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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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dem Herrn Kapitänleutnant Bush Gesellschaft zu leisten? Ich werde auch Ihren Diener zu Ihnen schicken, und vielleicht haben Sie die Güte, die Tür abzuschließen. Mit dem Gendarmen gedenke ich persönlich zu sprechen, und so wird Ihre Klausur hoffentlich nur wenige Minuten dauern.«
    Ein Gendarm! Hornblower strebte bereits mit großen Schritten dem Zimmer seines Gefährten zu, bevor die lange Rede beendet war. Herr de Gracey begleitete ihn in unerschütterlicher, höflicher und ruhiger Art. Bush saß aufrecht im Bett, als Hornblower eintrat, aber als er etwas sagen wollte, bedeutete ihm Hornblower mit schroffer Geste, er solle schweigen. Gleich darauf klopfte Brown an die Tür und wurde ebenfalls eingelassen, worauf Hornblower sorgfältig den Schlüssel umdrehte.
    »Was gibt es, Sir?« flüsterte Bush, und leise gab ihm der Kapitän die notwendige Erklärung. Etwas vorgebeugt, die Hand auf der Klinke, stand er horchend bei der Tür.
    Nun ertönte der Klopfer an der Haustür und das Rasseln einer Kette, als Felix öffnete. In höchster Spannung versuchte Hornblower die gesprochenen Worte zu verstehen, doch gelang es ihm nicht. Der Gendarm verhielt sich offenbar durchaus respektvoll, und Felix antwortete in der gleichmäßigen und etwas tonlosen Art des vollendeten Herrschaftsdieners. Schwere Schritte und das Klirren von Sporen verrieten, daß der Gendarm in die Vorhalle geführt wurde. Dann schloss sich irgendwo eine Tür, und es wurde wieder ganz still. Die zehn Minuten des Wartens kamen den drei Eingeschlossenen wie eine Ewigkeit vor. Hornblower, der fühlte, daß er sehr nervös wurde, zwang sich dazu, den Kopf zu wenden und den anderen, die in gespanntester Aufmerksamkeit lauschten, zuzulächeln.
    Das Warten dauerte indessen zu lange, um einen solchen Grad der Spannung aufrechtzuerhalten. Die Gesichter der Männer verzogen sich zu einem Grinsen, das jedenfalls aufrichtiger war als Hornblowers erzwungenes Lächeln. Sie erstarrten jedoch abermals in Bewegungslosigkeit, als es in der Halle wiederum laut wurde. Dann fiel die Haustür ins Schloss, und die Stimmen verhallten. Dennoch dauerte es geraume Zeit, bevor Weiteres geschah... Fünf Minuten verstrichen... zehn Minuten, dann zuckten sie bei dem leisen Klopfen zusammen wie bei einem Pistolenschuss.
    »Darf ich eintreten, Herr Kapitän?« vernahm man die Stimme des Grafen.
    Hastig öffnete Hornblower, ihn einzulassen, aber auch jetzt noch musste er sich fiebernd vor Erregung beherrschen und die an Bush gerichteten Entschuldigungen de Graceys verdolmetschen, der sich obendrein nach dem Befinden seines Gastes und danach erkundigte, ob er gut geschlafen habe.
    »Sagen Sie ihm bitte, daß ich eine sehr gute Nacht verbrachte, Sir«, bat der Kapitänleutnant.
    »Ich bin entzückt, es zu hören«, versicherte der Graf. »Nun also zur Sache mit dem Gendarmen...«
    Hornblower schob ihm einen Stuhl zurecht. Man sollte ihm nicht nachsagen, daß er über seiner Ungeduld die guten Manieren vergaß.
    »Danke vielmals, Herr Kapitän, danke. Sie sind dessen gewiss, daß ich durch mein Bleiben nicht zur Last falle? Sehr liebenswürdig. Der Gendarm kam, um mir mitzuteilen...«
    Die Schilderung des Vorganges verzögerte sich dadurch, daß Hornblower sie seinen Begleitern Satz für Satz verdolmetschen musste. Der Gendarm kam von Nevers. Kurz vor Mitternacht war die gesamte männliche Bevölkerung durch einen fast tobsüchtigen Oberst Caillard alarmiert worden, um ihn bei der Suche nach den Flüchtlingen zu unterstützen. In der nächtlichen Dunkelheit hatte man wenig unternehmen können, doch als es zu dämmern begann, hatte Caillard ein planmäßiges Absuchen der Ufer angeordnet, wobei er nicht nur nach Spuren der Gefangenen forschte, sondern auch in jedem in der Nähe des Flusses stehenden Haus oder Gehöft Erkundigungen anstellte.
    Der Besuch des Gendarmen war gewissermaßen nur der Ordnung wegen erfolgt. Er hatte gefragt, ob man irgend etwas von drei entwichenen Engländern gesehen habe, und darauf hingewiesen, daß sie sich möglicherweise irgendwo in der Nachbarschaft verborgen hielten. Die Antworten des Grafen hatten ihn vollauf befriedigt. Tatsächlich erwartete der Gendarm nicht, die Gesuchten lebend zu finden. Durch die Nachforschungen war bereits eine von dem verwundeten Engländer benutzte Decke zutage gefördert worden, die in der Nähe der Alliermündung ans Ufer geschwemmt worden war.
    Man vermutete daher, daß das Boot in dem angeschwollenen Fluss gekentert war, was

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