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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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beneidete den alten Schäfer, der dort drüben, das grobe Tuch um die Schultern geschlungen und über den Stock gebeugt, dahinhumpelte.
    Nun tauchte wieder eine Stadt vor ihnen auf; Wälle, eine drohende Zitadelle, eine hohe Kathedrale. Sie rollten durch einen Torbogen. Laut hallte der Hufschlag von den Häuserfronten der schmalen Gassen wider. Auch hier gab es viele Soldaten. Die Strassen wimmelten von den verschiedensten Uniformen. Natürlich, dies war Perpignan, der Hauptetappenort der Armee, die in Katalonien eingedrungen war. Mit einem Ruck hielt der Wagen in einer breiteren Strasse.
    Eine Baumreihe säumte den mit Steinplatten belegten Kai des kleinen Flusses. Aufblickend las Hornblower:›Hôtel de la Poste et du Perdrix. Route Nationale 9. Paris 849.‹Hier wurden abermals die Pferde gewechselt. Mürrisch gestattete man den beiden Gefangenen, auszusteigen und sich die Beine zu vertreten, aber bald bemühten sie sich wieder um Bush, der in seinem jetzigen Zustand allerdings wenig Bedürfnisse äußerte.
    Caillard und die Gendarmen nahmen hastig einen Imbiss zu sich. Den Obersten konnte man hinter einem der Vorfenster des Gasthauses sitzen sehen, und seine Untergebenen hatten es sich an im Freien aufgestellten Tischen bequem gemacht. Jemand brachte den Gefangenen ein Tablett mit kaltem Braten, Brot, Wein und Käse. Kaum war es aber hereingereicht worden, als die Begleitmannschaft wieder aufsaß. Die Peitsche des Kutschers knallte, und weiter rollte der Wagen, um zunächst einem Seeschiff ähnlich auf- und abzuschlingern, als er eine und noch eine zweite Bogenbrücke passierte. Dann erreichte man aber eine gerade und breite, von Pappeln gesäumte Chaussee, und hier setzten sich die Pferde in Trab.
    »Jedenfalls vergeuden sie keine Zeit«, murmelte Hornblower grimmig.
    »Nein, Sir, das tun sie gewiss nicht«, gab Brown zu.
    Bush wollte nichts essen. Als man ihm Fleisch und Brot anbot, schüttelte er nur schwach den Kopf. Alles, was sie für ihn tun konnten, bestand darin, daß sie ihm die Lippen mit Wein anfeuchteten, denn er hatte Durst. Hornblower nahm sich vor, bei der nächsten Posthalterei um Wasser zu bitten. Er ärgerte sich darüber, daß er etwas so Wichtiges hatte vergessen können.
    Er und Brown teilten sich in das Essen. Sie bedienten sich dabei der Finger und tranken abwechselnd aus der Flasche, wobei Brown jedesmal, nachdem er getrunken hatte, erst den Flaschenhals mit der Serviette abwischte. Sowie jedoch die Mahlzeit beendet war, sprang der Kapitän wieder auf und blickte aus dem Fenster, um das vorübergleitende Landschaftsbild zu betrachten. Ein feiner kühler Regen nässte sein etwas dünnes Haar und sein Gesicht, doch obwohl ihm das Wasser schließlich in den Nacken zu tropfen begann, verharrte er auf seinem Posten und starrte in die Freiheit hinaus.
    Das Wirtshaus, vor dem sie bei Einbruch der Dunkelheit hielten, trug die Bezeichnung›Hotel de la Poste de Sigean. Route Nationale 9. Paris 805. Perpignan 44‹. Sigean selbst war nur ein Dorf, das sich kilometerlang an der Chaussee entlangzog, und das Gasthaus ein unansehnliches Gebäude, das kleiner war als die Stallungen, die auf drei Seiten den Hof umgaben. Die zum oberen Stockwerk hinaufführende Wendeltreppe war zu schmal für die Tragbahre, die daher mit ungern erteilter Einwilligung des Wirtes in die gute Stube getragen wurde. Hornblower sah, daß Bush schmerzvoll zusammenzuckte, als die Bahre gegen den einen Türpfosten stieß.
    »Wir brauchen einen Wundarzt für den Kapitänleutnant«, wandte er sich an den Sergeanten.
    »Ich werde versuchen, einen zu bekommen.«
    Der schielende Wirt war ein mürrischer Kerl. Er ärgerte sich darüber, daß er sein bestes Wohnzimmer ausräumen musste, um Betten für Hornblower und Brown sowie die vielen Dinge herbeizuschaffen, durch die sie hoffen konnten, Bushs Lage einigermaßen zu erleichtern; Lampen oder Wachskerzen gab es nicht, nur abscheulich qualmende Talgdochte.
    »Wie ist denn das Bein?« fragte Hornblower, der sich über seinen Gefährten beugte.
    »Ganz gut, Sir«, versicherte Bush beharrlich. Offensichtlich aber fieberte er, und zudem litt er solche Schmerzen, daß Hornblower ernsteste Befürchtungen hegte.
    Als der Sergeant die Magd mit dem Essen ins Zimmer führte, fragte er scharf:
    »Weshalb ist der Wundarzt nicht erschienen?«
    »Hier im Dorf gibt es keinen.«
    »Keinen Arzt? Aber der Kapitänleutnant ist schwer krank. Ist denn nicht zum wenigsten ein Apotheker da?«
    »Nein.«
    Der

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