexenkessel verwandelten. Bush hielt sich den breiten Kragen seines Wettermantels vors Gesicht und suchte die Augen mit der Krempe des Südwesters zu schützen, aber Hornblower empfand die Frische des Windes so köstlich, daß er den durch die Hagelschloßen verursachten Schmerz gar nicht bemerkte. Polwheal, der mit dem Ölzeug des Kommandanten an Deck gerannt kam, mußte ihn am Rockärmel zupfen und seine Aufmerksamkeit auf sich lenken, um ihn dazu zu bewegen, die Sachen anzuziehen.
    Zwei Kabellängen, also kaum vierhundert Meter von der Steuerbordseite der Sutherland entfernt, trieb die Pluto. Der mächtige Dreidecker war noch unhandlicher und hatte eine noch größere Abtrift als die Sutherland. Während Hornblower hinübersah, dachte er an Villena. Was mochte der unter Deck eingesperrte, von ächzendem Holz umgebene Spanier empfinden? Vermutlich empfahl er seine Seele allen Heiligen.
    Die Caligula stand mit dicht gerefften Marssegeln in Luv. Sie war das beste Seeschiff des kleinen Geschwaders, denn die britischen Konstrukteure hatten in erster Linie daran gedacht, daß sie schwerem Wetter gewachsen sein müsse, und nicht ausschließlich den Zweck verfolgt, ein Schiff von

Weitere Kostenlose Bücher